
Pharmakologe kritisiert: "Hätte vom Fußball erwartet, dass er der Gesellschaft hilft"

Exklusiv Der Wissenschaftler Fritz Sörgel sieht Versäumnisse bei der Bundesliga. Er hatte gehofft, dass der Fußball sich intensiver mit der Verbreitung der Aerosole im Stadion beschäftigt.
Fritz Sörgel, der Leiter des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung in Nürnberg, bemängelt, dass die Deutsche Fußball Liga (DFL) bislang nicht untersucht habe, wie sich in Zeiten von Corona Aerosole im Stadion verbreiten: "Ich hätte mir vom Fußball erwartet, dass er der Gesellschaft hilft. Der Fußball hätte dabei helfen müssen, zu untersuchen, wie sich der Stadionbesuch in Bezug auf eine Infektion verhält." Der Wissenschaftler bemängelte im Interview mit unserer Redaktion: "Meine Idee war, dass man Spiele mit Stadionbesuch simuliert, also mit gesunden Probanden, und dann schaut, wie sich die Aerosole verteilen. Das ist im Moment das A und O. Keinen Alkohol zu erlauben, die Ankunft der Fans zu organisieren, die Nachverfolgbarkeit und die Abstände garantieren – das muss momentan jeder Dorfverein machen."
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den Podcast anzuzeigen
Hier kann mit Ihrer Einwilligung ein externer Inhalt angezeigt werden, der den redaktionellen Text ergänzt. Indem Sie den Inhalt über „Akzeptieren und anzeigen“ aktivieren, kann die Podigee GmbH Informationen auf Ihrem Gerät speichern oder abrufen und Ihre personenbezogenen Daten erheben und verarbeiten. Die Einwilligung kann jederzeit von Ihnen über den Schieberegler wieder entzogen werden. Datenschutzerklärung
Wie wertvoll etwaige Modellversuche seien, habe Sörgel bereits Anfang April betont. Bei Konzerten gebe es nun entsprechende Versuche – in Düsseldorf etwa tritt Bryan Adams vor 4200 Zuschauern auf. Dass ausgerechnet die DFL als reichste Organisation mit dem Verweis auf die geringe Zuschaueranzahl bislang nichts dazu beigetragen hat, empfindet Sörgel als "Frechheit" und betont: "Es geht momentan doch gar nicht um die Frage, ob sich das rechnet. Es geht darum, ob der Fußball wieder Zuschauer aufnehmen darf – ganz prinzipiell."
Sörgel wirft DFL Wortbruch vor
Der Leitung der DFL wirft Sörgel vor, ihr Wort gebrochen zu haben: "Christian Seifert hat ja mal angekündigt, dass es eine wissenschaftliche Begleitung geben soll, aber man sieht davon nichts. Irgendwann muss man schon präzise und für die Öffentlichkeit nachvollziehbar angeben, wie das aussehen soll. Jetzt haben sie zwar einen Leitfaden herausgegeben, aber der enthält ja nur Standards. Wenn die DFL sagt, das sei etwas Besonderes, dann ist das lächerlich."
Eine Rückkehr zur Normalität in Bundesliga-Stadien wird es laut Sörgel erst in einem Jahr geben – selbst, wenn es bis dahin einen Impfstoff geben sollte: "Selbst wenn es einen Impfstoff gibt, muss ja erst noch die Bevölkerung durchgeimpft sein. Denn auch wenn riesige Mengen des Impfstoffs produziert werden, werden ja erst einmal die Risikogruppen geimpft. Vor nächsten Sommer wird nichts da sein, was auch der Bundesliga hilft. Und dann bleibt auch die unklare Frage, wie lange eine Impfung überhaupt wirkt?"
Das ganze Interview lesen Sie hier: Pharmakologe Fritz Sörgel kritisiert DFL: "Fußball hätte der Gesellschaft helfen sollen"
Lesen Sie dazu auch:
- DFB-Präsident zeigt Verständnis für Fan-Absage der Politik
- Fußball ohne Edel-Fans und Fingerfood
- Trotz Politik-Abfuhr: Rummenigge hofft auf Fan-Rückkehr
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.
Die Diskussion ist geschlossen.