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Krieg in der Ukraine: Iryna Wenediktowa will Kriegsverbrecher nicht entkommen lassen

Krieg in der Ukraine

Iryna Wenediktowa will Kriegsverbrecher nicht entkommen lassen

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    Iryna Wenediktowa (rechts) mit Bundesaußenministerin Annalena Baerbock in Butscha.
    Iryna Wenediktowa (rechts) mit Bundesaußenministerin Annalena Baerbock in Butscha. Foto: Andreas Stein, dpa

    Recht muss Recht bleiben. Auch im Krieg. Es ist von außen nicht zu erkennen, wie sehr dieses Prinzip Iryna Wenediktowa im Inneren schmerzt. Die 43-Jährige hält aber eisern daran fest. „Wir bekommen täglich 100 bis 150 neue Fälle mutmaßlicher russischer Kriegsverbrechen auf den Tisch“, erklärt die Generalstaatsanwältin der Ukraine. Sie berichtet von vergewaltigten Frauen und getöteten Kindern. Doch statt sich von Rachegelüsten mitreißen zu lassen, fügt sie hinzu: „Es ist schwierig, all das zu ermitteln.“ Zu den Tatorten haben Wenediktowas Leute oft keinen Zugang, weil dort die feindliche Armee steht.

    Eine erste Anklage hat Iryna Wenediktowa bereits erhoben

    Da wirkt es wie ein Tropfen auf einem heißen Stein, dass Wenediktowa nun eine erste Anklage erhoben hat. Und dann ist der Fall auch noch unspektakulär. Der 21-jährige russische Soldat Wadim S. soll in einem Dorf bei Charkiw ein Auto gestohlen und auf der Flucht einen Zeugen getötet haben. Wie hält man es aus, wenn sich im eigenen Land die Berichte über Kriegsgräuel häufen – aber vor Gericht bringen kann man erst einmal nur einen jungen Mann? Funktionieren kann das eigentlich nur, wenn man die eigenen Gefühle zeitweise ausschaltet.

    Iryna Wenediktowa sammelt Beweise – auch gegen Wladimir Putin

    Genau so klingt es, wenn Wenediktowa erklärt: „Beweissicherung ist unsere wichtigste Aufgabe.“ Nur so ließen sich einwandfreie Prozesse führen. Fast wirkt es, als wäre Justitia persönlich am Werk. Die Göttin der Gerechtigkeit, die das Schwert in der einen Hand trägt, in der anderen aber die Waage, die Augen verbunden. Wenediktowa will das Schwert vor allem gegen die Hauptschuldigen führen, die im Kreml sitzen. Auch gegen Wladimir Putin. Genau deshalb ist sie so akribisch. Denn ohne Beweise kann es keinen Schuldspruch geben. Im Zweifel für den Angeklagten. So sieht Wenediktowa das, seit sie im Jahr 2000 ihr Jurastudium absolviert hat. In ihrer Geburtsstadt Charkiw.

    Wolodymyr Selenskyj klopft im Wahlkampf bei Iryna Wenediktowa an

    Die Tochter eines Polizisten und einer Anwältin macht Karriere an der Universität und wird Professorin für Zivilrecht. Doch dann klopft 2018 Wolodymyr Selenskyj an. Der heutige Präsident sucht im Wahlkampf eine rechtspolitische Beraterin. Selenskyj überzeugt Wenediktowa, dass er es ernst meint mit dem Kampf gegen Korruption. Die zweifache Mutter stellt das Privatleben hintan. Sie kandidiert für das Parlament, wird Abgeordnete und bald als erste Frau zur obersten Staatsanwältin ernannt.

    Wenediktowa macht früh klar, wie sie ihre Aufgabe zu erfüllen gedenkt: unbestechlich, im Dienst des Rechts. Und das zieht sie durch, auch im Krieg. Sie will zum Beispiel klären, ob die russische Armee aus den besetzten Gebieten in der Ost- und Südukraine hunderttausende Menschen verschleppt. Wird sie danach gefragt, sagt sie: „Es werden öffentlich sehr hohe Zahlen solcher Fälle genannt. Wir sind da vorsichtig. Für uns ist wichtig, dass wir Verbrechen beweisen können. Damit die Gerechtigkeit siegt.“

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