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Wirtschaftsforschungsinstitut: Deutschland droht Rezession

Energiekrise

DIW-Chef Fratzscher warnt vor Rezession und Wettbewerbsnachteilen

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    Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), warnt vor Wettberwerbsnachteilen für die deutsche Industrie.
    Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), warnt vor Wettberwerbsnachteilen für die deutsche Industrie. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa (Archivbild)

    Die deutsche Wirtschaft ist zwar im Frühjahr überraschend gewachsen, doch DIW-Chef Marcel Fratzscher hält die Gefahr einer Rezession für unverändert hoch und warnt vor besonderen Wettbewerbsnachteilen für die deutsche Wirtschaft in der Energiekrise. „Die Wahrscheinlichkeit, dass wir in eine Rezession schlittern, steigt“, sagte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung unserer Redaktion. „Nirgends steigen die Energiepreise schneller als hier und es wird sich zeigen, ob die Unternehmen diesen Wettbewerbsnachteil kompensieren können“, betonte der Ökonom.

    Die Wirtschaft drohe im Herbst und Winter zu schrumpfen. „Die gute Nachricht ist, es wird nicht mit einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit einhergehen“, erklärte Fratzscher. "Die schlechte Nachricht ist, dass wir eine sehr schleppende Erholung sehen werden, weil die Weltwirtschaft viel schwächer wächst als zuletzt“, sagte der DIW-Chef. „Für eine exportorientierte Volkswirtschaft heißt das nichts Gutes. Außerdem werden die Energiepreise hoch bleiben“, betonte Fratzscher.

    DIW-Chef Marcel Fratzscher: Stagflagtion kann niemand aufhalten

    Der DIW-Chef geht von einer Stagflation aus, also eine Mischung aus hoher Inflation und Arbeitslosigkeit sowie stagnierender Wirtschaftsleistung. „Die drohende Stagflation kann keiner verhindern – nicht die Regierung, nicht die Zentralbank, nicht die Unternehmen“, erklärte der Ökonom. „Der Staat muss deshalb die schwächeren Schultern entlasten."

    Die Krise werde sich weiter auf den Alltag der Menschen auswirken. „Sie müssen sich darauf einstellen, den Gürtel enger zu schnallen beim Verreisen, beim Ausgehen aber auch bei vielen Dingen der Grundversorgung“, sagte Fratzscher. „Deshalb ist ein drittes Entlastungspaket jetzt so dringend, das zielgenau Menschen mit mittleren und kleinen Einkommen entlastet“, sagt der Ökonom.

    DIW-Chef fordert Aussetzen der Schuldenbremse

    Fratzscher forderte die Bundesregierung zudem auf, ihre Haushaltspolitik zu überdenken: „Durch die zusätzlich dringend benötigten Zukunftsinvestitionen halte ich eine Einhaltung der Schuldenbremse 2023 für weder möglich noch wünschenswert“, betonte der Wirtschaftsforscher.

    Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal leicht um 0,1 Prozent. In einer ersten Schätzung war das Statistische Bundesamt noch von einer Stagnation der Wirtschaftsleistung ausgegangen. "Trotz der schwierigen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen hat sich die deutsche Wirtschaft in den ersten beiden Quartalen 2022 behauptet", sagte Georg Thiel, Präsident des Statistischen Bundesamtes. Im ersten Quartal 2022 war die deutsche Wirtschaft um 0,8 Prozent gewachsen. (AZ)

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