Falls Sie es noch nicht bemerkt haben: Diese EM hat einen neuen Star hervorgebracht. Einen, gegen den Stars wie Cristiano Ronaldo oder Karim Benzema ganz alt aussehen. Und das nicht nur, weil beide mit ihren Teams schon rausgeflogen sind. Ronaldo (fünf Tore) und Benzema (vier) haben zusammen insgesamt so viele Treffer erzielt wie dieser Goalgetter namens Eigentor: neun Treffer. Es ist ein rasanter Aufstieg. Jahrelang herrschte Ladehemmung bei Eigentor. In allen bisherigen Fußball-Europameisterschaften seit 1960 gingen insgesamt nur neun Hütten auf ihn zurück.
Doch nun scheint er den Bogen raus zu haben. Schon die Vorrunde waren Eigentor-Festspiele: In den Gruppenspielen zwischen Deutschland und Portugal sowie zwischen der Slowakei und Spanien gab es jeweils einen Doppelpack. Wenn schon Kylian Mbappé nicht mehr für Frankreich trifft – auf Eigentor ist Verlass: Gegen Deutschland traf er zum Sieg.
Das spektakulärste Eigentor fiel bei Kroatien gegen Spanien
Am Montagabend folgte bei Kroaten gegen Spanien der Geniestreich: ein Tor aus 40 Metern! Ein weiter Rückpass aus 40 Metern, getreten vom Spanier Pedri auf seinen Keeper Unai Simon, wurde zur Beute des überragenden EM-Torjägers.
Woran es liegt, dass Eigentor nach Jahren des Statistendaseins nun nach Belieben trifft? Das weiß der neue Star am Fußball-Himmel selbst nicht. Bringt ja auch nichts. Denn – alte Knipser-Regel: Wer nachdenkt, hat schon verloren. Wichtig war es jedenfalls, dass Eigentor eine andere Empfehlung für Torjäger stets befolgt hat: die Staubsaugervertretermentalität.
Christoph Daum, der als ihr Begründer gilt, beschrieb dies einst so: "Der Staubsaugervertreter verkauft auch nicht an jeder Tür einen. Er klingelt drei-, viermal vergebens. Aber beim fünften, sechsten Versuch ist er erfolgreich. Dann ist der Knoten geplatzt.“ Oder eben bei der 16. EM.
Dass Eigentor nie aufgegeben hat und jetzt endlich den verdienten Erfolg einfährt – tolle Sache. Wenn er jetzt dranbleibt, kann er echt mal ein Großer werden. Angebote sollte er nun genügend haben.