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Studie zeigt: Deutschlands Gesundheitskompetenz sinkt - Dringender Handlungsbedarf!

Gesundheit

Studie zeigt: Immer mehr Deutsche finden sich im Gesundheitsdschungel nicht zurecht

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    Viele Menschen tun sich in der Fülle an Gesundheitsinformationen schwer, diese richtig zu bewerten und für sich zu nutzen. Eine neue Studie kommt zu alarmierenden Ergebnissen.
    Viele Menschen tun sich in der Fülle an Gesundheitsinformationen schwer, diese richtig zu bewerten und für sich zu nutzen. Eine neue Studie kommt zu alarmierenden Ergebnissen. Foto: Hannes P. Albert, dpa (Symbolbild)

    Das Gesundheitssystem ist für viele Menschen in Deutschland zu kompliziert. 75 Prozent der Deutschen haben etwa erhebliche Schwierigkeiten im Umgang mit Informationen zu Behandlungsmöglichkeiten oder Vorsorgeuntersuchungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Technischen Universität München und der Weltgesundheitsorganisation in Zusammenarbeit mit der Apotheken Umschau. Demnach haben immer mehr Menschen Probleme, Behandlungsmöglichkeiten oder Präventionsmaßnahmen zu finden, zu verstehen, zu bewerten und richtig anzuwenden. Die Gesundheitskompetenz habe einen historischen Tiefpunkt erreicht – mit teils dramatischen Folgen.

    Mehr Krankentage, mehr Fälle in Arztpraxen und in Notaufnahmen

    Die mangelnde Gesundheitskompetenz führe dazu, dass Menschen beispielsweise häufiger und länger krankgeschrieben sind und öfter zum Arzt oder in Notaufnahmen gehen, erläutert Mitstudienautor Professor Kai Kolpatzik. Dadurch entstünden auch enorme Kosten. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt diese auf bis zu 24 Milliarden Euro pro Jahr. Allerdings habe die Befragung auch Unterschiede gezeigt: So verfügen die über 60-Jährigen über eine bedeutend bessere Gesundheitskompetenz als Jüngere. Menschen in Ostdeutschland hätten besser abgeschnitten als die im Westen. Und, anders als oft angenommen, seien Bildung, Migrationshintergrund, Einkommen und Geschlecht nicht unbedingt entscheidend – so hätten auch Menschen mit hoher Bildung oft Probleme, sich im Dschungel des Gesundheitssystems zurechtzufinden, erklärt TUM-Expertin Alexandra Fretian .

    Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach sieht mit Blick auf die Studie dringenden Handlungsbedarf. Die CSU-Politikerin findet aber, dass der Freistaat auf einem guten Weg sei. Sie verweist unter anderem auf den „Masterplan Prävention“, der noch in diesem Jahr vorgestellt werden soll. Auch Gerlachs Vorgänger Klaus Holetschek betont das Potenzial des Themas Vorsorge. Der CSU-Landtagsfraktionschef ist an den aktuellen Koalitionsverhandlungen von Union und SPD in Berlin beteiligt und sagt: „Es braucht beim Thema Gesundheit einen Paradigmenwechsel hin zur Prävention.“ Auf Bundesebene müssten nun die Rahmenbedingungen dafür gesetzt werden. „Verbesserte Prävention kann dafür sorgen, dass Krankheiten und Pflegebedarfe am besten gar nicht entstehen.“

    Ein eigenes Schulfach Gesundheit?

    Aus Sicht der Studienmacher ist tatsächlich vor allem die Politik gefordert, sehr schnell zu handeln. Sie haben einen Forderungskatalog mit zehn Punkten aufgestellt. Denn: „In einer Zeit, in der automatisierte Chatbots mit gezielten Fehlinformationen arbeiten und Fake News salonfähig geworden sind, dürfen wir nicht abwarten und hoffen, dass die Menschen sich schon irgendwie im Informationsdschungel zurechtfinden und gute Entscheidungen treffen“, warnt Kolpatzik. Die erste Forderung lautet: Gesundheitsbildung schon in Kindergarten und Schule verankern. Unterstützung erhalten sie hier auch von Claudia Küng von Health Care Bayern e.V., sie wünscht sich am besten ein Schulfach Gesundheit.

    Darüber hinaus müssten unter anderem aber auch ein Lotsensystem und eine barrierefreie Kommunikation für eine bessere Orientierung aufgebaut werden. Außerdem soll die digitale Gesundheitskompetenz aller Bürger gefördert werden, um den Zugang zur elektronischen Patientenakte und zu digitalen Angeboten zu ermöglichen.

    Patientenberaterin warnt vor Diskriminierung

    Carola Sraier ist unabhängige Patientenberaterin in Schwaben und Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Patientenstellen. Gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung weist sie immer wieder auf Hürden hin und sieht Menschen diskriminiert, die weder entsprechende Geräte wie Smartphones, noch das nötige Wissen im Umgang damit haben. „Analoge und digitale Gesundheitskompetenz entsteht nicht von allein, sondern setzt Beteiligung und (Aus-)Bildung der Nutzenden voraus“, betont Sraier.

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    1 Kommentar
    Franz Xanter

    Man muss sich ja wirklich fragen, was eigentlich kann die Menschheit noch? Und warum soll eigentlich alles als mögliches Schulfach noch unterrichtet werden? Kann bzw. können diese Jugendlichen bzw. generell die Deutschen sich nicht selbst zumindest anfangweise selbständig informieren. Oder ist dies komplizierter als irgendwelches Datteln auf Smartphones oder Tablets. Es gibt vieles im Netz, in Foren, in Medien, man muss es nur suchen. Aber scheinbar wird erwartet, dass alles auf dem Silbertablett serviert wird.

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