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Krieg in der Ukraine
31.07.2023

Babyglück im Krieg: "Hoffe, dass mein Sohn kein Soldat mehr werden muss"

Auf dem grauen Kinderwagen liegt schon alles für die ersten Tage nach der Geburt bereit. Valeria freut sich auf ihr erstes Kind.
Foto: Till Mayer

Valeria steht kurz vor der Entbindung ihres ersten Kindes. Ihr Mann Anton kämpft an der Front. Wie die werdenden Eltern versuchen, ihre Zukunft zu planen.

Der errechnete Geburtstermin ist da. Der Kinderwagen steht bereit. Grauer Stoffbezug mit einer großen, durchsichtigen Plastiktasche darauf. Darin sind all die Utensilien, die ein neuer Erdenmensch braucht. Flauschige Handtücher, Strampler, Deckchen, Mützchen, Puder, Cremes und eine musizierende Stoff-Schildkröte, das erste Spielzeug. „Aber die Ärzte meinen, dass er sich wohl noch ein paar Tage Zeit lassen wird“, seufzt Valeria und legt ihre Hand auf den hochschwangeren Bauch. Laut Ultraschall-Untersuchung wird es ein Junge. 

Ein paar Tage länger warten. Das wäre im Frieden keine größere Sache. Doch für Valeria und ihren Mann Anton ist Zeit ein sehr kostbares Gut. Der 37-Jährige ist auf Fronturlaub zu Besuch. Er dient im Osten, nahe der Donezker Front. Jetzt befürchtet sie, dass dem Vater nur allzu wenig gemeinsame Zeit mit seinem Sohn bleibt, bevor es wieder zurück ins Kampfgebiet geht. Jeder Tag ist unendlich wertvoll. "Gerade ist er beim Arzt", erklärt die 33-Jährige. Aber sie zeigt ein Bild auf ihrem Smartphone: Ein bisschen schüchtern, aber glücklich lächelt da ihr Mann in grüner Uniform und Valeria, ganz in Weiß und mit großem Bauch, hält stolz das Smartphone für das Selfie. 

Ein eigenes Haus mit Garten – ein Glückstreffer, bis der Krieg kam

„Die Schwangerschaft verlief bisher ohne größere Komplikationen“, sagt die werdende Mutter mit tapferen Lächeln. Die Komplikationen bringt der Krieg mit sich. Bis jetzt war die Zeit ihrer Schwangerschaft eine regelrechte Wanderschaft. Valeria und ihr Mann freuten sich, als sie das Haus in einem Außenbezirk von Kiew mieten konnten. Ein eigenes Häuschen mit Garten, das gar nicht so weit vom Stadtzentrum entfernt liegt. Das alles gibt es für einen für das Paar bezahlbaren Preis. Ein Glückstreffer zu Zeiten, bevor der Krieg bis nach Kiew kam. „Wie haben wir uns sehr gefreut, als wir eingezogen sind“, sagt Valeria und blickt durch das große Wohnzimmerfenster auf den Garten. Dort scheint die Sommersonne auf sattes Grün. Durch das Glas ist Vogelgezwitscher zu hören. Ein schöner Ort, um ein Kind großzuziehen. 

Valeria und ihr Mann Anton: Sein Fronturlaub wird wenige Tage nach der Entbindung enden.
Foto: Till Mayer

Im Herbst 2022 begannen die Einschläge russischer Raketen und Drohnen, die Energieinfrastruktur zerstören. Im Winter zeigte sich schnell, dass das Haus in Zeiten von Blackouts und Luftangriffen untauglich ist. „Fiel die Heizung aus, kühlte alles innerhalb von zwei, drei Stunden völlig aus. Die Temperaturen sanken so sehr, dass es unmöglich war, im Haus wohnen zu bleiben. Einen Keller hat es zudem auch nicht“, fügt sie hinzu und zeigt ihren Schutzraum. Sie öffnet eine helle Holztüre. Dahinter befindet sich ein Mini-Bad, kaum größer als eine Abstellkammer. Das Fenster ist schmal und klein, eher ein größerer Lüftungsschlitz. Das ist gut so. Zerspringendes Fensterglas kann bei einer Druckwelle tödlich sein. Dann sind durch die Luft zischende Glassplitter so gefährlich wie hunderte scharfer Messer. Zwei Kissen liegen auf den sandgelben Fließen. „Hier saß ich dann vor allem im Herbst und Winter bei Alarm und spitzte aus dem Türspalt, was passiert. Verfolgte die Nachrichten auf dem Smartphone“, sagt die junge Frau. Dann kam mit der Kälte der Punkt, als es unmöglich war, im Haus zu bleiben. Sie kam bei Verwandten in Dnipro unter, dann bei Freunden – sogar in den Niederlanden war sie zu Besuch. „Eine Zeit lang habe ich in einer Kirche gelebt, die zu einem Wärmepunkt umgewandelt wurde. Ich wollte meinen Freunden nicht dauernd zur Last fallen.“ 

Die Fensterfront kann bei einer Druckwelle zur tödlichen Falle werden

Jetzt scheint die Sommersonne durch das Fensterglas in ihr Gesicht. Vor dem Schutzraum befindet sich das Wohnzimmer mit der riesigen Fensterfront. Vor dem Krieg war das ein Plus. Nun kann es bei einer Druckwelle zu einer tödlichen Falle werden. Im beginnenden Frühjahr 2023 kehrte sie wieder in ihr Haus zurück, schon im Mai 2023 nahm der Beschuss mit Drohnen und Raketen wieder zu. In nicht allzu großer Entfernung feuerte mit großem Krach die Luftabwehr. Seitdem bei einer nahen Explosion die Scheiben durch die Druckwelle wackelten und danach Putzteile im Garten lagen, hat die 33-Jährige besonders großen Respekt vor den Fliegeralarmen. Die gibt neben den Sirenen ihr Smartphone bekannt. Es rattert und heult auf. Viele Menschen in der Stadt reagieren kaum noch auf die täglichen Alarme, das Leben geht unbeirrt weiter. Die Menschen besuchen Cafés und Restaurants. „Aber ich trage ein Kind in mir. Da habe ich eine ganz andere Verantwortung. Und es gibt immer wieder Tote bei den Angriffen“, erklärt sie. 

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So geht es seit Mai in manchen Wochen fast jede Nacht bei Alarm zur nächsten Metro-Station. Die junge Frau holt ihr Smartphone hervor. Auf einem Foto blickt sie müde und mit zerzaustem Haar aus dem Bildschirm. Sie liegt auf dem harten Betonboden vor den weißen Kacheln der Metro-Wände. "Meist gibt es Mitten in der Nacht um zwei oder drei Uhr Alarm", berichtet Valeria. Sie beschreibt, wie sie ihren kleinen Rucksack mit sich nimmt. Lebensmittel sind darin, eine Decke. Dann geht es in der Dunkelheit zur Metro-Station. Vorbei an Wohnblöcken, die nur finstere Konturen sind. "20 Minuten sind es zu Fuß", erklärt sie. Sind die Drohnen abgeschossen oder auch eingeschlagen, gibt es nach zwei, drei Stunden Entwarnung. Die Schwangere macht sich auf den Rückweg. Wegen der Sperrstunde fahren nach 24 bis fünf Uhr morgens keine Taxis. Manchmal durfte sie bis zum Ende der Sperrstunde in einem der stehenden Züge schlafen. "Mit dem riesigen Bauch schaffe ich es jetzt zu Fuß nicht mehr rechtzeitig zur Station. Mein Mann hatte jetzt extra für die Zeit vor der Geburt ein Auto gemietet, damit wir damit schnell zur sicheren Metro kommen“, erklärt sie. 

Valeria flieht zu Bekannten in die Westukraine

Im Juni intensivierten die russischen Streitkräfte erneut ihre Luftangriffe auf die ukrainische Hauptstadt. Der Luftabwehr gelingt es, einen großen Teil der Raketen und Drohnen abzufangen. Doch selbst wenn diese ihr Ziel nicht erreichen: Die herabfallenden Trümmerteile reichen immer wieder aus, um ganze Gebäudeteile in Brand zu setzen. „Wenn die Luftabwehr feuert, gibt es gewaltige Schläge, die natürlich Kindern Angst machen. Oder es kracht, wenn eine Drohne abgeschossen wird“. Als zunehmend ballistische Raketen auf die ukrainische Hauptstadt fliegen, besucht sie Bekannte in der Westukraine.

Unzählige Nächte hat Valeria bei Luftangriffen schon in der Metro-Station verbracht.
Foto: Till Mayer

„Die Raketen brauchen oft nur wenige Minuten zum Ziel. Lwiw war im Vergleich zu anderen Städten weitgehend vom Krieg verschont geblieben. Aber ausgerechnet am Ende meines Aufenthalts schlug auch hier eine Rakete ein. Der Krieg ist für jede und jeden in der Ukraine auf die eine oder andere Weise ein ständiger Begleiter“, sagt die werdende Mutter nachdenklich. „Ich wünschte mir, unsere Streitkräfte bekämen weitreichende Raketen, mit denen sie die russischen Abschuss-Positionen zerstören können. Damit das endlich aufhört, muss man die Wurzel des Übels beseitigen. Traurig, aber das sind heute die Wünsche einer werdenden Mutter in der Ukraine“, erklärt sie. 

Vor der Invasion lief es beruflich sehr gut für sie und ihren Mann. Er produzierte als Filmemacher TV-Serien. Sie war als Nachrichten-Sprecherin eines Fernsehsenders kein ganz unbekanntes Gesicht. Dann griff Russland von allen Seiten an. Anton meldete sich gleich zu Beginn der Invasion freiwillig zur Territorial-Verteidigung. Der Feind hatte Kiew in die Zange genommen. Viele rechneten mit dem Fall der ukrainischen Hauptstadt. „Ein Jahr als Soldat, davon gingen wir damals aus“, sagt Valeria leise. Sie hofft nun, dass ihr Mann vielleicht aus der Armee entlassen wird. Die Zeiten vorbei sind, in denen sie ihren Mann nur bei einem Videocall auf dem Smartphone sieht. „Er hat leider gesundheitliche Probleme. Aber vielleicht wird er bei einer Medien-Abteilung der Armee hier in der Hauptstadt gebraucht. Ich wäre so glücklich, wenn er bei meinem Kind und mir sein könnte“, sagt sie. 

Als der Mann sich zur Verteidigung meldet, teilt sie seine Entscheidung

Als er sich im Februar 2022 zur Verteidigung meldete, teilte sie seine Entscheidung. „Aber die Geburt unseres Kinds bringt jetzt eine neue Situation, und das Jahr ist schon lange vorbei.“ Valeria kann wenigstens noch ein wenig in ihrem Beruf tätig sein: Für einen niederländischen Fernsehkanal arbeitet sie an einer Dokumentation über die Verteidiger von Azovstal. „Es ist unfassbar, durch welche Hölle diese Frauen und Männer tapfer gegangen sind“, fügt sie hinzu. 

„Deswegen will ich nicht jammern. Ja, mein Mann dient im Osten und es ist gefährlich. Zum Glück ist er aufgrund seiner Spezialisierung nicht direkt in der ersten Linie. Aber seine frontnahe Stellung kann schnell unter Beschuss geraten. Doch andere Frauen müssen sich viel mehr um ihre Männer ängstigen“, fügt sie hinzu. 

„Mein Kind will ich hier in Kiew bekommen. Ich liebe diese Stadt, hier kommen Ideen und Menschen aus der ganzen Ukraine zusammen. Es entsteht Großartiges dabei und das müssen wir bewahren“, sagt Valeria stolz und blickt aus ihrem Wohnzimmerfenster Richtung Stadtzentrum. Doch in die Zukunft zu blicken, das wagt sie kaum. Sie erzählt wenig von den Träumen, die sie für ihr Kind, ihre Familie hat. „Bis wirklicher Frieden einkehrt, wird es vielleicht Jahrzehnte dauern. Unsere Geschichte hat uns gelehrt, dass wir vor unserem mächtigen Nachbarn nicht sicher sind. Wir werden immer wachsam bleiben müssen, mit viel Militär an den Grenzen. Russland gibt nicht auf, nach uns zu greifen“, ist sich die junge Frau sicher und hofft dennoch, „dass mein Sohn als Mann kein Soldat mehr werden muss“. 

"Ich habe gelernt, für jeden Tag dankbar zu sein"

„Für mein privates Leben macht der Krieg eine Planung unmöglich. Das fiel mir nicht leicht zu akzeptieren. Ich habe gelernt, für jeden Tag dankbar zu sein, an dem mein Mann bei mir ist, wir alle gesund sind", sagt sie dann. Das Paar wird hart um sein Familienglück kämpfen müssen. Valeria freut sich auf ihr erstes Kind. Sie weiß, dass der Vater dann schon bald nicht mehr an ihrer Seite sein kann, weil er an die Front zurückmuss. Gut möglich, dass Valeria im Spätherbst nicht mehr im Haus bleiben kann, falls Russland wieder Angriffe auf die Energieversorgung startet. „Ich weiß noch nicht, was wird, wohin ich gehe. Es hängt alles vom Krieg ab“, sagt die 33-Jährige. 

Die nächste große Frage für die werdenden Eltern ist eine ganz andere, ein schöne. „Mit dem Namen wollen wir warten, bis wir unseren Kleinen sehen. Der Name muss ja zu ihm passen“, meint Valeria mit einem Lächeln. Aber es gibt einen Favoriten. „Arne“.
 

Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast an. Die Augsburgerin Tanja Hoggan-Kloubert spricht über die Angst um ihre Eltern in der Ukraine – und die überwältigende Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung.

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