
Diese Hunde helfen kranken Menschen

Vier Therapiehunde unterstützen im Gesundheitshaus Reichart Patienten bei der Genesung. So läuft die Arbeit mit Lilly, Lotta, Luna und Paula ab.
Was machen denn die Hunde in einer medizinischen Praxis? Ist das denn erlaubt? Diese Frage stellt sich so mancher Neuling, der ins Gesundheitshaus Reichart in Schwabmünchen kommt und gleich mehrere weiße Golden Retriever sieht. Doch wer dann die freundlichen Tiere bei der Arbeit sieht, weiß: Die sind hier ganz wichtig.
Alles fing mit Lilly an. Sie kam 2004 als Welpe zu den Reicharts. Schnell stellten sie fest, dass diese Golden-Retriever-Hündin besondere Fähigkeiten besitzt: Sie ist Streitschlichter, Helfer und Freund zugleich. Deshalb wurde sie damals zwei Jahre fachmännisch zum Therapiehund ausgebildet, was damals in Bayern noch ziemlich unbekannt war. „Sie musste damals viel Sozialkompetenz, Umgang mit Hilfsmitteln wie Rollator oder Unterarmstützen, perfekt auf Kommandos zu reagieren, Angstresistenz und vieles mehr erlernen“, erzählt Eva Reichart und zählt die Einsatzgebiete von Lilly auf: „Sie sorgt allein schon durch ihre Anwesenheit immer für eine angenehme, freundliche, ausgeglichene und entspannte Atmosphäre bei Patienten und Mitarbeitern im Gesundheitshaus, lenkt von Alltagsproblemen ab, sorgt für Bewegungsmotivation bei den Patienten, und zwar intuitiv immer auf der geschädigten Seite oder Stelle.“
Therapiehunde sorgen für körperliche und geistige Entspannung
Der Patient traue sich mit dem Hund bei sich plötzlich motorisch Dinge zu, die er vorher nicht konnte: „Demenzpatienten bauen wieder erstaunliches Erinnerungsvermögen auf. Die größten Erfolge haben wir allerdings bei neurologischen Patienten“, so Eva Reichart. Das bestätigt Alexander Mauder, der nach einem schweren Motorradunfall in den Beinen querschnittsgelähmt ist: „Die Hunde sorgen bei mir körperlich und geistig für Entspannung, helfen mir, mich zur Bewegung zu motivieren und vor allem zu spüren. Mit ihnen macht die Therapie riesig Spaß, auch wenn es nicht immer einfach ist.“
Mauder spricht von mehreren Hunden, denn inzwischen sind es vier, drei im Erwachsenentherapiehaus und eine Hündin, die im Kindertherapiehaus „mitarbeitet“. Lilly, die mit 14 Jahren nun langsam in Altersteilzeit geht, Lotta, Luna und Paula – alle ausgebildete und vom Gesundheitsamt zugelassene Therapiehunde, wie Hygienekontrolleur Marc Schlachter sowie Dr. Martin Miller bestätigen. „Das Gesundheitshaus Reichart erfüllt alle unsere Vorgaben extrem, nicht nur in hygienischer, sondern auch in gesundheitlicher, verantwortlicher und sozialer Hinsicht. Dort wird auch streng darauf geachtet, dass die Hunde, die vom Wesen her bestens für die Praxis geeignet sind, nicht mehr als eineinhalb Stunden pro Tag arbeiten, um sie nicht zu überanstrengen. Sie haben Rückzugsräume, halten sich von Patienten fern, die ihre Unterstützung nicht wünschen, auch wenn Therapieerfolge wissenschaftlich nachgewiesen sind. Sie sind in den Tagesablauf bestens integrierbar, ohne zu stören.“
Hunde schätzen die Situation sofort richtig ein
Das bestätigen auch die Mitarbeiter, die die Arbeit mit den Hunden lieben – in der Praxis sowie bei Hausbesuchen. Die Hunde könnten die jeweilige Situation sofort richtig einschätzen und benähmen sich immer im Sinne des Patienten, vor allem bei der Arbeit mit Behinderten. Angst oder Schrecksituationen seien ihnen fremd.
Die Hunde sind ein fester Bestandteil im Gesundheitshaus Reichart, das sich sehr über seine Therapieerfolge freut. „Ich kann mir eine Arbeit ohne unsere Hunde, die auch uns beim täglichen Jogging fit halten, nicht mehr vorstellen“, erzählen die Reicharts und widmen sich wieder ihren Patienten – natürlich mit Hund. (SZ)
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