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Tipps für die Insel Hvar in Kroatien: Segeln, Sehenswürdigkeiten und Meer

Kroatien

Warum die Kroaten im Sommer nicht wegfahren

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    Blick übers Meer auf Stari Grad.
    Blick übers Meer auf Stari Grad. Foto: Cordula Homann

    „Nein, im Sommer fahre ich nicht weg“, betont Ivana Sanseovic. In keiner Bucht sei das Wasser zwischen April und Oktober so perfekt wie in ihrer, auf der kroatischen Insel Hvar. Von Split aus ist man in zwei Stunden auf der Insel. Ivanas Heimat ist nicht nur wunderschön, sondern auch berühmt für eine Erfindung, die polizeiliche Ermittlungen revolutioniert hat. Und einen Ort, an dem Frauen leer ausgehen.

    Hvar heißt auch der Hauptort der Insel. An der kleinen Promenade reihen sich auf der einen Seite stylische, urige, günstige und teure Bars sowie Restaurants aneinander, und auf der anderen teils beeindruckende Motorboote oder Jachten. Viele junge Menschen sind unterwegs, Einheimische wie Touristen. Sie sind schick, tragen wenig, und erkunden die schmalen Gassen der Stadt, bis mit Einbruch der Dämmerung die Party beginnt. Auch dafür ist Hvar berühmt. Doch ob sie zwischen all dem Trubel den kleinen Raum unter dem Schild „Mystery“ entdecken? Er erinnert an Ivan Vucetich, der 1858 auf der Insel geboren wurde. Er wanderte nach Argentinien aus, ging zur Polizei und entdeckte, dass jeder Mensch unterschiedliche Fingerabdrücke hat. Seine Methode nannte er Daktyloskopie. Auf ihr basiert das Fingerabdruckverfahren. Vucetich wurde damit weltberühmt.

    In Kroatien liegen viele Jachten vor Anker

    Die einen (links) segeln, die anderen... Luxusjacht vor der Insel Hvar in Kroatien im Mittelmeer.
    Die einen (links) segeln, die anderen... Luxusjacht vor der Insel Hvar in Kroatien im Mittelmeer. Foto: Cordula Homann

    Draußen sind fast 40 Grad. Ab aufs Boot. Käptn Garo schaukelt sein elf Meter langes Segelboot gemütlich aus dem Hafen. In der einen Hand eine Zigarette, in der anderen das Ruder. Wie ein Wasserbett schunkelt "Teuta" durch die Bucht, vorbei an einer gewaltigen Privatjacht, die da draußen vor Anker liegt. "Kein Hubschrauber an Bord", sagt der Käpt'n und winkt gelangweilt ab.

    Es herrscht Flaute. Also fährt der Käptn im Zickzack zwischen zwei der Paklinski-Inseln hindurch. Immer wieder flitzen kleine Motorboote vorbei. Garo biegt indes ab in eine kleine Bucht, wirft Flossen, Schwimmbrillen und ein Stand-up-Paddle-Board aufs Deck und wünscht viel Spaß. Das Wasser hat warme 25 Grad. Auch ohne Taucherbrille sieht man die verschiedenen Schattierungen des Meeres und ein paar kleine Fische. Eine kleine Qualle schwebt vorbei. Zurück an Bord werden Wein, Brandy und Kekse serviert. Letztere verfüttert der Kapitän an eine garstig dreinblickende Möwe. 

    Kroatien, Stari Grad, Hvar
Die "Vinogradice-Bucht" in Palmizana in der Nähe der kroatischen Insel Hvar
    Kroatien, Stari Grad, Hvar Die "Vinogradice-Bucht" in Palmizana in der Nähe der kroatischen Insel Hvar Foto: Cordula Homann

    Ab 12 Uhr zieht es Schiffe jeder Größe zum Lunch in die "Vinogradice-Bucht" in Palmizana zu Familie Toto. Mit lokalen Shrimps im Bauch geht die Reise weiter. Der vom Saharasand tagelange verdüstere Horizont klart auf. Die ganze Welt scheint blau, der warme Wind streicht wie Federn über die Haut, die „Teuta“ wogt in den seichten Wellen, der Wein wirkt. So könnte es bleiben. 

    Auf Hvar in den Abend hinein schaukeln

    Das Abendessen wird am höchsten Punkt der Insel im Restaurant Alavia serviert. Mit dem Aperitif in der Hand schwingt man entspannt auf einer großen Schaukel in die Aussicht. Hier kocht Vjekoslav Taslak. Seine Eltern haben auf dem Festland ein Restaurant, aber mit seiner Mutter könne er nicht in der Küche stehen. "Erst, wenn jemand Pommes bestellt, fängt sie an, Kartoffeln zu schälen. Das halte ich nicht aus", erzählt er und lacht. Auch in Prag, Dubrovnik und Stuttgart hat er schon gearbeitet. Von drei Jahren im Schwabenland blieben "Spätzle", "Maultaschen" und "braune Soße" bei Vejoslav auf Deutsch hängen. Glücklich wurde er in Deutschland nicht. "Ich habe ganz viel ausprobiert. Aber, was der Schwabe nicht kennt, das isst er nicht." Vjekoslav serviert zum Beispiel Ustipak, eine etwas größere Krokette mit Mangold und Kartoffel drin und einer leichten Frischkäsesoße und Pesto darüber. Der Wein dazu heißt übersetzt "Von Gott gegeben". Es folgen ein Rucola-Salat mit Burrata und gegrilltem Obst, geschmorter Ochsenschwanz in einer Cornflakes-Hülle auf Gemüse und ein vegetarischer Fächer aus Auberginen, Tomaten und Käse. Danach will niemand mehr auf die Schaukel, sondern satt und glücklich ins Bett. 

    Kroatien, Stari Grad, Insel Hvar
Zentraler Platz in Stari Grad auf der Insel Hvar.
    Kroatien, Stari Grad, Insel Hvar Zentraler Platz in Stari Grad auf der Insel Hvar. Foto: Cordula Homann

    Tagsdrauf präsentiert Stadtführerin Ivana ihre Heimatstadt Stari Grad. In den verwinkelten Gassen sind überall Treppen. Auf fast jeder Stufe stehen bunte Blumen. „Ist das nicht schön?“, fragt Ivana. „Und was das für eine Arbeit ist!“, ruft eine Passantin. Mitten auf dem Markplatz blüht ein Kapernstrauch. Statt Kapern werden in einem kleinen Feinkostladen Paprenjak verkostet. Das Gebäck ist handtellergroß, in verschiedenen Formen, ganz flach und mit einer Zuckerguss-Verzierung versehen. Es schmeckt wie Lebkuchen und regt den Durst an. Ivana empfiehlt zudem den lokalen Weißwein Bogdaujusa.

    Den Kontrast zu den vielen kleinen, dicht an dicht gedrängten hohen Häusern in der Altstadt bildet das Haus von Petar Hektorović, dem berühmtesten Sohn des Ortes. Sein Zuhause ähnelt mehr einer Festung. Im 15. Jahrhundert schrieb er Gedichte, sammelte Tiere und Pflanzen für seinen Garten. In seinem riesigen Haus durften Bedürftige übernachten. Und obwohl das Gebäude samt Teich in der Mitte wunderschön ist und dafür Eintritt verlangt wird - unverkennbar verwittert der Garten. Und Ivana weiß, warum.

    Sind die Fische in dem mittelalterlichen Haus mal drin, kommen sie gut genährt nicht mehr durch das Gitter zurück. Geangelt werden sie aber auch nicht, sondern gefüttert, bis sie eines natürlichen Todes sterben.
    Sind die Fische in dem mittelalterlichen Haus mal drin, kommen sie gut genährt nicht mehr durch das Gitter zurück. Geangelt werden sie aber auch nicht, sondern gefüttert, bis sie eines natürlichen Todes sterben. Foto: Cordula Homann

    Denn in Stari Grad erben die Töchter nichts. Das galt im Mittelalter für Petars einziges Kind, ein Mädchen ebenso, wie heute für Ivana. Im Fall von Petars Festung führte das dazu, dass sein Zuhause nun der Verwandtschaft gehört, nicht der Stadt. Und die wiederum mache viel zu wenig aus dem Komplex, erzählt Ivana flüsternd. Ihre Tochter werde auf jeden Fall etwas erben - sie sei dann die Erste in der Familie, die nicht leer ausgeht. Andernorts auf Hvar bekamen die Söhne früher das fruchtbare Ackerland, die Töchter die ertragsarmen Küsten. Inzwischen aber seien die Küsten viel begehrter als die Felder, sagt Ivana und schmunzelt. Das Land um Stari Grad gilt als Unesco Weltkultulturerbe. Denn die Aufteilung eines riesigen Feldes existiert seit der Besiedelung durch die Griechen im 4. Jahrhundert vor Christus. Um das Ackerland nutzbar zu machen, wurden Steine gesammelt und zu Mauern aufgetürmt. Und die stehen teils heute noch und sind von der Straße aus zwischen Olivenbäumen und Weinreben zu sehen.

    Spaziergang durch Stari Grad auf der Insel Hvar
    Spaziergang durch Stari Grad auf der Insel Hvar Foto: Cordula Homann

    Einer, der an den Wein auf der Insel glaubt, ist Boris Kovačević vom Weingut Lacmar, oberhalb von Stari Grad. Mit einem kleinen Team keltert er seit 2020: Einen roten, einen weißen und orange Bioweine. Der Standort, direkt an der Küste, wo die Sonne von oben scheine, vom Meer reflektiert werde und der Regen direkt ablaufen könne, sei der beste Platz für Wein auf der ganzen Welt, sagt der junge Winzer überzeugt.

    Im Bild von links Vid, Paula und ihr Chef Boris Kovačević vom Weingut Lacmar.
    Im Bild von links Vid, Paula und ihr Chef Boris Kovačević vom Weingut Lacmar. Foto: Cordula Homann

    Die Homepage ist noch im Aufbau, doch die ersten internationalen Bestellungen wurden bereits versandt. Zur - vorbestellten - Weinprobe wird eine gemischte Platte mit viel Ziegenkäse und Salami serviert. Im Anschluss kommt "Peka", ein Metallgefäß, auf den Tisch. Huhn, Karotten und Kartoffeln haben darin stundenlang im Ofen gegart. Vegetarier bekommen hausgemachte Ravioli mit Ziegenkäse. In der Lounge wird später Tiramisu serviert. Man rutscht weinselig tiefer in die schneeweißen Kissen. Der Blick verliert sich zwischen dem blauen Himmel, der weiten Landschaft und dem Meer am Horizont. Die Kroaten haben schon recht. Wo wollte man denn im Sommer sonst hin?

    Die Autorin recherchierte auf Einladung des Tourismusunternehmens Valamar.

    Weitere Infos:

    Die Insel: Hvar ist die viertgrößte Adria-Insel. Sie ist 68 Kilometer lang, aber nur 10 Kilometer breit.

    Anreise: Mit dem Flugzeug von München nach Split, von dort mit Fähre oder Schiff nach Hvar.

    Unterkünfte: Nahe Stari Grad gibt es drei Hotels. Sie könnten fast nicht unterschiedlicher sein. Das neue Hvar Places Hotels und Villas mitten am Strand; das ebenfalls neue Valamar Amicor Green Resort. Dort wird auf Nachhaltigkeit gesetzt und es ist alles etwas exklusiver und teurer. Dazu gehört aber auch eine 87 Meter lange Riesenrutsche mittendrin, ein Kids-Club, dessen Angebot vom Bienenhotelbau bis zum smarten Gaming-Raum reicht. Und dann liegt da, verborgen hinter ein paar Büschen, noch eine dritte Unterkunft: das Arkada Hotel. Mit dem Charme einer 1980er Jahre Bettenburg zeigt es, wie beliebt die Gegend schon vor Jahrzehnten für Touristen war.

    Die Lounge am Restaurant des Weinguts Lacmar, oberhalb von Stari Grad auf der Insel Hvar.
    Die Lounge am Restaurant des Weinguts Lacmar, oberhalb von Stari Grad auf der Insel Hvar. Foto: Cordula Homann
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