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EM-Qualifikation I: Nationalmannschaft: Auf zum letzten Akt

EM-Qualifikation I

Nationalmannschaft: Auf zum letzten Akt

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    Joachim Löw macht auch mit dem Ball am Fuß eine gute Figur. Der Nationaltrainer jongliert während einer Trainingseinheit mit dem runden Leder.
    Joachim Löw macht auch mit dem Ball am Fuß eine gute Figur. Der Nationaltrainer jongliert während einer Trainingseinheit mit dem runden Leder. Foto: Andreas Gebert. dpa

    Der Österreicher schätzt die sprachliche Verkleinerung. Ein Umstand, dem Herbert Prohaska seinen Rufnamen „Schneckerl“ verdankt. In jüngeren Jahren, als er für Inter Mailand und den AS Rom spielte, trug Prohaska einen Lockenkopf. Nicht viele Österreicher können derart noble Adressen in ihrer Fußballerkarriere vorweisen. Inzwischen ist Prohaska 55 und kein einziges Schneckerl hat sich gehalten. Als Fußball-Weiser aber ist er so gefragt wie hierzulande Günter Netzer. Prohaska steht für glanzvollere Zeiten des österreichischen Fußballs. Erscheint er auf dem Bildschirm, geht es den Österreichern besser.

    Freitagnacht allerdings hat der Altersweise nicht gewirkt. Er hatte offensichtlich auch keine Lust, seinen Landsleuten zu bestätigen, wie toll sich Austrias Kicker gegen die Deutschen geschlagen hatten. „Wir können uns für diese Leistung nichts kaufen“, grantelte Prohaska stattdessen. Am Ende stand ein 1:2. Alle drei Tore hatten die Gäste selbst erzielt. Zwei Gomez (45./90.), dazu ein Eigentor von Friedrich. Der Weltranglisten-74. vergab seine Chancen. Die Qualifikation für die EM 2012 in Polen und der Ukraine ist verspielt. Tabellenführer Deutschland dagegen hält ungerührt auf sein Ziel zu.

    Dass im Wiener Ernst-Happel-Stadion eine gehörige Portion deutsches Glück im Spiel war, räumte auch Joachim Löw ein. „Es konnte nicht damit gerechnet werden, dass wir dieses Spiel noch gewinnen“, sagte der Bundestrainer. Seinen Akteuren habe die spielerische und die körperliche Frische gefehlt.

    Kritisieren mochte er das aber nicht. Im Gegenteil: „Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen.“ Bei vielen Akteuren gingen nun die Kräfte zur Neige, räumt Bundestrainer Löw ein: „Die Spieler brauchen jetzt drei, vier Wochen Urlaub, um wieder aufzutanken.“

    Mario Gomez zählt nicht dazu. Im Moment ist der Bundesliga-Torschützenkönig in der Form seines Lebens. Gelegenheit, ein altes Trauma abzuschütteln. Bei der EM vor drei Jahren war ihm im Zuge des deutschen 1:0-Sieges in Wien das Missgeschick widerfahren, einen Ball einen Meter vor dem österreichischen Tor über den Querbalken zu schießen. Die Geschichte klebte an ihm. „Ich war der Blinde mit der Lachnummer von Wien, der den Ball aus einem Meter Entfernung nicht reinkriegt“, gestand Gomez ein. Die Geschichte ist nun getilgt. Nach seinem ersten Tor küsste er erleichtert den Torpfosten.

    Am Dienstag in Aserbaidschan (19 Uhr/ARD) wird Gomez möglicherweise neben Klose stürmen, der zuletzt wegen einer Rippenprellung pausieren musste und ebenfalls wieder fit ist. Löw denkt über eine Doppelspitze nach. Dagegen ist die Nummer 2 im deutschen Tor, Tim Wiese, nach Hause gefahren. Der Bremer sorgt sich um seinen Vater, der an Krebs erkrankt ist. Khedira und Rolfes fallen angeschlagen ebenfalls aus. Friedrich und Podolski haben Blessuren, können aber wohl spielen. Löw hat auf die Ausfälle reagiert und die beiden U-21-Nationalspieler Lewis Holtby (FSV Mainz 05) und Sebastian Rudy von 1899 Hoffenheim nachnominiert.

    Die drei Punkte beim 104. der Weltrangliste sind fest eingeplant, auch wenn das Spiel – nicht zuletzt wegen der dreistündigen Zeitverschiebung – ein Kraftakt werden könnte. Das Hinspiel hatte die Truppe von Joachim Löw 6:1 gewonnen. Mit drei weiteren Zählern würden die Deutschen die makellose Rekord-Bilanz von sieben Siegen und 21 Zählern in den Sommerurlaub nehmen. Das nächste der verbleibenden drei Qualifikationsspiele findet erst am 2. September statt – das Rückspiel gegen Österreich in Gelsenkirchen.

    Vogts mit Papier „attackiert“

    Aserbaidschans Trainer Berti Vogts hat traditionell keine Hoffnung, dem WM-Dritten mit seiner Truppe den Urlaub zu verderben. Vogts, 96-facher deutscher Nationalspieler und viele Jahre Bundestrainer, schwärmt noch immer in den höchsten Tönen vom deutschen Fußball. Trotzdem zieht es Vogts offenbar nicht nach Deutschland zurück, sondern in die Türkei. Der 64-Jährige, dessen Vertrag im November ausläuft, ist dort als Nachfolger von Guus Hiddink im Gespräch. Aserbaidschan macht ihm den möglichen Abschied leicht.

    Nach der 1:2-Niederlage gegen Schlusslicht Kasachstan war Vogts von den Medien beschimpft worden. Am Ende einer Pressekonferenz, so der Sportinformationsdienst SID, soll er sogar attackiert worden sein. Vogts: „Ich habe Anzeige erstattet.“ Ein deutscher Augenzeuge berichtet dagegen, es sei lediglich mit Klopapierrollen gewedelt worden, von denen einige Vogts berührt hätten.

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