
Coronakrise: Schausteller verwandelt Imbisswagen in rollenden Supermarkt

Plus Um die Krise zu überbrücken, will die Schaustellerfamilie Miller mit ihrem neuen Supermarkt auf Rädern von Oberottmarshausen durch den Landkreis ziehen.
Ein Supermarkt auf Rädern, der von Dorf zu Dorf rollt und Anwohner mit frischen Lebensmitteln versorgt? Diese Idee hat Klaus Peter Miller nicht mehr losgelassen. Eigentlich zieht der Schausteller mit seinem Imbissstand von Volksfest zu Volksfest. Doch wegen der Corona-Pandemie sind heuer alle großen Veranstaltungen wie der Kathreinemarkt in Kempten, das Kaufbeurer Tänzelfest, die Nördlinger Mess oder der Memminger Jahrmarkt ausgefallen.
Seit fast einem Jahr sitzt die Schaustellerfamilie Ebert-Miller deshalb mit ihrer Eventgastronomie auf dem Trockenen. Da eine Wiederbelebung der Volksfeste nicht in Sicht ist, feilte Klaus Peter Miller an einem zweiten Standbein. Die zündende Idee: Er eröffnete den "Rollenden Regionalmarkt" im Untermeitinger Gewerbegebiet.
16 Gemeinden im Landkreis Augsburg haben bereits Interesse angemeldet
Dafür baute Miller einen Zehntonner-Lastwagen zum rollenden Supermarkt um. Mit dem Gefährt will der 53-Jährige künftig Orte mit einem Vollsortiment an verpackten Lebensmitteln und Gebrauchsgütern wie Waschmittel oder Toilettenpapier versorgen, in denen es keine oder wenig Nahversorgung gibt.
Für sein Konzept erhielt der Schausteller Unterstützung von der Öko-Modellregion Augsburg Stadt und Land. Die Idee wurde von deren Projektmanager Ulrich Deuter bei der Dienstversammlung der Bürgermeister vorgestellt. Etwa 16 Gemeinden im Augsburger Land haben bereits ihr Interesse bekundet.
Oberottmarshausens Bürgermeister Andreas Reiter machte als erster Nägel mit Köpfen und meldete sich bereits im Sommer für einen Probebetrieb. Spätestens Anfang Februar soll der rollende Regionalmarkt erstmals nach Oberottmarshausen kommen und für zunächst drei bis vier Monate zweimal wöchentlich etwa drei Stunden seine Waren anbieten. Die Standorte und die genauen Zeiten werden noch ausgehandelt.
Schaustellerfamilie will regionale Waren anbieten
Miller will den Verkauf gemeinsam mit seinem 27-jährigen Sohn Robin stemmen. Dabei legen die beiden Wert auf regionale Waren. Über deren Bezug stehen sie mit dem Lebensmittelerzeugernetzwerk "Unser Land" in Verhandlungen. Fleisch und Wurst werden von der Hofladenmetzgerei Altstetter aus Höfen bezogen, auch Milch und Eier soll von örtlichen Bauern kommen.
Den Verkauf von kleineren Backwaren kann sich das Duo ebenfalls vorstellen. Das Angebot zum täglichen Bedarf wird durch Tiernahrung und nützliche Haushaltsgegenstände ergänzt. Der rollende Supermarkt erzeugt seinen Strom selbst über eine Photovoltaik auf dem Dach des Lastwagens. "Wir wollen den bestehenden Bedarf im Ort ergänzen und auf vorhandene Geschäfte Rücksicht nehmen. Die Preise werden sich im üblichen Rahmen bewegen, aber mit Dumping-Angeboten können wir nicht mithalten", sagt Miller.
Oberottmarshausens Bürgermeister Andreas Reiter sieht darin ein gute Möglichkeit für die Anwohner, ein Vollsortiment vor der eigenen Haustüre zu nutzen. "Ich bin gespannt, wie hoch die Nachfrage sein wird und freue mich darauf, die innovative Schaustellerfamilie zu unterstützen und das bestehende Versorgungsangebot außerhalb der Öffnungszeiten unseres Bäckers am Ort zu verdichten", sagt Reiter. Bei entsprechendem Interesse würde er den Probebetrieb auch gerne verlängern.
Familie Miller hat indes in Untermeitingen ein nagelneues Kühllager für die Waren eingerichtet, das bereits von der Lebensmittelüberwachung des Landratsamtes Augsburg abgenommen wurde.
Rollender Supermarkt Gemeinden und Lebensmittelerzeuger, die sich am rollenden Supermarkt beteiligen wollen, können sich per E-Mail an info@ebert-miller.de wenden.
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