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Ausdauersport: Zwei Tage der Extreme

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Zwei Tage der Extreme

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    Geschafft, aber glücklich: Der Bobinger Ultra-Langläufer Oliver Rupprecht (Mitte) freut sich darüber, dass er den 48-Stunden-Lauf so gut bewältigt hat.
    Geschafft, aber glücklich: Der Bobinger Ultra-Langläufer Oliver Rupprecht (Mitte) freut sich darüber, dass er den 48-Stunden-Lauf so gut bewältigt hat. Foto: Christian Stolovits

    Der Bobinger Ultraläufer Oliver Rupprecht absolvierte vor Kurzem seinen ersten 48-Stunden-Lauf. Mit 204 gelaufenen Kilometern erreichte der 55-jährige den 18. Platz im österreichischen Gols.

    „Es sind die Begegnungen mit den Menschen, den Mitläufern sowie den Helfern, die Ultraläufe zu etwas ganz Besonderem machen“, resümiert der Sportphysiotherapeut Oliver Rupprecht, Mitglied der LG Wehringen, dem diesjährigen Ausrichter des Landkreislaufes, nach Abschluss seines ersten 48-Stunden-Laufs. „Wichtiger als ein Sieg ist das gemeinsame Bewältigen der Strecke.“ Und so findet sich auch der passende Wahlspruch „Der Schmerz geht, der Stolz bleibt“ am Rande der Strecke.

    Bei schwülwarmen Temperaturen traten insgesamt 33 Teilnehmer aus fünf Nationen an. Rupprecht legte mit gutem Tempo los und stellt nach den ersten zwölf Stunden und 74 Kilometern fest, dass er viel zu schnell lief. Seine Bestleistung im Zwölf-Stunden-Lauf liegt bei 76 Kilometern, er war also kaum langsamer unterwegs. Dies rächte sich kurz darauf durch Übelkeit und Darmbeschwerden als Zeichen der Überbelastung. So legte er die erste Pause ein.

    Ausgeruht ging es mit der sogenannten Run-Walk-Run-Methode nach Jeff Galloway weiter durch die Nacht. Bei dieser Methode bekommt der Körper in Gehphasen immer wieder Gelegenheit zum Erholen und hält so auch extreme Distanzen gut durch. Außerdem bot sich Rupprecht dadurch die Gelegenheit, sich mit anderen Läufern auszutauschen. Nach den ersten 24 Stunden hatte er insgesamt 114 Kilometer bewältigt. Bei 24-Stunden-Läufen der letzten beiden Jahre hatte er 118 bis 132 Kilometer geschafft: Für ihn persönlich lag die Leistung also gut im Schnitt, obwohl er noch weitere 24 Stunden vor sich hatte.

    Samstag Mittag gönnte sich Rupprecht eine größere Pause, um neue Energie zu tanken und der Mittagshitze zu entgehen: essen, duschen, alles neu eincremen, Nickerchen, noch mal eincremen und weiter. Interessanterweise nahmen die Schmerzen in den Gelenken mit zunehmender Laufdauer ab. Die körpereigenen Endocannabinoide und Endorphine taten wohl ihr Werk. Eine Massage-Pause genoss Rupprecht dann Samstagnacht um 22 Uhr. Das half ihm, die nächtlichen Stunden bis zum Sonntagmorgen durchzustehen – und dann war es geschafft.

    Sechs Frauen und 27 Männer stellen sich den Strapazen des Laufs, sie legten in 48 Stunden zwischen 348 und 80 Kilometer zurück. Obwohl er einer der ältesten Läufer war, lag Oliver Rupprecht mit seinen 204 Kilometern gut im Mittelfeld.

    Nur relativ wenig trainiert

    Dass Rupprecht überhaupt durchhielt und sogar die 200-Kilometer-Marke knackte, hatte er vor dem Beginn des Laufes selbst stark bezweifelt. Die Voraussetzungen waren schwierig, denn die Arbeitsbelastung in seiner Physiotherapie-praxis waren immens. Somit beschränkten sich die Trainingseinheiten auf das Wochenende. Nur einen einzigen längeren Trainingslauf von 32 Kilometern schaffte er vor dem Lauf in Gols. Einen ersten Testlauf absolviert Rupprecht dann Ende April mit dem Sechs-Stunden-Benefiz-Lauf in Lassee bei Wien, den er mit der eigenen Bestleistung von 45,7 Kilometern abschloß.

    Trotz der schwierigen Ausgangslage war Rupprecht absolut motiviert, diesen ersten 48-Stunden-Lauf zu bewältigen und bis zum Ende durchzuhalten. Mit den Worten: „Ah, der Neue“, wurde Rupprecht bei der Anmeldung in die Gemeinschaft der extremen Ultraläufer aufgenommen. Viele Mitstreiter kennen sich bereits, auch von Sechs-Tage-Läufen. „Ich war wahrscheinlich der einzige ’Rookie’ – also Frischling – über diese Distanz“, so der Bobinger.

    Stolz ist er auf seine Leistung. Ultralaufen ist für Rupprecht, wie er ausführt, wie Meditation, ein Eintauchen in einen anderen Bewusstseinszustand. Vieles, was man in solchen Extremsituationen erlebt und erfährt, lässt sich auch auf andere Lebensbereiche übertragen: Durchhaltevermögen, das Vertrauen in die eigene Stärke und der Wille, eine scheinbar nahezu unmögliche Herausforderung zu meistern. Die extrem lange Belastung und die dadurch erreichte Länge der Strecke hat einen besonderen Reiz auf die Läufer. So sagt auch Rupprecht: „Ich glaube, die 24 Stunden sind jetzt nicht mehr meine Lieblingsstrecke, es sind jetzt die 48 Stunden.“

    Und so ist auch der nächste 48-Stunden-Lauf geplant: Vom 22. bis zum 24. August im französischen Privas. (SZ)

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