Neben der Eingangstür stehen Kaffee und Tee bereit, weiter hinten ein kleines Kuchenbuffet. Neben den Gruppentischen gibt es einen Kindertisch mit Spielen und Büchern sowie einen Spendentisch mit Kleidung. Kurz vor drei an einem Samstagnachmittag trudeln langsam die ersten Gäste ein. Die Atmosphäre im katholischen Pfarrzentrum in Königsbrunn erinnert an ein ruhiges Kaffeekränzchen. Im Gespräch mit den Menschen dort merkt man schnell: Das Café Welcome ist ein besonderer Ort.
Ein mal im Monat treffen sich dort Ehrenamtliche des Asyl- und Helferkreises und Geflüchtete. Einerseits um sich kennenzulernen und auszutauschen, andererseits bietet das Café auch Beratung an, erklärt der Leiter Christoph Noller. Die rund zehn Helferinnen und Helfer decken dabei eine große Bandbreite ab: Noller kümmert sich um alles rund um das Thema Arbeit, eine Helferin hilft beim Ausfüllen von Dokumenten, eine andere informiert über Aktivitäten in Königsbrunn.
Larissa Kunzis Schwerpunkt ist Unterstützung geflüchteter Familien
Das Kernteam bestehe aus vier Ehrenamtlichen: Noller, Leonore Grabowski, Nina Shifner. Und Larissa Kunzi. Sie hilft seit zweieinhalb Jahren mit. Die 51-Jährige kommt aus Russland, lebt seit 27 Jahren in Deutschland. „Seit dem Angriffskrieg in der Ukraine unterstützte ich sehr viele Ukrainer“, sagt sie. „Dafür nutze ich meine Sprache. Ich spreche Russisch, aber ich verstehe mittlerweile auch Ukrainisch.“ Warum sie sich engagiert, benennt sie klar: „Ich möchte Menschen, die herkommen, unterstützen.“ Ihr Schwerpunkt liegt auf Familien: „Ich bin Erzieherin von Beruf, schaue also, dass die Kinder in die Schule oder in den Kindergarten kommen.“ Sie malt und bastelt mit Kindern, während die Eltern an den Beratungsangeboten teilnehmen oder sich mit anderen Gästen austauschen.

Für die Beratung kam auch Evrain erstmals in den Treff. Noller bitte darum, nicht die vollen Namen der Geflüchteten zu nennen. Wegen des aktuellen politischen Klimas müsse man die Gäste des Cafés schützen. Vor drei Jahren habe er wegen der politischen Situation die Türkei verlassen, erzählt Evrain. Seit zwei Jahren ist er ein regelmäßiger Besucher im Café. Auf Nachfrage, wie er den Treff finde, sagt er: „Perfekt.“ Das liege an den Ehrenamtlichen. „Viele Ausländer kommen mit anderen Problemen“, erzählt er. „Und die vielen Leute sind so hilfsbereit.“ Evrain braucht aber keine Hilfe mehr.
Er hat einen Job und fühlt sich wohl in Deutschland. Der ehemalige Lehrer arbeitet als Schulbegleiter. „Ich vermittle die Menschen, die eine pädagogische Ausbildung haben, zu uns in die Arbeit“, erklärt Larissa Kunzi. „Wir brauchen solche Leute so dringend.“ Zum Café kommt Evrain weiterhin. „Ich möchte helfen“, sagt er. „Beim Abbau, Aufbau, bei den Vorbereitungen, beim Kaffee machen. Bei allem.“ Sein Ziel ist es auch anderen Ausländern zu helfen. Manchmal springe er schon als Übersetzer ein, obwohl sein Deutsch noch nicht perfekt sei. Er erklärt, dass das auch ein Grund für seinen Besuch sei: „Wichtig ist, konstant Deutsch zu reden und zu denken.“ Das könne er hier.
Besonders wichtig sei, dass man Informationen im Café Welcome erhalte, sagt Alona
Alona besucht das Café Welcome seit fast drei Jahren. Die 40-jährige Ukrainerin floh zu Beginn des russischen Angriffskriegs. Das Wichtigste sei, dass man hier an Informationen gelange, sagt sie: „Über Arbeit, Dokumente, Schule, Ausbildung oder Praktikum für mich. Das ist wichtig für die Zukunft in Deutschland.“ Bisher darf die Psychologin noch nicht arbeiten, erzählt sie: „Weil die Anerkennung sehr lange dauert.“ Ihre Diplome habe sie schon eingereicht, jetzt warte sie auf Rückmeldung. Zwischenzeitlich arbeitet sie als ehrenamtliche psychologische Beraterin und baut ihre Sprachkenntnisse aus: „Ich lerne zuerst die deutsche Sprache. Das ist der wichtigste Schritt für die Zukunft, für die Arbeit.“ Auch deshalb komme sie in den Treff.
Dann verabschiedet sie sich – sie muss eine Freundin abholen, die erst vergangene Woche aus der Ukraine angekommen ist. „In Deutschland, das ist ein neues System, neues Leben, neue Regeln. Und sehr wichtig für das Leben sind viele Informationen“, führt sie aus. Deshalb habe Alona sie ins Café Welcome eingeladen. Das heutige Ziel ist, ein Deutschlandticket für die Freundin zu kaufen.

Seit etwa 2015 gibt es das Projekt unter dem Namen Café Welcome, erklärt Christoph Noller. Pro Termin kommen zwischen 20 und 40 Besucher, bei besonderen Veranstaltungen wie dem Weihnachtskonzert auch 50 bis 60. Für ihre Arbeit wurde das Café Welcome zusammen mit dem Kaffee Mosaik aus Königsbrunn im November 2024 mit dem Integrationspreis der Regierung von Schwaben ausgezeichnet, inklusive eines Preisgeldes von 1200 Euro. Wie die 600 Euro für das Café Welcome verwendet werden, weiß Noller bereits: „Wir sind sparsam.“ Das Geld soll für Kaffee, Tee, Milch und Zucker bei den kommenden Treffen genutzt werden.
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