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Pervez Musharraf ist tot: Pakistans Ex-Diktator nach Krankheit gestorben

Pakistan

Ex-Präsident Pervez Musharraf ist tot

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    Wurde 79 Jahre alt: Pervez Musharraf.
    Wurde 79 Jahre alt: Pervez Musharraf. Foto: Facundo Arrizabalaga/epa/dpa

    Pervez Musharraf ist tot. Der frühere pakistanische Präsident und Militärmachthaber starb nach langer Krankheit im Alter von 79 Jahren in Dubai, wie seine Familie der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Bei Musharraf wurde 2018 die chronische Stoffwechselkrankheit Amyloidose diagnostiziert. Laut seiner Familie wurde er seit vergangenem Jahr beatmet.

    Musharraf ist tot: 1999 putschte er sich an die Macht

    Musharraf wurde 1943 in Neu-Delhi geboren. Seine muslimische Familie zog nach der Teilung Indiens nach Pakistan. Sein Vater war Diplomat. Sieben Jahre lang lebte Musharraf in der Türkei. An der pakistanischen Militärakademie begann er seine Soldatenlaufbahn. 1964 wurde er Offizier in einem Artillerieregiment und kämpfte 1965 und 1971 gegen Indien. 1998 wurde er zum Armeechef befördert. "Ich wurde bekannt als guter Anführer", schrieb er in seiner Autobiografie. "Ich bin stolz darauf zu sagen, dass ich von jedem unter meinem Kommando immer geliebt wurde." Fast 50 Jahre lang trug er Uniform.

    Im Oktober 1999 putschte er sich als Generalstabschef an die Macht. Damit kam er seiner Absetzung durch Nawaz Sharif zuvor. Er verteidigte sich damit, Sharif habe die Armee schwächen wollen. Mit seinem Putsch machte sich Musharraf im Ausland unbeliebt. Pakistan wurde vorläufig aus der Commonwealth-Organisation ausgeschlossen.

    Pakistans Ex-Diktator Musharraf stellte sich auf die Seite der USA

    Musharraf schloss sich nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York und Washington dem von US-Präsident George W. Bush geführten Antiterrorkampf an. Damit wurde er aus Sicht der einflussreichen Islamisten im Land zum Verräter und Opfer von mehreren Mordanschlägen und Todesdrohungen durch die Taliban.

    Er stellte sich zwar offiziell auf die Seite der USA, ließ religiöse Extremisten aber trotzdem lange Zeit weitgehend unbehelligt gewähren. Wegen seiner Hilfe für die USA wurde er auch als "Busharraf" verspottet. Damals wie heute wurde Pakistan verdächtigt, ein doppeltes Spiel zu spielen.

    Kritik von Pakistanern an Musharraf wuchs

    Musharraf veröffentlichte noch während seiner Amtszeit seine Autobiografie "In the Line of Fire" – In der Schusslinie. Darin stellte er sich als einen geborenen Anführer dar. Viele Pakistaner hielten ihn aber schon damals für den falschen Präsidenten.

    2007 trat er infolge der wachsenden Kritik als Militärchef zurück. Beobachter sahen dies als Schlüsselmoment in seiner persönlichen Geschichte. Mit diesem Schritt verlor er seine wichtigste Machtbasis. Die Armee war dem Familienvater ein zweites Zuhause, die Uniform nannte er seine "zweite Haut".

    Danach kündigte er eine freie und faire Parlamentswahl an, die für den Präsidenten und die ihn unterstützende Regierungspartei, die Pakistanische Muslim-Liga, zum Fiasko wurde. Obwohl Musharraf selbst nicht zur Wahl stand, wurde die Abstimmung als Referendum über seine Politik gewertet. Die Opposition siegte haushoch und trieb Musharrafs Entmachtung voran. Nach seinem Rücktritt 2008 ging er ins selbst gewählte Exil.

    2013 kehrte Musharraf nach Pakistan zurück

    2013 kehrte er nach Pakistan zurück. Er wollte bei der Parlamentswahl antreten. Das untersagte ihm ein Gericht jedoch. Die folgenden Jahre waren von Anklagen und Prozessen gezeichnet. Musharraf wurde unter Hausarrest gestellt, und mehrere Gerichtsverfahren wurden gegen ihn eröffnet, darunter für die mutmaßliche Beteiligung an der Ermordung der Oppositionspolitikerin und ehemaligen Premierministerin Benazir Bhutto.

    Eine Anklage wegen Hochverrats folgte 2014. Ihm wurde vorgeworfen, mit der Verhängung des Ausnahmezustandes 2007 die Verfassung außer Kraft gesetzt zu haben. Musharraf wies die Vorwürfe als politisch motiviert zurück. 2016 durfte er dann das Land verlassen, um sich in Dubai medizinisch behandeln zu lassen. Er hatte zuvor versprochen, sich nach seiner Rückkehr allen Vorwürfen zu stellen.

    Ein Sondergericht in der Hauptstadt Islamabad verurteilte Musharraf im Dezember 2019 überraschend zum Tode. Weniger als einen Monat danach wurde das Urteil aber wieder aufgehoben. Er kehrte trotzdem nicht mehr nach Pakistan zurück. (mit dpa)

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