Beim ungefähr zehnten Torschrei brach dem türkischen Fernsehreporter die Stimme weg. Der Jubel über den Führungstreffer des Düsseldorfer Bundesligaprofis Kaan Ayhan, der mit seinem Kopfballtor den 2:0-Sieg gegen Weltmeister Frankreich einleitete, versetzte die Fans im Stadion des anatolischen Konya in Ekstase. Mit dem ersten Pflichtspielsieg gegen die Franzosen hat die Türkei die Tabellenführung in der EM-Qualifikationsgruppe H übernommen. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan war begeistert und twitterte noch in der Nacht: „Herzlichen Glückwunsch, meine Türkei!“ Die Treffer von Ayhan und Cengiz Ünder in der ersten Halbzeit haben den Weltmeister in eine tiefe Depression gestürzt. „Mit dem Kopf woanders“, titelte die Sportzeitung L’Équipe. Noch deutlicher formulierte Le Figaro: „Die apathischen Blauen ertrinken im türkischen Bad.“
Umjubelt war vor allem Abwehrspezialist Ayhan, der schon in der abgelaufenen Bundesligasaison beim Aufsteiger Fortuna Düsseldorf einer der auffälligsten Profis war. Fortuna würde den 24-Jährigen, der noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2021 hat, gerne behalten, doch mit seinen Leistungen hat sich der frühere DFB-Junioren-Nationalspieler für andere Klubs interessant gemacht. Seine Ausstiegsklausel, die einen Wechsel für etwa 4,5 Millionen Euro möglich gemacht hätte, ließ Ayhan zum 31. Mai verstreichen. Mittlerweile dürfte sich sein Marktwert verdoppelt haben. (dpa)