
Immer mehr Kinder in Bayern leiden unter Armut


Im Freistaat hat die Kinderarmut zugenommen, während sie in Hessen und Baden-Württemberg zurückging. Die Linke spricht von einer beschämenden Entwicklung.
In Bayern leben mehr Kinder in Armut. Laut aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes, die unserer Redaktion vorliegen, sind 14,3 Prozent aller unter 18-Jährigen im Freistaat armutsgefährdet. Das ist jedes siebte Kind. Der Wert bezieht sich auf das vergangene Jahr. Im Vergleich zu 2021 legte die Kinderarmut um 0,7 Prozentpunkte zu.
In Baden-Württemberg und Hessen verlief die Entwicklung entgegengesetzt. Waren 2021 noch 17,8 Prozent der Kinder und Jugendlichen arm oder von Armut gefährdet, sind es derzeit nur noch 16,6 Prozent. In Hessen verringerte sich die Armutsquote von 24,8 auf 23,4 Prozent. Die Statistiker machten keine Angaben dazu, warum in Bayern mehr Kinder arm waren und in den beiden anderen Ländern weniger.
"Diese Zahlen sollten auch Markus Söder umtreiben"
Die Linkspartei, die die Zahlen erfragt hat, warf dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) vor, nichts gegen die wachsende Kinderarmut zu tun. „Diese Zahlen sollten auch Markus Söder umtreiben. Sie sind beschämend für das reiche Bayern und ein Zukunftsrisiko für den Freistaat“, sagte Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch unserer Redaktion.
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Er rief den CSU-Chef dazu, sich für die Einführung einer Kindergrundsicherung starkzumachen. Die stärkere Unterstützung von Kindern aus Familien mit kleinem Einkommen ist ein verabredetes Vorhaben der Ampel-Koalition. Doch derzeit ist es blockiert, weil Finanzminister Christian Lindner (FDP) die dafür nötige Milliardensumme nicht freigibt. Familienministerin Lisa Paus (Grüne) kalkuliert mit 12 Milliarden Euro jährlich, Lindner will höchstens einen Teil des Betrages locker machen. „Wenn über Nacht 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr bereitgestellt werden, muss die Ampel auch die notwendigen Gelder gegen Kinderarmut freimachen“, verlangte Bartsch und sprach von einer Zeitenwende der Armutsbekämpfung.
Alleinerziehende sind besonders häufig armutsbedroht
Verglichen mit der deutschlandweiten Armutsquote geht es den Kindern in Bayern allerdings materiell besser. Mit 21,6 Prozent ist mehr als jedes fünfte Kind von Armut bedroht. Das sind 0,3 Prozentpunkte mehr als im Jahr 2021. In absoluten Zahlen müssen rund drei Millionen Kinder hierzulande mit zu wenig Geld auskommen.
Eine einheitliche Definition von Kinderarmut gibt es nicht. Häufig wird am Einkommen der Eltern angesetzt. Wenn dieses unterhalb des mittleren Einkommens liegt, gilt eine Familie als armutsgefährdet. Im Jahr 2021 waren das bei einer Familie mit zwei Kindern 2627 Euro netto pro Monat. Besonders spitz rechnen müssen Alleinerziehende. Über 40 Prozent sind im Bundesschnitt von Armut bedroht.
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Wenn die Kinder arm sind, sind wohl die Eltern noch ärmer.