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Biathlon: „Boah, die Haxn sind heut’ richtig blau“

Biathlon

„Boah, die Haxn sind heut’ richtig blau“

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    Schon am ersten Berg habe sie gemerkt, dass es ein mühsamer Nachmittag werden würde, sagte Laura Dahlmeier. Mit Platz neun war sie mittelmäßig zufrieden.
    Schon am ersten Berg habe sie gemerkt, dass es ein mühsamer Nachmittag werden würde, sagte Laura Dahlmeier. Mit Platz neun war sie mittelmäßig zufrieden. Foto: Matthias Balk, dpa

    Laura Dahlmeier freute sich unheimlich auf den heutigen Freitag. Weil an diesem Tag die Biathletinnen in Ruhpolding die Ski und das Gewehr im Container lassen und ausspannen können. „Erholung steht für mich im Vordergrund“, sagte die Garmisch-Partenkirchnerin nach einem der schwierigsten Rennen ihrer Karriere. „Ich habe mich selten so brutal plagen müssen“, erzählte die mittelgut gelaunte Athletin nach ihrem neunten Platz im Weltcup-Sprint über 7,5 Kilometer von Ruhpolding. Auf die Siegerin Anastasiya Kuzmina aus der Slowakei hatte die Deutsche am Ende knapp 48 Sekunden Rückstand und war weit vom Podest entfernt. Gleich hinter Dahlmeier lief Franziska Preuß auf den zehnten Platz. Denise Herrmann, Franziska Hildebrand und Karolin Horchler auf den Rängen 17 bis 19 runden ein ordentliches Ergebnis für den Deutschen Ski-Verband (DSV) ab.

    Für Dahlmeier und Frauen-Trainer Florian Steirer ging es nicht in erster Linie ums Gewinnen, sondern auch um Rehabilitation. Die Skijägerinnen wollten ihren über Jahre erarbeiteten guten Ruf verteidigen. Denn im Weltcup kurz nach Jahresbeginn in Oberhof hatten die deutschen Frauen ein Debakel erlebt. Die Abhängigkeit von der erkrankten Spitzenkraft Dahlmeier wurde überdeutlich. Im Sprint landete als beste Deutsche Karolin Horchler auf dem 34. Platz, was die Verantwortlichen als eine „absolute Katastrophe“ einstuften. „Wenn du Tag und Nacht arbeitest und dann die Ergebnisse nicht kommen, dann denkst du dir: Das kannst du dir sparen“, sagte Trainer Steirer.

    Alle Hoffnungen ruhten deshalb gestern in der mit 11500 Zuschauer nur zur Hälfte gefüllten Chiemgau-Arena auf der zweifachen Olympiasiegerin, die nach einer Erkältung über die Feiertage pausiert hatte. Es ist sportlich ihr schwierigstes Jahr. In Ruhpolding nahm sie erst ihr drittes Weltcup-Rennen der Saison in Angriff. Durchaus mit großen Erwartungen. „Ich habe mich genauso wie die Zuschauer gefreut, wieder zurück zu sein. Ich habe mich vor dem Rennen richtig gefreut, bin gestartet und am ersten Berg habe ich gespannt: Boah, die Haxn sind heut’ richtig blau“, erzählte die Garmisch-Partenkirchnerin im Originalton Süd. Aber sie lieferte selbst sofort die Übersetzung auf Hochdeutsch: „Ich habe mich ganz schön müde gefühlt.“

    Mit dieser Erkenntnis legte sie sich eine komplett neue Taktik zurecht und lief nicht mehr auf Sieg: „Wenn es im Laufen nicht so geht, ist es umso wichtiger, dass am Schießstand sauber gearbeitet wird. Das ist mir gelungen und ich bin stolz darauf, da mit Null wegzugehen. Das nehme ich als Positives vom heutigen Rennen mit.“

    Sowohl im Liegen wie auch im Stehen räumte sie alle Scheiben ab, schon in allen Trainings davor in Ruhpolding hatte sich Dahlmeier lediglich einen Fehlschuss geleistet. Dennoch: Im nacholympischen Winter kämpft die beste deutsche Skijägerin mit gesundheitlichen Problemen. Nach einem Sturz vom Mountainbike plagte sie eine Infektion. Bei den ersten beiden Weltcup-Starts in Nove Mesto landete die siebenmalige Weltmeisterin 2017 auf Platz zwei im Sprint und Rang fünf in der Verfolgung.

    Rang neun im Heimrennen ist dennoch kein Rückschritt wie auch Uschi Disl glaubt. „Laura fehlt die Wettkampf-Erfahrung, um wieder in Schwung zu kommen. Sie hat viel Potenzial. Und um sich auf die Weltmeisterschaft vorzubereiten, hat sie alle Zeit der Welt“, sagt die 48-jährige zweifache Olympiasiegerin, die mit ihrem Mann Thomas Söderberg und beiden Kindern im schwedischen Mora lebt. Disl glaubt an Dahlmeier: „Ich traue Laura alles zu, sie hat so eine breite Basis, dass sie das wegstecken kann.“

    Als Rückschlag will die 25-Jährige ihre schwächste Saison-Platzierung nicht einstufen: „Es ist eine neue Erfahrung. Vielleicht geht es im nächsten Rennen ein bisschen leichter.“

    Das nächste Frauen-Rennen startet am Samstag. Um 14.30 Uhr steht die Frauen-Staffel auf dem Programm. Am Sonntag (14.40 Uhr) folgt zum Abschluss der Massenstart der Frauen. „Im Schießen habe ich sehr viel Sicherheit, das nehme ich mit. Vielleicht ist das der kleine Schritt“, sagt die Garmisch-Partenkirchnerin nach ihrer Weltcup-Premiere im Jahr 2019. Denn eigentlich zählt sie in der Loipe zur Weltspitze. Davon ist auch Florian Steirer überzeugt. „Laura ist ein Rennpferd, wie es kaum ein anderes gibt“, sagt der Frauentrainer über sein Aushängeschild, das auch im Formtief die beste deutsche Platzierung holt. Gestern fand Steirers bestes Pferd im Stall nicht in den Galopp, weil die „Haxn richtig blau“ waren.

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