Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schwabmünchen
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport
Icon Pfeil nach unten

Schwabmünchen: Das Vietnam-Abenteuer des Adriano Schmidt

Schwabmünchen

Das Vietnam-Abenteuer des Adriano Schmidt

    • |
    Adriano Schmidt (rechts), der in der vergangenen Saison für den TSV Schwabmünchen auflief, spielt künftig als Profi in Vietnam.
    Adriano Schmidt (rechts), der in der vergangenen Saison für den TSV Schwabmünchen auflief, spielt künftig als Profi in Vietnam. Foto: Walter Brugger (Archiv)

    Dass ein junger, ehrgeiziger Spieler aus der Bayernliga den Sprung in den Profibereich wagt, ist jetzt nicht ganz so ungewöhnlich. Doch statt in Deutschlands dritter oder vielleicht sogar zweiter Liga die Herausforderung zu suchen, geht Adriano Schmidt einen komplett anderen Weg: Der 24-Jährige spielt ab sofort professionell Fußball im nicht gerade als Kicker-Mekka verschrienen Vietnam, genauer gesagt für den Haiphong FC.

    Am kommenden Dienstag (4. Juni) ist es für Adriano Schmidt soweit. Dann hebt der Flieger Richtung Vietnam ab. Auf in ein unbekanntes Abenteuer. Dem 24-Jährigen ist die Aufregung anzumerken: „Mein Papa ist Vietnamese, aber ich bin eigentlich in meinem bisherigen Leben nicht mit dem Land in Berührung gekommen. Das wird eine große Herausforderung für mich. Ich freue mich wahnsinnig darauf, die Kultur, die Leute und die Sprache kennenzulernen.“

    Dank seiner vietnamesischen Wurzeln ist der Kontakt zu örtlichen Spielerberatern im Mai 2017 zustande gekommen. „Ich bin dann mal rüber geflogen zu Probetrainings und dann ist das alles intensiver geworden. In Vietnam gibt es nicht wirklich einen Nationalsport, der Fußball ist groß im Kommen. Aber klar kann man dort die Verhältnisse noch nicht mit denen in Deutschland vergleichen.“

    Vietnamesische Wurzeln

    Leistungszentren oder Stützpunkte, die Talente in hiesigen Gefilden durchlaufen, sind in dem südostasiatischen Land (noch) ein Fremdwort. Gut ausgebildete Spieler wie Schmidt dementsprechend begehrt. „Ich falle dank meiner Wurzeln nicht unter die Regelung, die besagt, dass nur zwei ausländische Spieler pro Mannschaft in der vietnamesischen ersten Liga spielen dürfen. Ich habe einen vietnamesischen Pass beantragt, den ich endlich vor kurzem nach einem Jahr Bearbeitungszeit erhalten habe. Deswegen bin ich für einen Verein eben zusätzlich interessant“, erklärt Schmidt.

    Es buhlten gleich mehrere Erstligaklubs um die Dienste des 24-Jährigen. Das Rennen machte schlussendlich der Haiphong FC aus der drittgrößten Stadt des Landes, die rund eine Million Einwohner beherbergt. Gleich einen Dreijahresvertrag hat Schmidt unterzeichnet. Schon von der Struktur her ist die höchste Liga in Vietnam, die aus 14 Teams besteht, aber mit der Bundesliga kaum vergleichbar. „Die Spielzeit beginnt im März und endet im Oktober.

    Im August ist dann wegen der U23-Südostasienmeisterschaft unterbrochen. Ich bin schon richtig gespannt auf das Zuschauerinteresse. Letztes Jahr bei einem Testspiel waren mal 6 000 da, normalerweise liegt der Schnitt so bei 10 000 bis 15 000 pro Ligapartie“, freut sich Schmidt auf prickelnde Kulissen und schmunzelt: „Mein Freund Erik Thommy vom VfB Stuttgart erzählt mir immer wie toll das ist, vor so vielen Leuten zu kicken. Vielleicht kann ich da bald mithalten.“

    98 Prozent Luftfeuchtigkeit

    Wie der für ihn ungewohnte Profialltag aussehen wird, davon hat der Defensivmann auch schon eine Vorstellung: „Es ist eigentlich jeden Tag dasselbe. Vormittags Training, dann Mittagessen, danach legen sich 80 Prozent der Mannschaft erst einmal schlafen. Nachmittags ist noch einmal Training. Das Ganze fünfmal die Woche plus Spiel, einen Tag werde ich frei haben.“ Vor dem gesteigerten Pensum hat Schmidt keine Angst, nur die klimatischen Gegebenheiten treiben ihm kleine Sorgenfalten auf die Stirn. „Die Luftfeuchtigkeit mit fast 98 Prozent ist schon brutal, aber ich denke, nach einigen Tagen habe ich mich daran gewöhnt“, lacht er und betont abschließend, dass ihm eines noch ganz wichtig ist: „Ich durfte durch mein Abenteuer bereits meinen Opa kennenlernen, den ich zuvor noch nie gesehen hatte. Das war schon echt emotional. Ich finde nun heraus, wo ich herkomme und bin das familiäre Bindeglied zwischen Vietnam und Deutschland.“ Zudem wird sich wohl auch Erik Thommy bald über Post und Erfahrungswerte aus einer fremden Fußballkultur freuen dürfen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden