Als Ali Morad Azimi 15 war, kauerte er zwei Tage und zwei Nächte lang unter einem Sitz in einem Reisebus, der in Richtung Deutschland fuhr. Der junge Afghane lag zwischen den Beinen von Urlaubern, die in Griechenland die Sonne genossen hatten oder ins Meer gesprungen waren. Während sich die vier Dutzend Touristen nun auf bequemen Sitzen zurück in die Heimat chauffieren ließen, war Azimi auf der Flucht. Ohne Ausweis, ohne Reisepass. Der junge Afghane und andere Flüchtlinge hatten einem Schleuser viel Geld für die Fahrt bezahlt. Der Busfahrer gab ihnen ab und zu Kekse zu essen und Wasser zu trinken, die Fahrgäste schienen die blinden Passagiere zu dulden. Diese hatten nur ein Ziel: Sie wollten nach Deutschland. Azimi fuhr in dem Reisebus einer Zukunft entgegen, die er in seiner Heimat Afghanistan wahrscheinlich niemals gehabt hätte.
Großaitingen