Wind Nord-Ost, Startbahn null-drei. Auf dem Asphalt würden jetzt schon die Motoren summen, wenn’s nach Reinhard Mey ginge, aber nein: „Verspätung“, sagt die Abflugtafel. Streik? Urlaubsstau? Koffersalat am Gepäckband? Oder liegt es daran: Dass da ein paar Liebende zu lange gebraucht haben, um voneinander Abschied zu nehmen, in der proppenvollen Abflughalle. Am Flughafen Dunedin, Neuseeland, hängt deshalb jetzt ein Hinweisschild. Zwei Männlein darauf, die sich knuddeln. Und dazu die Warnung: „Maximale Zeit für Umarmungen: 3 Minuten.“
Abschiede dürfen nicht zu lange dauern an diesem Flughafen
Daniel de Bono, Chef des Flughafens, hat die Kuschel-Stoppuhr eingeführt. Im Interview erklärt er: Je kürzer die Umarmungen, desto schneller fließt der Betrieb – und desto mehr Besucher haben die Chance für ein Goodbye. Überhaupt: 20 Sekunden Kuscheln genügen - laut ihm - völlig, dann setzt der Körper schon Oxytocin frei, das Liebeshormon. Wissenschaftlich erwiesen, sagt der Gnadenlose.
3 Minuten? Go! Arme umschlungen. Tränen geweint. Das Versprechen gesäuselt, dass man anruft, sobald man gelandet ist. Einmal noch dran erinnert, den Ficus zu gießen. Und Stopp! Auseinander! Herzlos wirkt das.
Der Flughafen Dunedin, Neuseeland, setzt der Herzlichkeit Grenzen
Warum nicht andere Grenzen setzen, für Frieden im Fluggeschäft? Ein Limit für die Zeit, in der es im Flieger erlaubt ist, seine Langstreckenflug-Latschen auszuziehen, um die Socken zu lüften? Oder für die Nutzung der Armlehnen, im Kampf der Ellenbogen-Platzhirsche? Für den Redefluss fachkundiger Platznachbarn, die gerne Flugsimulator spielen? Immerhin: „Für herzlichere Verabschiedungen nützen Sie bitte das Parkhaus“, sagt das Schild. 15 Minuten kostenlos parken. Knuddeln am Limit. Bis sie abhebt und sie schwebt. Der Sonne entgegen.
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