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FCA: Caiuby spricht

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Caiuby spricht

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    Caiuby Francisco da Silva stand gestern den Medien ausführlich Rede und Antwort.
    Caiuby Francisco da Silva stand gestern den Medien ausführlich Rede und Antwort. Foto: Ulrich Wagner

    Wochenlang hat Caiuby, 30, geschwiegen. Der Fußballprofi des FC Augsburg wollte sich nicht dazu äußern, warum er zu spät aus dem Sommer-Urlaub zurückkam und der Verein lange nicht wusste, wo er war. Warum er sich nach Streit mit den Nachbarn eine neue Wohnung suchen musste. Warum er, nachdem er schwarzgefahren war, Mitte Oktober 22500 Euro Geldstrafe zahlen musste, warum nach einem Vorfall im Augsburger Nachtleben ein Verfahren wegen Körperverletzung gegen ihn läuft. Und warum er zuletzt bei einer Mannschaftssitzung zu spät kam.

    Caiuby wollte lieber Taten auf dem Spielfeld sprechen lassen. Dort ist er für den Bundesligisten in seinem vierten Jahr, er kam 2014 vom FC Ingolstadt zum FCA, kaum ersetzbar. Der Brasilianer ist mit seiner körperlichen Präsenz, seinem unbändigen Einsatz und seiner Kopfballstärke für Trainer Manuel Baum ein ganz wichtiger Baustein.

    Wie wichtig, zeigte sich zum Beispiel beim 3:2-Pokalsieg nach Verlängerung gegen den FSV Mainz 05. In der 105. Minute erzielte er in der Verlängerung den Siegtreffer. Der FCA steht erstmals seit der Saison 15/16 wieder im Achtelfinale.

    Nachdem er nach seiner Auswechslung bei der 1:2-Niederlage in Hoffenheim sofort in die Kabine gestapft ist, trat er am Mittwoch die Flucht nach vorne an: „Die Medien wollen immer etwas verkaufen und da wurden Sachen verbreitet, die so nicht gestimmt haben. Das nervt schon. Da wollte ich einiges richtigstellen. Deswegen wollte ich mich auch äußern.“ So habe er Trainer Baum nicht den Handschlag verweigert. Es habe sich nicht ergeben, „weil ich nicht in der Nähe des Trainers vom Platz gegangen bin“.

    Die Auswechslung sei ein Missverständnis gewesen, wie auch der FCA-Trainer bestätigte. Er hatte die Infos, Caiuby könne nicht weiter spielen und wechselte ihn aus, während Caiuby wieder zurück aufs Spielfeld wollte. Caiuby: „Deswegen war ich vielleicht etwas emotional.“

    Seinen Urlaub im Sommer habe er aus „privaten Gründen“ eigenmächtig verlängert. „Es war sicher ein Fehler, dass ich den Verein nicht kontaktiert habe“, gibt Caiuby zu. Näher wollte er nicht darauf eingehen. Fakt ist aber, sein Sohn lebt mit seiner Mutter in Brasilien.

    Dass er wegen Schwarzfahren mit der Bahn nach dem Oktoberfest 2017 verurteilt wurde, akzeptiert er, wenn er auch die Strafe für übertrieben hält. „Ich bin nach einem Besuch auf dem Oktoberfest eingeschlafen und habe den Augsburger Hauptbahnhof verpasst. Deswegen bin ich bis nach Ulm gefahren. Dort wurde ich kontrolliert und ich hatte kein gültiges Ticket.“

    Dem Verfahren wegen der Körperverletzung, er soll angeblich im Mai einem penetranten Fan einen Kopfstoß verpasst haben, sieht er gelassen entgegen: „Ich bin ein prominenter Sportler. Jeder kennt mich, wenn ich unterwegs bin. Aber ich bin in dieser Sache sehr beruhigt. Ich weiß, was ich getan habe, und es wird geklärt werden. Aber ich darf mich dazu nicht äußern, weil es ein schwebendes Verfahren ist.“

    Warum war es Caiuby jetzt wichtig, den Vorfall in Hoffenheim klarzustellen? Sein gutes Verhältnis zu Trainer Baum zu betonen? Weil der Trainer trotz aller Eskapaden schützend seine Hand über ihn hält. Für ihn würde Caiuby durchs Feuer gehen. Klar hat der Klub ihn diszipliniert, ihm im Sommer eine Vereins-Rekord-Geldstrafe aufgebrummt, hat ihn Baum gegen Hannover nicht aufgestellt, doch ansonsten geht der Trainer relativ unaufgeregt mit Caiubys Extravaganzen um.

    Der Brasilianer ist der Typ Mensch, von dem man das letzte Hemd haben kann, dem man sein Auto leiht, auch wenn es mit der einen oder anderen Delle zurückkommt. Dessen südamerikanischer Charme auch bei der unangenehmen Fragerunde für ein lockeres Klima sorgt.

    Deswegen und weil er auf dem Platz immer alles gibt, haben auch seine Teamkollegen bisher stillgehalten. „Es ist klar, dass sich der eine oder andere mit der Situation nicht so wohlfühlt. Aber das Team steht hinter mir“, ist sich Caiuby sicher. „Es ist alles mit der Mannschaft und dem Mannschaftsrat geklärt. Ich werde die Mannschaft noch zum Essen einladen“, sagt er und lächelt wie ein sechsjähriger Vorschüler, den man beim Plätzchennaschen erwischt hat.

    Er selbst bezeichnet sich als „deutscher Brasilianer“. So spielt er auch. Ohne Schnörkel, immer mit Volldampf. 230 Zweikämpfe hat er bisher geführt, Bestwert unter den FCA-Profis.

    Aufgrund seiner Art zu spielen, hat er bei den meisten Fans noch Kredit. Caiuby: „Im Café oder beim Einkaufen klopfen mir manche auf die Schulter und sagen: Nächstes Mal stellst du den Wecker aber früher. Andere stehen voll hinter mir und sagen: Mach einfach so weiter.“

    Dass dies nicht der richtige Weg ist, hat er eingesehen: „Ich habe mich entschuldigt, trage die Konsequenzen und wir haben alles geklärt. Ich versuche alles, dass so etwas nicht mehr vorkommt, dann haben wir in Zukunft keinen Stress mehr.“

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