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Formel 1: Formel-1-Experte: "Um Sebastian Vettel muss man sich keine Sorgen machen"

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Formel-1-Experte: "Um Sebastian Vettel muss man sich keine Sorgen machen"

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    Lewis Hamilton (links) hofft auf seinen siebten WM-Titel, Charles Leclerc gilt als Ausnahmetalent. Das muss er nun beweisen.
    Lewis Hamilton (links) hofft auf seinen siebten WM-Titel, Charles Leclerc gilt als Ausnahmetalent. Das muss er nun beweisen. Foto: Martin Rickett/PA Wire, dpa (Archiv)

    Herr Danner, ich erwische Sie gerade in Deutschland, das ist sehr ungewöhnlich. Eigentlich sollten Sie doch schon in Australien sein.

    Christian Danner: Ja, aber RTL hat entschieden, die ersten Rennen der Formel-1-Saison aus dem Studio in Köln zu machen, da ist die Sendesicherheit größer. Neben dem Risiko für die eigene Gesundheit hätte es passieren können, dass wir auf der Anreise irgendwo in Quarantäne geraten.

    Formel-1-Experte Danner verpasste seit 21 Jahren kein Rennen

    Wo bekommen Sie dann die Bilder und Interviews her?

    Danner: Das Material stellt uns die Formel 1 zur Verfügung, da sind wir bestens aufgestellt. Ein Unterschied ist, dass bei den Interviews eben nicht Kai Ebel die Fragen stellt.

    Haben Sie in Ihrer Zeit bei RTL überhaupt schon einmal ein Formel-1-Rennen verpasst?

    Danner: Ich bin ja nun schon seit 21 Jahren für RTL dabei und habe tatsächlich noch kein Rennen verpasst. Das jetzt ist schon ein merkwürdiges Gefühl. Wir werden aber trotzdem in vollem Umfang berichten, also vom freien Training bis zum Rennen. Ich freue mich schon sehr auf den Saisonstart.

    Lewis Hamilton (links) in seinem Mercedes und Sebastian Vettel in seinem Ferrari werden sich auf der Strecke wieder häufiger begegnen.
    Lewis Hamilton (links) in seinem Mercedes und Sebastian Vettel in seinem Ferrari werden sich auf der Strecke wieder häufiger begegnen. Foto: Nelson Antoine, dpa (Archiv)

    Formel 1: Mercedes, Red Bull und Ferrari sind die Topteams

    Bei welchem Rennen werden Sie dann erstmals in dieser Saison vor Ort sein?

    Danner: Anfang Mai in Zandvoort. Australien und Bahrain machen wir aus Köln, für Hanoi besteht eine Reisewarnung, da ist es noch nicht endgültig geklärt, ob das Rennen stattfindet. Und Shanghai ist ja ohnehin schon abgesagt.

    Das ist Christian Danner

    Christian Danner wurde am 4. April 1958 in München geboren.

    Er selbst war lange aktiver Rennfahrer, in der Formel 1 war er von 1985 bis 1989 am Start. In dieser Zeit bestritt er 36 Rennen und holte vier Punkte.

    Seine Motorsportkarriere begann er 1977 im Renault-5-Cup. 1997 hörte er mit dem aktiven Motorsport auf.

    Seit nun 21 Jahren ist er als Motorsportexperte beim Fernsehsender RTL dabei. Seitdem hat er kein Rennen verpasst.

    Er lebt am Starnberger See. (AZ)

    Das ist für Sie ja ganz ungewohnt, so lange in Deutschland zu sein.

    Danner: Das stimmt. Ich fühle mich hier aber auch sehr wohl. Es hat ja einen Grund, warum ich am Starnberger See wohne. Bis vor wenigen Tagen war ich noch im Engadin beim Langlaufen. Ich bin ein begeisterter Langläufer und für mich alleine die Strecke des abgesagten Engadin-Marathons gelaufen. Das ist schon einzigartig.

    Schauen wir mal auf die anstehende Formel-1-Saison. Wie sehen Sie die Kräfteverhältnisse?

    Danner: Das Feld ist zweigeteilt. Da gibt es die Topteams Mercedes, Red Bull und Ferrari und dahinter das sogenannte Mittelfeld. Dort gibt es aber keine richtige Hackordnung, da geht alles sehr eng zu. Der zweite Teil ist aber so nah an der Spitze, dass sich die Teams dort auch keine Fehler erlauben dürfen. Das sind tolle Voraussetzungen für eine klasse Motorsportsaison.

    Danner: "Sebastian Vettel hat es nicht verlernt"

    Konnten Sie aus den Testfahrten in Barcelona Erkenntnisse für das Kräfteverhältnis gewinnen?

    Danner: Barcelona ist nur eine Strecke mit ganz speziellen Verhältnissen. Da war Mercedes deutlich vorne. Aber in Melbourne kann das schon wieder ganz anders aussehen. Da reichen Kleinigkeiten und schon ist man schneller oder langsamer. Nehmen Sie Ferrari im vergangenen Jahr. Da war das Team in Barcelona am schnellsten. Dann kommen sie nach Melbourne und da geht gar nichts mehr.

    Gelingt Sebastian Vettel in diesem Jahr mit Ferrari sein erster WM-Triumph?
    Gelingt Sebastian Vettel in diesem Jahr mit Ferrari sein erster WM-Triumph? Foto: Tom Boland/The Canadian Press/AP, dpa (Archiv)

    Das heißt, wir müssen uns trotz der Probleme bei den Tests keine Sorgen um Sebastian Vettel machen?

    Danner: Um Sebastian muss man sich ohnehin keine Sorgen machen. Er weiß, wie man schnell Rennen fährt, das hat er nicht verlernt. Die Frage wird Ferrari sein, wie dort die technischen Entwicklungsschritte funktionieren. In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass Mercedes und Red Bull da im Laufe einer Saison immer stärker waren.

    Sehen Sie die Hackordnung also momentan Mercedes vor Red Bull und dann erst Ferrari?

    Danner: Momentan ja. Aber diese Erkenntnisse beziehen sich aus zweimal drei Tagen in Barcelona. Gott sei Dank lässt sich das alles noch nicht voraussagen.

    Experte zum Formel-1-Start: "Hamilton ist bärenstark"

    Voraussagen aber lässt sich, dass Lewis Hamilton wieder um den Titel kämpfen wird. Es wäre sein siebter, womit er den Rekord von Michael Schumacher einstellen würde.

    Danner: Lewis hat natürlich sehr gute Voraussetzungen. Aber auch er muss erst einmal vernünftig durch die Saison kommen. Er ist aber unverkennbar topfit und hoch motiviert.

    Er hat vor wenigen Wochen Bilder gepostet, dass er noch einmal fünf Kilo abgenommen hat.

    Danner: Das alleine zeigt natürlich nicht, dass er fit ist. Das ist eher eine psychologische Komponente für ihn selbst und seine Gegner. Für ihn viel wichtiger sind die Energie und der Biss, nach den vielen Titeln nicht müde zu werden. Da traue ich ihm zu, dass er wieder den Titel holt.

    Was macht Lewis Hamilton so stark?

    Danner: Erst einmal ist er ein Megatalent. Da hat ihm der liebe Gott viele Rennfahrergene mitgegeben. Und er weiß mittlerweile, was ihm guttut. Er hat sich so gut kennengelernt, dass er weiß, was er braucht, damit am Ende ein bärenstarker Lewis Hamilton rauskommt. Er lebt, wie er es will, mit all seinen Aktivitäten auf Social Media, seinen Reisen, seinen Charity-Aktivitäten. Und Mercedes lässt ihn einfach machen. Das ist eine Kombination, die zuletzt Michael Schumacher bei Ferrari so hatte.

    Beliebt bei den Formel-1-Fans: Ferrari-Star Sebastian Vettel.
    Beliebt bei den Formel-1-Fans: Ferrari-Star Sebastian Vettel. Foto: Alessio De Marco/LPS via ZUMA Wire, dpa (Archiv)

    "Leclerc ist schwer zu schlagen"

    Das heißt: Sebastian Vettel hat diese Kombination bei Ferrari nicht.

    Danner: Richtig. 2018 hatte Ferrari eine echte Titelchance, da hat aber Teamchef Maurizio Arrivabene mit vielen falschen Entscheidungen die Chance in den Sand gesetzt. Mit Strategiefehlern zum Beispiel. Man hätte sich auch viel früher auf Sebastian konzentrieren müssen und ihn nicht immer wieder ins offene Messer laufen lassen sollen. Letztes Jahr war dann das Auto nicht gut genug, obwohl es Mattia Binotto jetzt als Teamchef viel besser macht.

    Die Nummer eins wird Vettel aber bei ihm nicht sein. Mit Charles Leclerc hat er einen starken Teamkollegen.

    Danner: Nicht nur einen starken Teamkollegen, sondern ein Ausnahmetalent. Charles Leclerc ist nur schwer zu schlagen. Ich bin aber davon überzeugt, dass Sebastian ihn schlagen kann, wenn er das bekommt, was er braucht.

    Wenn es aber keine Nummer eins im Team gibt, wird das Auto wohl auch auf keinen Fahrer zugeschnitten.

    Danner: Ein schnelles Auto hilft ja beiden. Vergangenes Jahr war das Auto an einem Punkt für Sebastian schlecht, da es auf der Hinterachse zu instabil war.

    Klima: Danner sieht Formel 1 gut aufgestellt

    Das heißt, Sie gehen davon aus, dass beide offen gegeneinander fahren dürfen?

    Danner: Am Anfang ja. Ich denke aber, nicht sehr lange. Sollte einer in den ersten zwei, drei Rennen dominant sein, wird sich das Team auf ihn festlegen.

    Wie sehen Sie die Formel 1 aktuell aufgestellt, auch hinsichtlich des Klimawandels?

    Danner: Die CO2-Neutralität hat die Formel 1 ja schon lange für sich thematisiert. Und nicht nur die Serie selbst, sondern auch die Teams. In den nächsten zwei Jahren soll es rund um die Rennen komplett klimaneutral sein. Außerdem fahren wir hier ja schon mit Hybridmotoren, das wird manchmal vergessen. Und in absehbarer Zeit werden die Versuche mit dem CO2-neutralen Benzin beginnen. Die Formel 1 ist also gut aufgestellt für die Zukunft und wird ihre Daseinsberechtigung als Topmotorsportveranstaltung behalten. Man sollte bei diesem Thema auch mal auf andere Sportarten blicken. Auch ein Fußballstadion ist nicht CO2-neutral. Denken Sie an Rasenheizung, Flutlicht und die Fans müssen ja auch erst mal zum Stadion kommen.

    Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang die Formel E, ist die eine Konkurrenz für die Formel 1?

    Danner: Sie ist eine sehr gute Ergänzung, aber keine Konkurrenz. Ich bin ein großer Freund der Formel E. Sie ist eine gute Plattform und wichtig für die Hersteller und die E-Mobilität. Aber die Autos, der Speed und die Zielgruppen sind ganz unterschiedlich.

    Lesen Sie dazu auch: Formel-1 2020: TV-Termine und die Übertragung im Live-TV oder Stream

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