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Handball-WM: Auf den Spaß folgt jetzt der Ernst

Handball-WM

Auf den Spaß folgt jetzt der Ernst

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    Es ist die Szene des Spiels, obwohl sie handballuntypisch bereits in der ersten Minute geschieht. Deutschlands Torwart Andreas Wolff pariert den Wurf von Brasiliens gefährlichstem Schützen José Toledo, schreit seine Freude in die mit 13500 Zuschauern ausverkaufte Arena, reißt die Arme hoch, spornt die Fans an, noch mehr Alarm zu machen. „Bei der Atmosphäre gehen die Pferde schnell mit einem durch“, erinnerte sich der 27-Jährige nach dem beeindruckenden 34:21 (15:8)-Sieg der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) gegen das Team vom Zuckerhut ganz genau an die Eingangsszene. „Das ist ein Adrenalinstoß durch den ganzen Körper. Wahnsinn.“

    Wahnsinn war nicht nur die Stimmung, wahnsinnig gut war auch der Auftritt im zweiten WM-Vorrundenspiel. „Das war das schönste Spiel, seit ich Bundestrainer bin“, freute sich Christian Prokop. Besonders sein Steckenpferd, die Abwehrarbeit, hatte dem 40-Jährigen gefallen. Er ließ es sich sogar gefallen, von einem Journalisten als „Abwehrfetischist“ bezeichnet zu werden. „Ich freue mich darüber, wie meine Jungs fighten, blocken, taktische Dinge absprechen und umsetzen. Das ist Mannschaftssport, wie wir ihn sehen wollen.“

    Ähnliches hofft die deutsche Mannschaft auch heute Abend (18 Uhr/ARD) gegen Russland zeigen zu können. 26 Stunden später warten dann schon die Franzosen. „Das Brasilien-Spiel war der finale Startschuss für Vollgas-Handball“, sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer gestern. „Wir haben in überzeugender Manier 4:0 Punkte eingefahren und jetzt Schlag auf Schlag zwei Spitzenspiele.“

    Die Brasilianer, die mit ihrer knappen Niederlage gegen Titelverteidiger Frankreich zum Auftakt hatten aufhorchen lassen, verloren schnell die Lust, gegen das deutsche Bollwerk anzurennen. „Die Emotionalität geht bei ihnen schnell in beide Richtungen. Als sie keine Lösungen gegen uns fanden, haben sie die Köpfe hängen lassen“, sagte Kapitän Uwe Gensheimer, mit zehn Treffern bester deutscher Torschütze. Damit war die halbe Miete eingefahren. Die andere Hälfte verdiente sich die deutsche Mannschaft im Angriff.

    „Die Brasilianer versuchen immer, Ballverluste und Stürmerfouls zu provozieren. Den Gefallen haben wir ihnen im Gegensatz zu den Franzosen nicht getan“, freute sich Steffen Weinhold. Lediglich ein technischer Fehler unterlief der DHB-Auswahl in den ersten 30 Minuten. Das Passspiel – gelenkt von Martin Strobel – war beeindruckend sicher. Kein Wunder, dass der brasilianische Offensiv-Alleinunterhalter Toledo schon nach 23 Minuten entnervt zu meckern anfing. 13:5 stand es zu dem Zeitpunkt.

    Es folgte die einzige kleine Schwächephase des deutschen Teams bis zur Pausensirene. Nach dem Seitenwechsel waren die Gastgeber aber sofort wieder auf Kurs, ließen sich auch von der offensiven brasilianischen Abwehrvariante nicht aus dem Konzept bringen.

    Im Vergleich zum Auftaktspiel gegen Korea rotierte Prokop zwar weniger, aber wieder kamen alle zum Einsatz und jedem Feldspieler gelang zumindest ein Tor. „Es ist wichtig, jeden Spieler ins Turnier zu holen, denn wir werden jeden brauchen“, sagte Co-Trainer Alexander Haase gestern.

    Bei aller Freude, einer hatte doch was zu meckern. Torwart Wolff nämlich: „Die Abwehr hat in den ersten zehn Minuten einen Wurf durchgelassen. Das geht nicht. Unser Ziel muss es sein, dass ich mich gar nicht mehr warm machen muss.“

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