Sommerzeit: Wie die Uhren ab dem 31. März in anderen Ländern ticken
Zweimal im Jahr stellen die EU-Staaten ihre Uhren auf Sommer – beziehungsweise Winterzeit um. Aber es gibt mehr Staaten, die nie an ihren Uhren drehen – was die Sache mit der Zeit nicht leichter macht.
Bald ist es wieder so weit: Europa stellt am 31. März auf die Sommerzeit um. Über den Nutzen der Zeitumstellung wird oft diskutiert. Zuletzt wünschten sich viele Europäer ein Ende des Zeitenwechsels. 2018 kündigte die EU-Kommission an, Sommer- und Winterzeit abzuschaffen. Aber es blieb bis heute bei der Ankündigung.
Erst seit 1996 stellen die EU-Mitgliedsländer ihre Uhren zum gleichen Zeitpunkt vor oder zurück. Und weil es keinen Sinn ergibt, als Nachbarland auf einer anderen Zeit zu bestehen, machen auch Nicht-EU-Staaten wie Albanien, Andorra, Bosnien Herzegowina, Kosovo, Libanon, Liechtenstein, Marokko, Mazedonien, Moldau, Monaco, Montenegro, Norwegen, San Marino, Schweiz, Serbien, Ukraine und Vatikanstadt bei der Uhrenumstellung mit. Das erleichtert vor allem die grenzüberschreitende Koordination des Bahnverkehrs.
Deutschland stellte im Ersten Weltkrieg die Zeit um
Pragmatismus und Sparsamkeit waren Anfang des vergangenen Jahrhunderts die Gründe, warum es überhaupt zur Sommerzeit kam. Deutschland stellte im Ersten Weltkrieg 1916 die Zeit um, um im Sommer das Tageslicht besser auszunutzen und Energie zu sparen. Nicht umsonst spricht man in angelsächsischen Ländern von "daylight saving time". Das wiederum hatte zur Folge, dass alle kriegführenden Staaten ihre Uhren ebenfalls umstellten, denn Soldaten sollten schließlich alle pünktlich zur selben Zeit kämpfen.
Unter den noch zu Europa zählenden Staaten schert Island aus. Seit 1968 herrscht hier Sommerzeit. Damit liegt der Inselstaat in der gleichen Zeitzone wie Großbritannien, was wegen der westlichen Lage eigentlich falsch ist. Aber Berechnungen zufolge hätten die Isländer in ihrer tagaktiven Zeit zwischen sieben und 23 Uhr bei einer Winterzeit 13 Prozent weniger Tageslicht. Aus ähnlichen Gründen behält auch Grönland immer die Sommerzeit, obwohl es zu Dänemark gehört, das regelmäßig mit den Nachbarn an den Uhren dreht.
Die Türkei hat die Sommerzeit wieder abgeschafft
Nicht zur EU, aber den Vereinten Nationen zufolge zu Europa zählen Armenien, Belarus und Georgien, die jedoch nicht zwischen Sommer- und Winterzeit unterscheiden. Auch Aserbaidschan, Iran, Jordanien, Namibia, Russland, Samoa, Syrien, die Türkei sowie Uruguay haben in den vergangenen zehn Jahren die Sommerzeit wieder abgeschafft. Mexiko hat 2022 den saisonalen Uhrenwechsel aufgegeben, lediglich entlang der US-Grenze richten sich die Uhren nach der US-Zeit. Einzig Ägypten hält als letztes afrikanisches Land an der Zeitumstellung fest, die allerdings einen Monat später als in der EU stattfindet.
Komplizierter wird die Angelegenheit in großen Flächenstaaten mit Zeitzonen. So gilt in den USA die Sommer- und Winterzeit nicht überall. Arizona hat keine Sommerzeit, ebenso wenig Hawaii, wo der Uhrenwechsel wegen der Nähe zum Äquator wenig sinnvoll wäre. Ähnlich verfahren Staaten wie Australien, Brasilien und Kanada. So gibt es beispielsweise in Australien in den Bundesstaaten Queensland, Northern Territory und Western Australia keine Sommerzeit. In Südamerika hält sich lediglich Paraguay an eine festgelegte Sommerzeit, die am dritten Sonntag im März beginnt und am ersten Sonntag im Oktober endet.
In China gilt immer Pekingzeit
Relativ einfach macht es sich China. Theoretisch hätte das Land fünf Zeitzonen. Praktisch aber tickt das ganze Land nach Pekingzeit, unabhängig vom eigentlichen Sonnenstand. Das hat zur Folge, dass im Sommer in der westlichen Grenzregion Sinkiang erst um Mitternacht die Sonne untergeht und es im Winter erst um zehn Uhr hell wird. Wer zudem ins Nachbarland Afghanistan reisen würde, müsste deswegen seine Uhr um 3,5 Stunden zurückdrehen. Auch einen Wechsel von Winter- zu Sommerzeit gibt es seit 1992 nicht mehr. Davor hatte China kurzzeitig mit dem saisonalen Zeitenwechsel experimentiert.
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