Frau Kinseher, Ihr neues Programm heißt „Wände streichen. Segel setzen“. Was dürfen Ihre Fans sich darunter vorstellen? Das Programm klingt nach Aufbruch und Veränderung. Wie gehen Sie selbst mit den Herausforderungen der heutigen Zeit um?
LUISE KINSEHER: Es geht um kleine und große Entscheidungen und um Löcher, die das Leben gerissen hat und ob eine Grundsanierung noch was retten kann. Wenn man möchte, kann man zwischen den Zeilen etwas zum Nachdenken heraushören und im besten Fall geht man besser gelaunt nach Hause, als man gekommen ist. Einmal hat sich bei mir eine Dame nach der Vorstellung bedankt und gesagt, sie hätte jetzt wieder mehr Hoffnung und Freude am Leben. Das ist das schönste Kompliment, das man in meinem Beruf bekommen kann. Zuversicht und Humor sind die besten Ratgeber bei den Herausforderungen unserer Zeit.
Die Veränderungen und Neuanfänge spielen in Ihrer fiktiven Wohnung – wie persönlich ist dieses Thema eigentlich für Sie? Sind hier auch persönliche Erinnerungen oder Erfahrungen verarbeitet?
Persönliche Erfahrungen sind die Grundlage in allen meinen Programmen. Ich durfte mich immer weiterentwickeln und viel lernen und ich möchte, so gut es geht, das Beste davon weitergeben. Allerdings habe ich auch eine überbordende Fantasie. Fiktion und Wahrheit schwurbeln ganz schön durcheinander!
Viele Menschen schätzen Ihre pointierte Gesellschaftskritik. Gibt es Themen, die Ihnen für dieses Programm besonders am Herzen liegen?
Es ist der Klimawandel und unser Umgang damit. Es ist ja schon fast zum Sport geworden, besonders in Bayern, die Grünen, ihre Politikerinnen und Politiker, sowie ihre Ideen zu verspotten und schlecht zu machen, wo es nur geht. Aber wir sollten bei all der Gaudi nicht vergessen, in welch einem maroden Zustand unserer Welt ist. Unsere Ökosysteme stehen vor dem Kollaps, das Artensterben ist nicht mehr zu stoppen, am Ende steht die menschliche Existenz auf dem Spiel. Wenn wir nicht umdenken und unsere Lebensgewohnheiten in Frage stellen, ist das verantwortungslos.
Kabarett lebt ja von der Aktualität. Entsteht in Ihrem Programm einiges spontan auf der Bühne oder ist für den ganzen Ablauf schon das meiste festgelegt?
Mein Abend ist ein lebendiger Kosmos. Freilich ist das Programm geschrieben, dramaturgisch durchdacht und geprobt, aber da ist viel Raum für Improvisation und aktuelle Bezüge. Manchmal lese ich in der Pause noch etwas in der Zeitung und baue es spontan im zweiten Teil ein. Auch ist das Publikum immer Teil des Abends, wir bilden eine Einheit und es entsteht jeden Abend eine einzigartige Dynamik. Das ist es, was ich an dem Beruf so liebe.
Was bedeutet für Sie als Kabarettistin der bayerische Humor und wie transportieren Sie diesen ins heutige Zeitgeschehen? Ist der bayerische Humor anders als hinter dem Weißwurstäquator?
Der bayerische Humor transportiert sich über den Dialekt und der Lust am Zelebrieren und Herzeigen. Schon in dem Moment, in dem man einen Gedanken in Bayerisch ausstellt, bekommt er eine eigene besondere Farbe. Ein und dasselbe wäre auf Hochdeutsch ausgedrückt oft gar kein Spaß. Das Gute ist aber, dass der bayerische Humor überall beliebt ist und funktioniert. Auch bei den Preissn.
Ihre Karriere ist beeindruckend vielseitig – von Kabarett bis Schauspiel. Wie hat sich Ihr Stil über die Jahre hinweg verändert oder entwickelt?
Ich denke schon, das ist eine Frage, die kann ich ganz schlecht beantworten. Die Kabarettszene hats sich ja auch schon so oft gewandelt und tut es immer wieder. Ich wurde älter und habe so viel unterschiedliche Dinge gemacht. Meine Haut bekommt immer mehr interessante reliefartige Strukturen. Natürlicherweise ändert man sich, ohne es bewusst zu wollen.
Sie haben nahezu jeden Preis der Kabarettszene gewonnen. Welche Auszeichnung ist für Sie die bedeutendste? Und wo ordnen Sie denn den Kulturpreis der Kulturschmiede Stauden von 2017 ein?
Ich freue mich über jeden Preis. Habt Ihr noch einen?
Sie waren zuletzt 2017 in Mittelneufnach zu Gast. Dort herrscht ja das Motto „Kleine Bühne – große Namen“. Erinnern Sie sich noch an dieses sehr publikumsnahe Wohnzimmerkonzert und was verbinden Sie mit der Region?
Das Beste ist, mein Cousin lebt in Mittelneufnach und war an meinen Gastspielen nicht unbeteiligt. Das hat was „Mafiöses“. Find ich herrlich konspirativ.
Karten
Tickets für das Konzert mit Luise Kinseher gibt es online unter Kulturschmiede-Stauden.de sowie bei den Filialen der Raiffeisenbank Schwabmünchen-Stauden eG. Die Veranstaltung findet in der Stadthalle Schwabmünchen statt.
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