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Medizin: Divi-Präsident Marx: Im Herbst könnte für Ältere eine fünfte Impfung notwendig werden

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Divi-Präsident Marx: Im Herbst könnte für Ältere eine fünfte Impfung notwendig werden

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    Der Intensivmediziner Gernot Marx ist ein Befürworter weiterer Impfungen für Ältere und gesundheitlich vorbelastete.
    Der Intensivmediziner Gernot Marx ist ein Befürworter weiterer Impfungen für Ältere und gesundheitlich vorbelastete. Foto: Daniel Carreño, dpa

    Gernot Marx, Chef der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), glaubt, dass für ältere Menschen im Herbst sogar eine fünfte Corona-Impfung sinnvoll sein könnte. „Sollte es ab Oktober einen Impfstoff geben, der vor der Infektion mit den Varianten BA.4 oder BA.5 schützt, wäre eine fünfte Impfung sinnvoll“, sagt er im Interview mit unserer Redaktion. Dabei nimmt er auch die Politik in die Pflicht.

    „Ganz wichtig ist, rechtzeitig die Kapazitäten dazu für den Herbst aufzubauen – in Zentren oder Arztpraxen“, sagt Marx. „Wir können es uns nicht leisten, dass es in diesem Bereich erneut zu Engpässen kommt.“ Neben der Corona-Impfung hält Marx auch eine Grippeimpfung für essentiell, um den Betrieb der Intensivstationen nicht zu gefährden. „Ich fürchte sonst, dass viele Grippekranke mit schweren Verläufen die Situation auf den Intensivstationen weiter verschärfen könnten – so wie wir es jetzt gerade in Australien sehen“, sagt er. „Das muss nicht sein. Wir können aus der Situation dort lernen und uns vorbereiten!“

    Hoher Krankenstand in den Kliniken

    Aktuell würden in Deutschland mit gut 1200 Infizierten doppelt so viele Fälle wie im Sommer des letzten Jahres und viermal so viele wie im Juli 2020 auf den Intensivstationen behandelt. Hinzu kommt, dass unter anderem wegen des hohen Krankenstandes viele Beschäftigte in den Kliniken ausfallen. „58 Prozent der Intensivstationen haben bereits einen eingeschränkten Betrieb gemeldet. Tendenz leicht steigend“, sagt Marx. Um nicht auch noch mehr Personal zu verlieren, das sich von den Anforderungen überfordert sieht, empfiehlt er, die Bürokratie im Gesundheitswesen zu reduzieren oder stärker auf Digitalisierung zu setzen.

    „Natürlich muss jede Behandlung dokumentiert werden; aber es würde beispielsweise schon helfen, wenn man das mit Sprachsystemen erledigen könnte, die digital verschriftlichen. Das ginge viel schneller, als alles zu tippen“, sagt der Divi-Chef. „Das Personal für die Stationen sollte so berechnet werden, dass man Krankheitsfälle ausgleichen kann.“ Bei der Ausbildung solle zudem mehr Zeit für die Aneignung von technischen Kompetenzen aufgebracht werden und etwas weniger für einfachere Dinge wie Bettenaufbereitung oder Nahrungsaufnahme.

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