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Nationalmannschaft: Bierhoff will den deutschen Fußball retten

Nationalmannschaft

Bierhoff will den deutschen Fußball retten

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    Oliver Bierhoff will den deutschen Fußball zurück in die Weltspitze bringen.
    Oliver Bierhoff will den deutschen Fußball zurück in die Weltspitze bringen. Foto: Christian Charisius, dpa

    Man nennt ihn immer noch Team-Manager, was er längst nicht mehr ist. Auch Nationalmannschaftsmanager will er nicht mehr sein. Nach der Strukturreform des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) firmiert er als Direktor Nationalmannschaften.

    Und als solcher hat er nach dem Russland-Debakel nur ein Ziel: Zurück an die Weltspitze. Oliver Bierhoff sagt: „Ich bin fest davon überzeugt, dass der Abstand zur Weltelite nicht groß ist. Es gibt eine kleine Lücke, aber diese Lücke wollen wir schließen. Wir wollen wieder führend sein.“

    Während der Spiegel in Hamburg über die Geldverschwendung im Verband schreibt, hat Bierhoff nach Frankfurt eingeladen, um den neuen Weg des deutschen Fußballs aufzuzeigen. Das Mittel zum Zweck ist die DFB-Akademie, die jetzt alle juristischen Hürden überwunden hat.

    Orientierungspunkt ist die Europameisterschaft 2024

    Auf dem Gelände der ehemaligen Rennbahn in Niederrad sind schon die ersten Bagger auf der Piste. Es geht voran. Bierhoff ist voller Tatendrang. „Der deutsche Fußball bedarf einer Richtungsänderung, wir können nicht so weitermachen“, sagt der Europameister von 1996.

    Nach dem ersten entscheidenden Reformschub 2004 ist über ein Jahrzehnt später der nächste Schritt an der Reihe. Er wird nicht mehr fundamental sein wie der vor der Weltmeisterschaft im eigenen Land, aber er wird wieder grundlegend sein. Leuchtturm-Projekt und Orientierungspunkt ist die Europameisterschaft 2024 in Deutschland, dann soll die Nationalmannschaft wieder die Nummer eins in der Welt sein und den Titel gewinnen. Aber es geht nicht nur um „die Mannschaft“, es geht um den Kinderfußball, um neue Förderstrukturen, um neue Wettbewerbe und die Reform der Trainerausbildung. Und im Zentrum steht die Akademie. Bierhoff sagt: „Wir wollen keine Universität sein, wir forschen nicht, aber wir überlegen, wie wir den Fußball besser machen können.“

    Künftig soll es beim DFB wieder mehr Raum für Individualität geben

    Und wenn die Kinder in der F-Jugend in der Zukunft zwei gegen zwei spielen wie in England und Frankreich, dann ist das genau der Weg, der Bierhoff und seinen Leuten vorschwebt. „Wir sind im Fußball zu lange systematisch vorgegangen, wir brauchen wieder mehr Freiraum für Individualität, wir brauchen mehr Bolzplatz-Qualität. Wir wollen innovativer, moderner und besser werden. Meine Vision ist Weltspitze.“

    Bierhoff, dem man in der Vergangenheit stets seine Alleingänge vorgehalten hat, seine Marketing-Orientierung, dieser Bierhoff will sich als „Brückenbauer und Teamplayer“ verstanden wissen. Allein das zeigt schon, wie tief der Schock von Kasan immer noch sitzt. Die Kooperation zwischen DFB und Deutscher Fußball Liga (DFL) nennt Bierhoff in diesem Zusammenhang „sehr gut, darum beneidet uns die Welt“. Im Sportlichen Bereich, den Joti Chatzialexiou verantwortet, sind Frauen- und Männerfußball erstmals unter einem Dach organisiert, nach „kritischer Selbstreflexion“ nach dem Vorrunden-Aus 2018 sind sie dabei, einen „neuen deutschen Weg“ im Fußball zu suchen und zu finden. Das große Potenzial an Talenten wird in Deutschland längst nicht ausgeschöpft, im Jugendfußball wird zu früh selektiert und spezialisiert, alles wird dem Erfolg untergeordnet, „wir müssen wieder mehr Spaß und Freude am Fußball entwickeln“, bei neuen Wettbewerben sollen „wieder die Spieler im Mittelpunkt stehen und nicht die Resultate“. Hört sich gut an.

    Mehr Experten aus der Bundesliga sollen sich in der DFB-Akademie einbringen

    Bierhoff und seine Gefährten wollen mehr Ex-Profis gewinnen, die sich in der Akademie weiterqualifizieren können. „Ich freue mich über Sebastian Kehl, Simon Rolfes und Thomas Hitzlsperger, sie sind zurück im Fußball-System. Ich will den Leuten helfen, ohne ihnen im Wege zu stehen“, sagt Bierhoff. Neue Töne im DFB?

    Die Akademie soll zum Kompetenzzentrum des Fußballs werden, Professor Dr. Tobias Haupt ist der Leiter: „Wir wollen aus Talent Qualität machen, weil nur Qualität Titel gewinnt. Die Akademie soll ein Campus für Innovation sein, wir verstehen uns als Impulsgeber.“ Innovationsmotor ist der Think Tank, der aber nichts Abgehobenes sein soll, sondern ein Dienstleister für den Fußball. Dieter Hecking ist Mitglied, Max Eberl und Bernhard Peters. „Die Bundesliga ist eingebunden, ist sehr interessiert“, sagt Bierhoff. Der Mann sieht sich auf dem Reformweg. Man wird Bierhoff an den Ergebnissen messen.

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