
Dieser Verein aus Mickhausen hatte sieben Milliarden auf dem Konto

Plus Vor 125 Jahren wurde der Soldaten- und Kameradschaftsverein Mickhausen-Münster gegründet. Zeitweise war er milliardenschwer. Ein Rückblick.
Welcher Verein kann schon von sich behaupten, früher einmal einen Haufen Geld auf der Kante gehabt zu haben? Der Soldaten- und Kameradschaftsverein Mickhausen-Münster kann es.
Im Inflationsjahr 1923 wies das Kassenbuch einen Kontostand von sieben Milliarden, 549 Millionen und 885.876 Mark auf. Der Mitgliedsbeitrag betrug in diesem Jahr stolze hundert Mark. Nach der Inflation reduzierte sich der Jahresbeitrag der 81 Vereinsmitglieder auf 50 Pfennige.
Soldatenverein: Bevölkerung in Mickhausen spendete für Fahne
Der heutige Soldaten- und Kameradschaftsverein Mickhausen-Münster wurde im Oktober 1895 als Veteranen- und Soldatenverein gegründet. Der Gründungsvorsitzende war Bürgermeister Meinrad Schmid. Bereits im folgenden Jahr 1896 wurde eine Vereinsfahne beschafft und geweiht. Die dafür erforderlichen 490 Mark wurden durch Spenden aus der Bevölkerung aufgebracht.
Nach mündlichen Überlieferungen gehörten dem jungen Verein in den Anfangsjahren auch Mitglieder aus den Nachbargemeinden Siegertshofen, Birkach, Klimmach und Waldberg an. Vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde alljährlich im November ein Gottesdienst zum Gedenken an die in den Befreiungskriegen der 1860er- und 1870er-Jahre gefallenen Soldaten abgehalten. Daran, so der Chronist, hätten auch Kameraden aus den genannten Nachbarorten teilgenommen.

1922 wurde das von der Gemeinde beschaffte Kriegerdenkmal im Garten des Anwesens Bolzer (heute im Bereich der Einmündung des Herrgottsruhweges in die Hauptstraße, gegenüber der ehemaligen Gastwirtschaft Lutz) eingeweiht.
Im Zweiten Weltkrieg ruhte der Soldaten- und Kameradschaftsverein
Wann das Denkmal von dort an seinen heutigen Standort auf dem südlichen Vorplatz der Pfarrkirche St. Wolfgang versetzt wurde, ist nicht bekannt. Aus den Folgejahren sind nur noch spärliche Aufzeichnungen über das Vereinsleben erhalten. Während der Nazidiktatur und des Zweiten Weltkriegs ruhte das Vereinsleben. Der größte Teil der Vereinsunterlagen wurde aus Furcht vor Repressalien des neuen Regimes vernichtet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Verein am 7. Oktober 1951 im Gasthaus Blessing mit der neuen Bezeichnung "Kriegerkameradschaftsverein" neu gegründet. Im Gründungsprotokoll heißt es: "Der Verein verfolgt das Ziel der Kameradschaftspflege im Allgemeinen." 53 Männer traten dem Verein bei. In der Chronik heißt es dazu: "Es wurde beschlossen, dass der zur Zeit der Auflösung des Veteranenvereins im Jahr 1945 aufgrund der Kontrollratsmaßnahmen bestehende Vorstand die Vereinsgeschäfte bis zu einer im Januar stattfindenden Generalversammlung weiterführt." Zum Vorsitzenden wurde dann bei dieser Versammlung der Postsekretär Alois Dempf gewählt, der dieses Amt bis zu seinem Tod im Jahr 1960 bekleidete. 1954 wurde die Vereinsfahne, die beide Weltkriege überstanden hatte, von Grund auf restauriert und am Ostermontag, 19. April 1954, zusammen mit den neuen Glocken der Mickhauser Pfarrkirche vom Augsburger Weihbischof Josef Zimmermann geweiht.
Mickhausen: Verein wird in den 125 Jahren mehrfach umbenannt
Von 1961 bis 1971 stand Metzgermeister Leo Hörwick an der Spitze des Traditionsvereins, der im Laufe seiner langen Geschichte mehrmals umbenannt wurde. Nach Leo Hörwick übernahm dessen bisheriger Stellvertreter Andreas Schimpfle die Vereinsführung. 1971 wurden 20 Veteranen, meist Teilnehmer des Ersten Weltkriegs, zu Ehrenmitgliedern ernannt. Zum 80-jährigen Bestehen des Vereins beschloss der Vorstand, eine neue Fahne anzuschaffen. Sie wurde in der Taubstummenanstalt in Dillingen kunstvoll gestickt.

Gemeinsam mit der örtlichen Jugendkapelle, zehn Jahre zuvor von Johann Schlosser gegründet, wurde ein Doppeljubiläum mit dreitägigem Festzeltbetrieb auf dem Sportplatz vorbereitet. Bei Kaiserwetter gab Pfarrer Wilhelm Zettler am 15. August 1976 der neuen Fahne auf dem Vorplatz des Feuerwehrhauses den kirchlichen Segen. Die Veteranen aus Grimoldsried übernahmen die Patenschaft für die neue Fahne.
Seit 1997 heißt der Verein Soldaten- und Kameradschaftsverein
Nach 18 Jahren an der Vereinsspitze übergab Vorsitzender Andreas Schimpfle sein Amt 1989 an Adolf Mühlbach, der fortan drei Jahrzehnte die Geschicke des Traditionsvereins lenkte. Im November 1997 wurde der bisherige Krieger- und Soldatenverein umbenannt: Er heißt seither Soldaten- und Kameradschaftsverein. Im selben Jahr wurden bei der Versammlung im Anschluss an den Volkstrauertag erstmals die Sanierung des Kriegerdenkmals und die Neufassung der eingravierten Namen aller Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege angesprochen. Auch eine Verlegung an einen anderen Platz wurde zeitweise diskutiert.
Das Projekt unter der Regie von Schriftführer und Kassenwart Max Kleber zog sich jedoch noch etliche Jahre hin. Doch am Volkstrauertag 2015 erstrahlte das Ehrenmal zum Gedenken an die Toten der Weltkriege wieder in neuem Glanz. Im November 2019 übernahm Altbürgermeister Hans Biechele das Amt des Vereinschefs.Lesen Sie dazu auch:
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