Am Brenner zeigen sich die Tücken der europäischen Verkehrspolitik, in der ein Nachzügler jetzt Ratschläge erteilt.
2007 wurde mit dem Bau des Brenner-Basistunnels begonnen, 2032 wollen Österreicher und Italiener fertig sein. Wer hemmungslos zu spät dran ist, sind die Deutschen. Das ist blamabel. 2040 könnten sie mit dem sogenannten Nordzulauf zum Brenner fertig sein. Erst dann wird der gigantische Eisenbahntunnel seine volle Wirkung entfalten und hoffentlich für Entlastung sorgen auf der wichtigsten Verkehrsachse durch die Alpen, die unter dem Strom von Menschen und Gütern ächzt. Das merkt Otto Normalurlauber vor allem an der 1971 fertig gestellten Autobahn, wo der Beton bröselt, der Verkehr stockt und die Anrainer seit Jahrzehnten leiden.
Auch auf anderen Transitstrecken ist die Situation schwierig. Die Österreicher versuchen mit zeitweisen Fahrverboten für Lkw die Belastung und die Wut der eigenen Leute in Grenzen zu halten, Bayern und Südtiroler klagen über die Folgen für die Wirtschaft. Inzwischen zieht Italien vor Gericht und die Bayern werben für ein Slot-System, das die Autobahn gleichmäßiger auslasten soll. Dafür soll dann aber das Tiroler Nachtfahrverbot aufgeweicht werden. Prognose: Das wird schwierig. Willkommener wären derartige Ratschläge, wenn man selbst mehr beisteuern würde – siehe Bahnverbindung zum Brenner. Jetzt rächt sich das deutsche Bummelzugtempo, zu dem die in München regierende CSU kräftig beigetragen hat. Sie stellte seit 2007 vier von sechs Bundesverkehrsministern.
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Ich habe nicht den Eindruck, dass die Deutschen sich noch blamieren könnten. Man wird eher dem neueren Ruf gerecht, mit dem erhobenen Zeigefinger durch die Welt zu marschieren, anderen vorschreiben zu wollen und sie zu belehren und selbst nichts gebacken zu bekommen.
https://foreignpolicy.com/2017/04/27/germany-is-getting-too-arrogant-merkel/
>>Jetzt rächt sich das deutsche Bummelzugtempo, zu dem die in München regierende CSU kräftig beigetragen hat. Sie stellte seit 2007 vier von sechs Bundesverkehrsministern.<<
Ich bin nun wirklich kein Fan der CSU oder deren Verkehrsminister. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass seit Jahren von Anwohnern gegen den Bau der Strecke protestiert wird. Da fehlte dann der Mut zu durchgreifenden Maßnahmen, weil man sich ja seine Wähler nicht vergraulen will. Was mir wiederum zeigt, dass man zwar in Bierzelten gerne von Verkehrswende schwadroniert, aber dass den Worten keine Taten folgen.
Die Überschrift des Kommentars trifft es. Es liegt letztlich an den Deutschen und nicht an der CSU, etc.. Belohnt werden bei bei Wahlen diejenigen, die am Besten Mikado spielen können, also allenfalls die Dinge anpacken bei denen die Leute nichts merken oder die alle gut finden. Dinge, die Aufreger sein könnten, wie Stromtrassen aus dem Norden, Windräder etc. dann doch lieber eher erstmal verhindern. Auch 2. Stammstrecke München oder generell der Ausbau der Bahn könnte man darunter fassen. Die Ahnenreihe der CSU-Verkehrsminister ist Legende, aber sie machten alles richtig und kümmerten sich vor allem um Umgehungsstraßen in der Heimat und die Ausländermaut (hätte die Deutschen ja auch nicht treffen sollen, wie der Name schon sagt). Der Deutsche sagt auch nicht, ich wähle die nicht mehr, die für den Zustand der Bundeswehr trotz enormer Kosten verantwortlich sind. Der Deutsche ist zumindest ehrlich. Er wollte es ja so, dass unter schwarz-gelb die Wehrpflicht quasi abgeschafft wurde und die diversen GroKos die Bundeswehr weiter heruntergewirtschaftet haben unter diversen CDU/CSU-Verteidigungsminister:innen. Die SPD war mit ihren diversen Mützenichs mehr als behilflich. Man erinnere sich nur an die zähen Verhinderungsdiskussionen zum Thema Kampfdrohnen über ca. 10 Jahre, die die SPD angezettelt hat, bis zum Ende der letzten GroKo bei der geklärt werden sollte, ob die Bundeswehr solche anschaffen darf. Beim heutigen Blick nach Russland bzw. die Ukraine weiß man, wie erbärmlich wir dastehen. Nachdem unsere Politiker nach Meinungsumfragen regieren (Söder liest glaube ich jeden Tag als erstes solche Sachen) bekommen wir genau das was wir uns wünschen oder gewünscht haben. Beim Nordzulauf müsste man auch Entscheidungen treffen (bzw. hätte sie vor sehr vielen Jahren treffen müssen), die manchen nicht gefallen, also lässt man es lieber. Wir wählen nämlich nicht die Politiker, die wichtige Projekte vorantreiben, sondern wir lassen uns gerne von Nebensächlichkeiten wie Gendern oder Kiffen ablenken. Wenn wir der CSU bedeuten würden, was wichtig ist, dann würden die das auch machen. Wir wollen aber in erster Linie unsere Ruhe. Also versucht man uns möglichst nicht zu stören.
Und wer ist mal wieder mittendrin im Team Verhinderung?
https://www.sueddeutsche.de/bayern/verkehr-in-bayern-gruene-zweifeln-an-plaenen-fuer-brennerzulauf-1.4184929
>> Grüne zweifeln an Plänen für Brennerzulauf
...
Damit bleibe es "schleierhaft, wie die Bundesregierung den Aus- und Neubaubedarf für den Brennernordzulauf im Inntal begründen will", kritisiert der grüne Bahnexperte Matthias Gastel. <<
Dass neue Verkehrswege neuen Verkehr bündeln und auch generieren wird uns zwar ständig bei Straßen vorgejammert, aber bei Schienenwegen plötzlich bestritten.
Österreich und Italien bauen neue Trassen und in Deutschland soll die alte Trasse und etwas Signaltechnik reichen?
Und weiter Opposition über Vorfeldorganisationen...
https://www.br.de/nachrichten/bayern/bund-naturschutz-fordert-planungsstopp-am-brenner-nordzulauf,SxVzm9Z
>> Bund Naturschutz fordert Planungsstopp am Brenner-Nordzulauf <<
Die örtliche CSU spielt nun in die Gegenrichtung nach Berlin und fordert nun von der Ampel im Bund den Bedarfsnachweis ;-)
https://www.csu-rosenheim.de/csu-rosenheim-aktuell/aktuelles-csu/item/492-artmann-wirbt-bei-ministerpraesident-um-unterstuetzung-beim-thema-brennernordzulauf-gedankenaustausch-am-chiemsee.html
Man spürt es - Deutschland ist ein Verlierer...
Ich sehe im ersten Bericht keinen Indiz dafür dass die Grünen generell gegen den Brenner Nordzulauf sind.
Sie sind für den Brenner Nordzulauf, Herr Gastel kritisiert lediglich in diesem Bericht dass Andi Scheuer keine konkrete Verkehrsprognose vorgelegt hat, mit der man den Brenner Nordzulauf dann auch gut begründen kann.
Es ist doch inzwischen allerorts und jedermann bekannt, dass DEU schon seit Langem nicht mehr in der Lage ist ein Grossprojekt in angemessenem Zeitrahmen zu realisieren. Beste Beispiele Stutggart HBF (erhebliche Zeitverzögerung und Kostensteigerung), zweite S Bahn Linie München (Dito), Airport Berlin ( die Spitze des Versagens des Managements); Nord-Süd Stromtrassenbau (Verzögerung durch Einsprüche). In DEU verkehrt sich das politische Primat in seinen Nachteil - ellenlange Diskussionen, Einspruchsrechte ohne Ende. Dazu überbordende Rechte für NGOs, die gegen jedes und alles agieren zum Nachteil des Allgemeinwohls. Maul weit aufreissen und nichts voran bringen. Aber in Österreich ist es in Teilbereichen auch nicht zum Besten gestellt- in Tirol übt sich ein kleiner Bürgermeister (Gries am Brenner) im Widerstand gegen den Neubau Brenner Luegbrücke ohne Aussicht auf Erfolg zum Nachteil des Landes als Don Quichotte.
VonJochen H. >>Es ist doch inzwischen allerorts und jedermann bekannt, dass DEU schon seit Langem nicht mehr in der Lage ist ein Grossprojekt in angemessenem Zeitrahmen zu realisieren. ... Nord-Süd Stromtrassenbau (Verzögerung durch Einsprüche).<<
Falsch!
Nachdem die Nord-Süd-Stromtrassen im Bundestag am 25. April 2013 (!) mit den Stimmen auch der CSU beschlossen worden waren,
http://dipbt.bundestag.de/doc/btp/17/17237.pdf
hat Seehofer dies blockiert und verzögert. Siehe beispielsweise dies:
31.1.14 http://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Seehofer-knickt-ein-Stromautobahn-wird-ausgebremst-id28635137.html
Nicht die Bürgerinnen und die Bürger sind gerade in Bayern das Problem, sondern die in München Regierenden.
Sie machen Stimmung gegen HGÜ-Leitung und Windkraftwerke statt für deren Sinn zu werben.
H., wissen Sie das nicht oder wollen Sie nur die Bürgerinnen und Bürger schlecht machen?
Raimund Kamm
Dem kann ich zustimmen. Ihren ersten Satz würde ich nur noch mit in etwa "und in halbwegs geplantem Kostenrahmen" ergänzen.
Ein Zitat von Raimund Kamm aus einem Beitrag vom 05.05.2024:
"In meinen Rhetoriktrainings hieß es: „Mit Blick auf die Angesprochenen muss jedes nicht allgemein bekannte Fach- oder Fremdwort erläutert werden. Zum Beispiel durch eine Parenthese – darunter versteht man einen eingeschobenen Satz oder Teilsatz. Wer Fremdwörter oder Abkürzungen gebraucht, um sich wichtig zu machen, macht sich lächerlich."
Bitte wenden Sie doch das Gelernte selbst an, anstatt heuchlerisch PPL zu verurteilen, aber HGÜ - ohne Erklärung - zu verwenden. Nicht, dass Sie sich noch als lächerlicher Wichtigmacher brandmarken...