
Starke Frauen auf dem Land: Landfrauen werden in Schwabmünchen gefeiert

Plus In der Stadthalle Schwabmünchen wurden die Landfrauen vergangenen Mittwoch gebührend gefeiert – mitsamt vielen Ehrengästen und einer besonderen Rednerin.

Farbenfroh, vielfältig und fröhlich – so kam der diesjährige Landfrauentag in Schwabmünchen daher. Das Vortragsthema dieses Jahr: "Starke Frauen – Gemeinsame Wege in die Zukunft". Die Kreisbäuerin und Buchautorin Sabine Schindler aus der Oberpfalz, die den Vortrag hielt, kann nicht nur schick auf einer Bühne stehen, sondern auch einen Hof führen, beteuerte sie. „Ich habe heute Morgen auch gemolken. Ich erzähle das, weil sonst viele denken, aha, das ist so eine, die da hineingeheiratet hat“, sagt Schindler. Und fügte, nachdem leise Lacher im Saal ertönten, hinzu: „Gell, haben sich's denkt!“ Nicht nur damit sorgte sie für viel Applaus. Ihre Einladung war eine große Bereicherung für den Landfrauentag Schwabmünchen.
Schindler wollte keine Landwirtin sein
Sie selbst, studierte Sozialpädagogin, habe nicht geglaubt, einmal selbst einen Hof zu führen. „Ich habe nicht von oben auf Bauern geschaut, die waren schon wichtig – aber ich wollte keiner sein“, sagte Schindler ehrlich. Doch als sie sich entschied, ein Jahr in einer Behinderteneinrichtung in Reichenbach in der Oberpfalz zu absolvieren, kam alles anders: Der Kuppelversuch der „hellsichtigen Reinigungskraft Martha“ glückte und die Oberbayerin landete auf einem Milchviehbetrieb in der Oberpfalz. Heute ist sie dort Kreisbäuerin. Auf ihrem Weg habe sie viel gelernt über Zusammenhalt auf dem Hof und auf dem Dorf – und über den Stellenwert schöner Geranien im Vorgarten. „Das ist wichtig, das macht uns aus, dass man schaut und es ist schön im Haus. Man kommt zusammen, man ratscht, man hilft sich aus und ist füreinander da. Man lebt zusammen, man feiert, man kümmert sich. Das macht eine lebendige Gemeinschaft aus.“ Es gäbe aber eine Voraussetzung dafür: Dass es einem selbst gut gehe – und dass zu Hause alles passe. Ihr Vortrag ist eine Erzählung über den Zusammenhalt von Frauen – darüber, wie man gemeinsam arbeitet und lebt, wie man sich zusammenrauft, zusammenwächst und voneinander lernt.
Landfrauen wollen Alltagskompetenzen als Schulfach
Ein wichtiges Anliegen an diesem Tag war den Landfrauen eines: Ihr Wissen an die Kinder weiterzugeben. „Seit elf Jahren kämpfen wir um das Schulfach Alltagskompetenzen. Die Kinder wissen nicht, wo die Lebensmittel herkommen. Und woher auch, viele Eltern wissen es ja auch nicht“, sagte die Kreisbäuerin Andrea Mayr. Und appellierte an die Politik: „Kämpft mit uns für unsere Kinder.“ Kurz mussten noch drei Ehrengäste, der Schwabmünchner Bürgermeister Lorenz Müller, Axel Heiß, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Augsburg und Landrat Martin Sailer auf der Bühne ihre Alltagskompetenzen beim Eiertrennen und Eierschlagen beweisen, sehr zur Freude des Publikums.

Dann schlugen auch sie ernstere Töne an: Als „wichtige Partner“ und als „Fels in der Brandung“ wurden die Landfrauen von Heiß und Sailer bezeichnet. Müller betonte: „Wir sind hier, um uns auszutauschen, um Probleme zu teilen. Und wir hören Ihnen zu.“
Die Planung im Vorfeld sei nicht einfach gewesen, sagte Mayr in der Eröffnung. „Keiner wusste, was dieses Jahr an Hürden auf uns zukommt.“ Umso dankbarer seien sie, zusammenkommen zu können und umso mehr wollten sie es genießen. Insgesamt war dieser Tag von der Vielfalt der Mitmachenden geprägt. Die Mühe der vielen Helferinnen und Helfer war der mit Blumen geschmückten Stadthalle anzusehen. Und auch die Besucherinnen und Besucher hatten sich in Schale geworfen.
Mit besinnlichen Gedanken eröffnet, wurde der Landfrauentag musikalisch und tänzerisch eingerahmt vom Landfrauenchor und den Gardegruppen des Mittelstetter Faschingsclubs sowie einigen Beiträgen der "Fantastic Fours". Um Austausch zu ermöglichen, gab es eine Pause mit verschiedenen Einkaufsmöglichkeiten im Foyer, bei dem es viele handgefertigte Dinge zu kaufen gab.

Müssen Landfrauen immer stark sein?
Aber: Müssen Landfrauen eigentlich immer stark sein? „Ja, eigentlich schon“, findet die Bäuerin Karin Zedelmeier. "Weil die viel zu bewältigen haben. Aber man sollte bestimmte Dinge nicht auf der Strecke lassen und auch mal weinen können." Sie findet hierbei vor allem Ehrlichkeit untereinander wichtig, nur so könne man sich weiterentwickeln. „Nein, müssen sie nicht“, sagt Siglinde Heckel aus Großaitingen dagegen. Landfrauen seien genauso mit der Gesellschaft verbunden und dürften Schwäche zeigen. Dass hierbei bereits ein Wandel stattfindet, sieht sie positiv. Und was denkt Sabine Schindler? „Landfrauen müssen schon ihren Mann stehen, aber es braucht auch kleine Inseln, wo man auch mal schwach sein darf.“
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