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Fußball: DFB-Präsident Keller hat sein Wohnmobil schon wieder verkauft

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DFB-Präsident Keller hat sein Wohnmobil schon wieder verkauft

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    Winzer, Clubchef, Walter-Patenkind: Fritz Keller.
    Winzer, Clubchef, Walter-Patenkind: Fritz Keller. Foto: Patrick Seeger, dpa

     Fritz Keller hatte sich alles so schön ausgemalt. Das neue Wohnmobil stand schon in der Garage, die Touren mit seiner Frau von seinem Wohnort Freiburg aus ins nahe Elsass, nach Italien oder in die Schweiz waren vorbereitet. „Meine Lebensplanung sah etwas anderes vor“, sagte der 62-Jährige, kurz bevor ihn 257 Delegierte des DFB-Bundestags am Freitag in der Frankfurter Messe einstimmig zum neuen Präsidenten des größten Sportverbandes der Welt wählten.

    Statt auf Campingplätzen oder im Stadion des SC Freiburg, seinem Verein, dem Keller seit 2010 vorstand, wird der prämierte Winzer künftig häufig in der DFB-Zentrale in Frankfurt anzutreffen sein. Der Südbadener soll nach Jahren der Krise beim größten Sportverband der Welt mit sieben Millionen Mitgliedern und über 25 000 Vereinen die Trendwende schaffen. „Verlorenes Vertrauen muss zurückgewonnen werden, auch wenn der Weg ein mühsamer sein wird“, sagte der scheidende Interimspräsident Reinhard Rauball.

    DFB-Präsident Fritz Keller sieht den Fußball als Integrationsmaschine

    Die Folgen der WM-Affäre, die den DFB bis heute rund 30 Millionen Euro gekostet hat, der Rücktritt von Kellers Vorgänger Reinhard Grindel im April, die offenkundigen Probleme zwischen Amateur- und Profibereich – der neue Präsident wird zunächst vor allem als Krisenmanager gefragt sein.

    Dass es ihm gelingen könnte, die Gräben zu überwinden und einen glaubwürdigen Neuanfang anzustoßen, bewies Keller in seiner Antrittsrede, die er unter das Motto „Nur gemeinsam geht’s“ stellte. Witzig, authentisch, souverän und mit konkreten Vorstellungen für seine neue Aufgabe präsentierte sich der Freiburger im Saal „Harmonie“. „Der DFB muss ein seriöser Anwalt, Dienstleister und Lobbyist sein“, sagte Keller und fügte mit Blick auf die gesellschaftliche Verantwortung des Fußballs hinzu: „Wir sind eine Integrationsmaschine, das letzte Lagerfeuer der Gesellschaft.“

    Sein neues Rollenverständnis umschrieb der Mann aus dem Breisgau mit einem Bild aus dem Fußball. „Ich würde gerne als Spielertrainer beginnen, mich dann als Zehner einwechseln und als Trainer dabei bleiben“, sagte Keller. „Ich werde reingrätschen, wenn es was zum Reingrätschen gibt.“ Durch die Ausgliederung des operativen Geschäfts in eine GmbH wird Keller der erste DFB-Präsident sein, der nicht mehr über die aus der Politik bekannte „Richtlinienkompetenz“ verfügt. Für Keller ist das kein Problem. „Alles alleine zu entscheiden, ist nicht mehr zeitgemäß. Das geht in keinem Betrieb mehr“, sagte der 62-Jährige.

    Über zu wenig Arbeit wird sich Keller in den kommenden drei Jahren nicht beschweren. Er geht die Aufgabe mit Enthusiasmus an. „Das Amt ist eine Ehre, eine Verpflichtung und eine Herzensangelegenheit“, sagte er. Ob wohl unter dem Job die Freizeit leiden wird? Sein Wohnmobil hat Keller wieder verkauft, Tachostand: 100 Kilometer.

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