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Nordische Ski-WM: „Der Wahnsinn kann kein Ziel sein“

Nordische Ski-WM

„Der Wahnsinn kann kein Ziel sein“

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    Michael Rydzek
    Michael Rydzek

    Kombinierer Johannes Rydzek vom Skiclub Oberstdorf steht bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld als vierfacher Titelverteidiger ganz besonders im Fokus. Vor dem ersten Wettkampf von der Großschanze am heutigen Freitag deuteten eher mittelmäßige Trainingssprünge von der Bergisel-Schanze in Innsbruck darauf hin, dass die Erfolgsserie des 27-jährigen Allgäuers enden könnte. Wir haben Menschen aus dem engstem Umfeld gefragt, was sie Johannes Rydzek zutrauen.

    SEIN TRAINER

    Hermann Weinbuch (58) dämpft die Erwartungen. Was vor zwei Jahren in Lahti passierte, sei „unglaublich, unvorhersehbar und unnatürlich“ gewesen. Alles abzuräumen könne man sich nicht vornehmen. „Der Wahnsinn kann kein Ziel sein“, sagt Weinbuch. Obwohl die WM-Vorbereitung sehr gut für Rydzek gelaufen sei, habe er den Schwung nicht an die Schanze mitnehmen können. Rydzek sei immer noch im Such-Modus. Weinbuchs Prognose: „Wenn er es schafft, am Wettkampftag ohne Zweifel zu springen, dann hat er gute Chancen.“

    SEIN MANAGER

    Jens Zimmermann (46) betreut Rydzek seit 2013. Aus der Geschäftsbeziehung sei eine Freundschaft geworden. Zum Ehrgeiz und zur Zielstrebigkeit in den ersten Jahren sei eine gehörige Portion Gelassenheit gekommen. „Johannes weiß, dass er nichts erzwingen kann.“ An seinem Sportler schätzt Zimmermann besonders: „Er ist ein sehr empathischer Mensch. Er braucht ein harmonisches Umfeld und ist das Paradebeispiel für einen Familienmenschen.“ Zimmermann hätte nichts dagegen, wenn die One-Man-Show Rydzeks bei Weltmeisterschaften weitergehe. Die Weltspitze sei in dieser Saison enorm zusammengerückt. Seine Vorhersage: „Bei Großereignissen muss man mit Johannes immer rechnen. Alles ist möglich.“

    SEIN VATER

    Michael Rydzek (59) schickt eines vorweg: Johannes sei trotz der großen Erfolge immer noch der Alte. „Die Familie ist ihm enorm wichtig. Hier hat er sich auch immer den Rückhalt geholt, wenn es mal nicht so gelaufen ist.“ Komme der Sohn zu Besuch, vermeide man mittlerweile Gespräche über den Sport. Das Älteste von drei Kindern – Simon ist 25, Coletta 21 – lege großen Wert darauf, sich mit seinen ebenfalls sportlichen Geschwistern regelmäßig auszutauschen. Auch Papa Rydzek ist überzeugt: „Johannes hat immer einen Anspruch an sich selbst. Mit einer Medaille wird es schon wieder klappen.“

    SEIN KUMPEL

    Benedikt Holzmann (27) war ab der vierten Schulklasse Rydzeks Banknachbar. Als Telemarker ist er im Winter ebenfalls viel unterwegs. Doch wann immer möglich verabredet er sich mit Rydzek zu ein, zwei Stunden Skifahren oder Langlaufen. „Der Sport ist da auch mal Nebensache. Wir reden dann über Fahrräder und gute Espresso-Maschinen.“ Den Sportler Rydzek beschreibt er so: „Johannes ist klar in seiner Zielsetzung, arbeitet konsequent seine Trainingspläne ab und hat eine riesige Selbstdisziplin.“ In Seefeld traut er ihm alles zu: „Er hat das Maximum schon erreicht und kann vollkommen locker rangehen.“

    SEIN ENTDECKER

    Kombi-Trainer Thomas Müller (57) hat Rydzek mit elf Jahren beim SC Oberstdorf übernommen. Seine Karriere sei einzigartig. Auch wenn bei Rydzek alles immer so einfach aussehe, stecke viel Aufwand dahinter. Die Titelverteidigung hält Müller für eine harte Nuss. „Johannes wird ehrgeizig und nervös sein wie immer. Ob seine mentale Stärke zum Tragen kommt, ist aber offen.“ Diesmal seien andere an der Reihe ...

    EIN UNTERSTÜTZER

    Weil Rydzek mit den Fußballern des FC Augsburg sympathisiert, hat er in Trainer Manuel Baum einen prominenten Unterstützer: „Wir werden auf seine Wettkämpfe schauen und ihm die Daumen drücken, so wie er sicher auch unsere Spiele verfolgen wird. Vielleicht können wir uns mit Erfolgen gegenseitig beflügeln.“

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