Vermeintliche Rubel-Rettung könnte für Putin zum Rohrkrepierer werden
Mit der Entscheidung, das Abwickeln von Energiegeschäften Schritt für Schritt auf Rubel umzustellen, räumt Putin eine Position, die er vor kurzem noch für unverhandelbar erklärt hatte.
Beim Geld hört auch für Wladimir Putin die Feindschaft auf. Die Lieferung von Öl, Gas und Kohle sofort einzustellen, wie er es ursprünglich angedroht hatte, dürfte Russland um einiges härter treffen als seine Abnehmer im Westen. Eine Volkswirtschaft wie die deutsche würde durch einen solchen Boykott zwar in eine harte, aber endliche Rezession schlittern – für Russland indes wäre ein Lieferstopp gleichbedeutend mit dem Staatsbankrott.
Mit der Entscheidung, das Abwickeln von Energiegeschäften nicht auf Knopfdruck, sondern Schritt für Schritt auf Rubel umzustellen, räumt Putin zum ersten Mal in diesem Krieg eine Position, die er vor kurzem noch für unverhandelbar erklärt hatte. Ob das ein Indiz für die weitere Entwicklung ist, ein generelles Einlenken Moskaus gar? Eher nicht. Bei Putin hat das Irrationale Methode, und wer weiß heute, ob er morgen oder übermorgen nicht schon wieder anders denkt.
Eines nämlich hat Putin bei seinem Rubel-Manöver außer Acht gelassen: Je länger er sich damit Zeit lässt, umso unabhängiger machen sich die Länder des Westens von seinem Gas. Gut möglich also, dass die vermeintliche Rubel-Rettung zum Rohrkrepierer wird.
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Auch wenn ich Putin für hochintelligent halte, hat er anscheinend das 21. Jahrhundert verpennt. Noch nie war die Welt so vernetzt wie heute und jede größere Aktion hat globale Folgen. Auch werden Putins befreundete Staaten sich dann von ihm abwenden, wenn die Nachteile die Vorteile überwiegen. Russland kann Rohstoffe liefern, Spitzentechnologien bekommt man nur aus Staaten, die westlich geprägt sind. Und irgendwann mal bekommt auch die eigene Bevölkerung heraus, dass Putin russische Soldaten für einen sinnlosen Angriffskrieg verheizt hat. Putin kann nicht gewinnen, sondern nur möglichst viel verbrannte Erde hinterlassen.
Jeder Versuch, Putins Entscheidungen vorauszusehen oder -ahnen, ist sinnlos. Putin entscheidet nach "Lust und Laune" und nicht mehr "taktisch" oder sinnvoll, frei nach dem Motto: "was interessiert mich mein Geschwätz von gestern". Er ist ein unberechenbarer Despot und "Verhandlungen", wenn man sie denn überhaupt so bezeichnen kann, mit ihm oder seinen Gefolgsleuten haben keinen Bestand.
Die im letzten Absatz vermutete Unabhängigkeit wird, falls sie denn klappt (was ich nicht so recht glaube) enige Jahre in Anspruch nehmen. Und bis dahin sieht die Welt vermutlich ganz anders aus.