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Fußball-Nationalmannschaft: Nach Türkei-Spiel: Kritik an Bundestrainer Jogi Löw wächst

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Nach Türkei-Spiel: Kritik an Bundestrainer Jogi Löw wächst

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    Neue Akteure, bekanntes Motiv: Am Ende jubelt immer der Gegner der deutschen Mannschaft. Diesmal eben die Türken, die durch Kenan Karaman (Nummer 9) in der Nachspielzeit noch zum Ausgleich kamen.
    Neue Akteure, bekanntes Motiv: Am Ende jubelt immer der Gegner der deutschen Mannschaft. Diesmal eben die Türken, die durch Kenan Karaman (Nummer 9) in der Nachspielzeit noch zum Ausgleich kamen. Foto: Federico Gambarini, dpa

    Fußball ist nur dann kein Ergebnissport, wenn Partien von den Trainern umgedeutet werden. In der Vorbereitung auf eine Saison beispielsweise misst der Coach einer Partie oftmals wenig Bedeutung bei. Schwere Beine, fehlende Abstimmung, Einbindung neuer Spieler – was einem eben so einfällt nach einer Niederlage (gegen ein Team, das sich ebenfalls in der Vorbereitung befindet). Joachim Löw hätte all diese Punkte nach dem 3:3 gegen die Türkei geltend machen können. Einem Großteil seines Stammpersonals hatte er vorsorglich frei gegeben, da er es für die Spiele in der Nations League am Samstag in der Ukraine und kommenden Dienstag zu Hause gegen die Schweiz benötigt.

    Jogi Löw wird kritisiert und gibt die Kritik prompt weiter

    Nachdem seine Mannschaft aber zum wiederholten Male in den Schlussminuten eine Führung aus der Hand gab, übte sich der Bundestrainer nicht in der ihm sonst eigenen Nachsicht. Er führte gleich eine ganze Mängelliste an, die es nun gelte abzuarbeiten. Sein Team hab es in der Schlussphase der Partie verpasst, den Gegner „in die Rückwärtsbewegung zu treiben“, um so die Gefahr vom eigenen Tor fernzuhalten. Es gelte, „sorgfältig mit dem Ball umzugehen“. Ein Gruß an Nico Schulz, der vor dem türkischen Ausgleich zum 1:1 durch Ozan Tufan einen recht unbeholfenen Pass in die Spielfeldmitte spielte. Im Sechzehnmeter-Raum wiederum sei Schluss mit Raumdeckung, da „gibt es eigentlich nur Mann gegen Mann“. Robin Koch dürfte sich hier angesprochen fühlen, der vor dem letzten Treffer der Partie Torschütze Kenan Karaman alleine stehen ließ, um an anderer Stelle einzugreifen. Letztlich gehe es darum, „eine andere Mentalität zu entwickeln“.

    Für einen, der ansonsten lieber über zu bespielende Zwischenräume referiert als schnöde Motivationsvokabeln einzusetzen eine bemerkenswerte Aussage. Tatsächlich aber lässt sich das abermalige Verspielen einer Führung nicht ausschließlich mit den zur Verfügung stehenden Spielern begründen. Es ist in den vergangenen Jahren zu einem wiederkehrenden Motiv geworden, dem Gegner bei sicher geglaubten Erfolgen noch ein Präsent zu überreichen. Nach der missglückten Russland WM hat das Team gleich mehrfach gegen Holland und Frankreich Führungen verspielt, es gab ein 2:0 gegen Argentinien aus der Hand und kam zuletzt auch gegen Spanien und die Schweiz nach einem 1:0 nicht über 1:1 hinaus.

    Lothar Matthäus sieht taktische Fehler beim Bundestrainer Löw

    In den kommenden Partien stoßen neben Münchnern und Leipzigern auch Reals Toni Kroos und Chelseas Timo Werner hinzu. Sie alle sind es gewohnt, sorgsam mit Führungen umzugehen. Doch auch sie waren in der Vergangenheit immer wieder Teil der deutschen Nationalmannschaft, wenn es eben doch nicht zu einem Erfolg gereicht hat. Das lenkt den Blick unweigerlich auf Löw, dessen Team nun seit beinahe einem Jahr auf einen Sieg wartet (allerdings seitdem auch nur drei Mal angetreten ist). Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hat in einem seiner unnachahmlichen Doppelpässen mit der Bild taktische Fehler beim Bundestrainer ausgemacht und sich bitterlich beklagt, warum denn bitte Spieler wie Nico Schulz zum Einsatz kämen, die ja nun nicht einmal in ihrem Verein Stammspieler seien. So energisch der Vortrag des Boulevard-Lieblings, so mäßig der Inhalt seiner Ausführungen. Löw selbst beklagte die drei Länderspiele binnen weniger Tage. Nur die Besten der Besten im Freundschaftsspiel gegen die Türkei aufzubieten hätte für unnötigen Verschleiß gesorgt. Hinter den Arrivierten tut sich eben jene Qualitätslücke auf, die am Mittwoch zu beobachten war.

    Als einziger Feldspieler überzeugte lediglich der Gladbacher Debütant Florian Neuhaus, dem nicht nur wegen seines Treffers zum 2:1 von Joachim Löw attestiert wurde „ein gutes Spiel“ absolviert zu haben. Doch auch der starke Auftritt des 23-Jährigen änderte nichts daran, dass Löw nach der Partie „enttäuscht und angefressen“ war. Meistens ist Fußball eben ein Ergebnissport.

    Tore 1:0 Draxler (45.+1), 1:1 Tufan (50.), 2:1 Neuhaus (58.), 2:2 Karaca (67.), 3:2 L. Waldschmidt (81.), 3:3 Karaman (90.+4) Zuschauer 300 Schiedsrichter Benoit Bastien (Frankreich)

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