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Italien
17.07.2023

Sie sind alle wieder da: Die Touristen strömen zurück nach Venedig

Wieder reger Gondel-Verkehr in Venedig. Die Touristinnen und Touristen sind zurück in der Lagunenstadt.
Foto: Jason-Valentine/Adobe Stock

25 Millionen Touristen zog es zu Spitzenzeiten nach Venedig. Nun strömen sie wieder aus aller Welt in die „Serenissima“. Ich bin eine von ihnen und somit Teil des Problems, oder?

Über die Rialto-Brücke schieben sich Ende Juni verschwitzte Menschenmassen mit Wasserflaschen und Selfie-Sticks: Familien mit Kinderwagen, rüstige Rentner, Jugendliche mit großen Rucksäcken, chinesische und amerikanische Reisegruppen, die ihre Rollkoffer stöhnend die Marmorstufen hinauf- und hinunterwuchten. Das Smartphone im Anschlag. Am Fuß der Brücke, im Schaufenster der Morelli-Apotheke auf dem belebten Campo San Bartolomeo, blinkt eine rote Zahl, die niemand außer mir beachtet. Seit fünfzehn Jahren informiert der Zähler im Schaufenster, den die venezianische Bürgerinitiative Venessia.com installiert hat, über die aktuelle Einwohnerzahl der Lagunenstadt.

Derzeit sind es noch 49.481. In den 1950er Jahren waren es dreimal so viele. Rund 175.000 Venezianerinnen und Venezianer lebten damals auf der Hauptinsel und den dazugehörigen Inselgruppen. Die Mehrheit ist in den vergangenen Jahrzehnten aufs Festland abgewandert. In der sogenannten „Terraferma“ wohnen heute über 200.000 Menschen. Neben günstigeren Mieten bietet das Festland den Venezianern vor allem bessere Lebensbedingungen: eine bequemere Infrastruktur für Jung und Alt, gute Verkehrsanbindungen und natürlich Arbeitsplätze. Die politischen Entscheidungsträger Italiens beförderten diese Entwicklung ausdrücklich, indem sie die historische Stadt auf den Holzpfählen zunehmend als Touristenattraktion inszenierten. Vor allem an den Wochenenden, wenn unzählige Junggesell(innen)enabschiede bis nach Mitternacht lautstark durch die Gassen ziehen, verstärkt sich der Eindruck, dass Venedig vielen nur noch als Party-Kulisse dient.

Ein Touristenbetten-Zähler in der Buchhandlung

Es ist Freitagabend. Die Bars und Cafés füllen sich. Die Abendsonne bringt die abgeblätterten Fassaden zum Leuchten. Auf dem Campo Santa Margerita im Studentenviertel Dorsoduro treffe ich den Tourismus-Forscher Giacomo Maria-Salerno. Im Schaufenster der Buchhandlung Marco Polo blinkt ebenfalls eine rote Zahl. Hier befindet sich nämlich seit Mitte April diesen Jahres ein weiterer Zähler. Er zeigt die Anzahl der touristischen Unterkunftsbetten in der Stadt. Sie beträgt derzeit 49.196 und es werden täglich mehr. In dem Maß, in dem die venezianische Bevölkerung abnimmt, steigt die Zahl der Unterkunftsbetten in den betroffenen Vierteln, erklärt Giacomo. Der 36-jährige Venezianer hat Philosophie studiert und in Urbanistik promoviert und erforscht als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der La-Sapienza-Universität in Rom die Auswirkungen der Tourismusindustrie am Beispiel seiner Heimatstadt. Seit fünf Jahren engagiert er sich zudem in der venezianischen Bürgerinitiative Ocio, die die Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt und die Wohnraumproblematik in der Stadt beobachtet und analysiert.

Der Touristenbetten-Zähler im Schaufenster der Buchhandlung ist nur eine der vielen Aktionen, mit denen Ocio auf die zunehmende „Touristifizierung“ der "Serenissima" aufmerksam machen will. Als folgenschwere Entwicklung der letzten Jahre bezeichnet Giacomo den Siegeszug von Wohnungsplattformen wie Airbnb, die private Wohnräume in Touristenunterkünfte umwandeln und auf diese Weise einen ganz neuen Zusammenhang zwischen dem Zugang zu Wohnraum und dem Tourismus schaffen.

Ein seltener Anblick In Venedig: Wäsche auf der Leine im Stadtteil Castello.
Foto: Doris Wegner

Die Zahl der Zweitwohnungen in Venedig wachse und die Möglichkeit, sie gewinnbringend an Touristen zu vermieten, sei eine sich lohnende Investition, die zulasten der Stadtbevölkerung gehe, denn die Wohnungen verschwinden vom Miet- und Kaufmarkt, wo die Preise immer höher steigen. Selbst die sogenannte Mittelklasse könne sich oftmals ein Leben in der Stadt nicht mehr leisten, sagt Giacomo. 

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Um Venedig einmal mit den Augen der Einheimischen zu sehen, lädt Giacomo mich zu einem wohnungspolitischen Rundgang seines Kollektivs am nächsten Tag ein. Am Treffpunkt, vor der Zentrale der Kommunistischen Partei im Stadtviertel Castello, haben sich 50 bis 60 Menschen versammelt. Sie tragen Birkenstocks oder Turnschuhe an den Füßen und große Sonnenbrillen auf der Nase. Kinder und Hunde toben umher, drei Polizisten schlendern heran und positionieren sich am Rand. Die erste Station ist nur ein paar Schritte entfernt, die Calle dei Preti. In dieser engen Gasse befinden sich 62 Häuser. Ein Drittel davon sind Touristenunterkünfte, erklärt Giacomo. Es gibt 21 Wohnungen mit 77 Betten für Touristen in der Calle dei Preti. 47 Quadratmeter kosten etwa 300 Euro die Nacht. Bei einer 75-prozentigen Auslastung sind das rund 7200 Euro im Monat.

Was können wir, die Touristen, tun, um Venedig zu helfen?

Am Eröffnungswochenende der Biennale verdoppeln sich die Übernachtungspreise. Und Castello zählt noch zu den günstigeren Stadteilen Venedigs. Einst befand sich hier die bedeutendste Schiffswerft der Welt, das Arsenale. Bis heute leben in dem einwohnerreichsten Viertel der Stadt immer noch viele Familien. Doch auch bei den Besucherinnen und Besuchern ist Castello sehr beliebt, denn hier befindet sich das Ausstellungsgelände der Internationalen Kunst- und Architektur-Biennale, die sich abwechselnd von April/Mai bis November der Öffentlichkeit präsentiert. 

Während wir hier stehen, kommen immer wieder orientierungslose Menschen mit Rollkoffern und Rucksäcken vorbei, die, den Blick starr auf ihr Smartphone geheftet, nach ihrer Unterkunft suchen und dann wieder fluchend im labyrinthischen Gassengewirr verschwinden. Das Kollektiv von Giacomo fordert endlich eine staatliche Begrenzung der Kurzzeitvermietungen. Die gibt es in Italien nicht, im Gegensatz zu den meisten EU-Ländern. Das könnte dazu beitragen, dass Wohnungsbesitzer wieder langfristig an Leute, die in Venedig leben und arbeiten, vermieten, anstatt ausschließlich an Touristen. Denn die meisten Leute, die in den Hotels oder der Gastronomie arbeiten, verdienten nicht genug, um sich eine Wohnung in der Stadt leisten zu können. „Sie arbeiten in einer Industrie, die sie aus ihrer Stadt ausschließt, und das ist vielleicht das größte Paradoxon dieser Wohlstandswirtschaft der Tourismusindustrie“, sagt Giacomo. 

Das Eintrittsgeld für Touristen wurde heiß diskutiert, aber nicht umgesetzt.
Foto: Doris Wegner

Was können wir, die Touristen, tun, um Venedig zu helfen? Nicht kommen? Giacomo zögert. Es gäbe nicht viel, was die Touristen tun könnten, sagt er schließlich: außer natürlich keine Airbnb-Unterkünfte zu mieten. Seine Adressaten sind nicht die Touristen, sondern die öffentlichen und politischen Institutionen der Stadtverwaltung und ihre Entscheidungsträger. Venedig müsse wieder „bewohnbar“ für die Einwohner werden und man müsse damit aufhören, die Stadt überall auf der Welt zu bewerben und zu vermarkten. Die einzige Möglichkeit, Venedig als Stadt „wiederzubeleben“, sieht der Historiker Marco Cavarzere von der Universität Ca’ Foscari darin, sie zu einem Ort zu machen, wo man auch arbeiten könne. Um Arbeitsplätze zu schaffen, müsse man Arbeitsplätze im tertiären Sektor schaffen, Bürojobs, denn in Venedig lässt sich keine Industrie ansiedeln.

Für 2050 werden 38 Millionen Reisende für Venedig prognostiziert

Auch Tommaso Sichiero, der Besitzer und Geschäftsführer des Lokals Alla Palazzina auf der belebten Strada Nova im Stadtteil Cannaregio teilt diese Ansicht. Er erinnert sich noch gut an die Zeiten, als die Büros der Generali-d’Italia-Versicherungen in den Procuratie Vecchie auf der Piazza San Marco untergebracht waren. Mehr als 1000 Generali-Angestellte gingen bis 1989 in Venedig ein und aus. Heute gibt so gut wie keine Arbeitsplätze außerhalb der Tourismuswirtschaft mehr, bedauert Tommaso. Der Wirt ist hier geboren und aufgewachsen. Wie alle Venezianer gerät er sofort ins Schwärmen, wenn es um die Unvergleichlichkeit seiner "Serenissima" geht, und in Wut, wenn er das respektlose Verhalten vieler Touristen gegenüber seiner Stadt beobachtet.

„Venedig ist kein Museum“, betont er, dennoch spricht er sich, wie viele Bewohner, für einen finanziellen Beitrag aus, den die Touristen zur Stadtentwicklung und Instandhaltung der "Serenissima" leisten sollten. Denn der Preis der Schönheit ist hoch. Die tägliche Müllentsorgung per Boot kostet ein Vermögen. Die Restaurierung der jahrhundertealten Gemäuer, der Brücken, Kirchen und Palazzi, denen die Motorboote ebenso wie das alljährlich wiederkehrende salzhaltige Hochwasser sehr zusetzen, verschlingt Millionen. Das Eintrittsgeld für Tagestouristen wurde in den vergangenen Jahren heftig in und außerhalb Venedigs diskutiert – obwohl bereits beschlossen, wurde die Einführung wiederholt aus logistischen Gründen verschoben. 

Der vielleicht schönste Supermarkt Venedigs: ganz auf die Bedürfnisse von Reisenden abgestellt.
Foto: Doris Wegner

Gut so, findet der Tourismus-Forscher und Aktivist Giacomo. Er hält nichts von einem Eintrittsgeld. Zum einen würde sich die Umsetzung als kafkaesk erweisen, wenn man bei jedem Einzelnen überprüfen müsse, aus welchen Gründen er nach Venedig komme, aber zum anderen, und das sei das Entscheidende, zementiere ein Eintrittsgeld in gewisser Weise Venedigs Status als „Touristenattraktion“ und ignoriere die Tatsache, dass es hier auch Einwohner gäbe, dass es sich um eine lebendige Stadt handele. 1987 wurden Venedig und die Lagune von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt.

Die Diskussion im Deutschen Studienzentrum Venedig zum Thema "Der Tourismus und "wir"? Unter anderem mit der Autorin Petra Reski, dem Aktivisten Giacomo-Maria Salerno, Professorin Marita Liebermann und dem Journalisten Jakob Strobel y Serra.

Der aktuelle Bericht des globalen Netzwerks zur Überwachung von Unesco-Welterbestätten, „World Heritage Watch“, entwirft ein bedrohliches Zukunftsszenario. Für das Jahr 2025 werden 38 Millionen Besucher prognostiziert. Der Rundgang mit Giacomo und den Mitgliedern des Kollektivs Ocio endet auf einer Wiese im Quartier Sant’Elena. Käse, Brot, Salami, Wein, Wasserflaschen und Mehrwegbecher stehen bereits auf einem großen Klapptisch unter einem Baum. Die Becher ploppen, die Hunde und Kinder tollen umher und die Polizisten machen sich auf den Weg zum Mittagessen, während Giacomo und die anderen Aktivisten weiter über Venedigs Zukunft diskutieren.

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