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Fußball: So soll der Videobeweis besser werden

Fußball

So soll der Videobeweis besser werden

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    Kellerarbeit: Bibiana Steinhaus demonstriert in Köln, wie der Video-Assistent den Schiedsrichter auf dem Feld unterstützt.
    Kellerarbeit: Bibiana Steinhaus demonstriert in Köln, wie der Video-Assistent den Schiedsrichter auf dem Feld unterstützt. Foto: Oliver Berg, dpa

    Es ist die passende Umgebung für ein Unterhaltungsformat, wie es der nationale Spitzenfußball ist. In den Stockwerken über dem Videokeller der Deutschen Fußball-Liga (DFL) produziert RTL Formate wie „Explosiv – Das Magazin“ oder „Exclusiv – Das Starmagazin“. Stars, Sternchen und Skandälchen – Bundesliga und Vorabendunterhaltung.

    In der Sommerpause haben die Raumgestalter Hand angelegt an die zuvor düsteren Räumlichkeiten. Die Video-Assistenten melden sich nun nicht mehr aus einer Kammer der Finsternis, sondern einem freundlich beleuchteten Raum. Für weniger Kritik werden die dort getätigten Wortmeldungen aber allein aufgrund architektonischer Aufhübschungen wohl nicht sorgen.

    Der Video-Assistent geht in die dritte Saison

    Die Saison 2019/20 ist die dritte Spielzeit, in der der Video-Assistent helfen soll, den Sport „etwas gerechter zu machen“, wie Lutz-Michael Fröhlich sagt. Er ist der Sportliche Leiter der Schiedsrichter. Die ersten beiden Saisons werden rückblickend als Erfolg gewertet. Das ist die Binnensicht der Schiedsrichter. Fans und Spieler teilen sie nicht zwingend. Sie berufen sich auf gefühlte Wahrheiten. Dass sich der Video-Assistent zu oft einmischt, das Spiel unnötigerweise unterbrochen wird – und vor allem: Emotionen unterbunden werden.

    Gegen diesen Punkt kann auch Jochen Drees nicht argumentieren. Der 49-jährige ehemalige Bundesligaschiedsrichter ist der vom DFB eingesetzte Projektleiter für den Video-Assistenten. Ansonsten aber sei mit durchschnittlich 0,36 Interventionen pro Spiel die Quote nicht wirklich hoch. Im Schnitt dauert der Eingriff 61 Sekunden lang. Auf den ersten Blick erstaunlich ist, dass sich die Netto-Spielzeit in der vergangenen Saison trotzdem von 57:03 Minuten auf 57:50 Minuten erhöht hat. Allerdings haben die Schiedsrichter zuletzt auch signifikant mehr Nachspielzeit zugestanden, als dies noch vor der Einführung des Video-Beweises der Fall war.

    Grafiken auf den Videoleinwänden sollen helfen

    Größter Kritikpunkt der Anhänger war in der Vergangenheit die mangelnde Transparenz. Der wollen Verband und Liga nun durch mehrere Maßnahmen entgegentreten. Zum einen kann der Fernsehregisseur den Funkkontakt zwischen Schiedsrichter und Video-Assistent hören. Er weiß also schneller, aus welchem Grund ein Spiel unterbrochen ist und kann das gegebenenfalls den Reportern mitteilen.

    Den Zuschauern an den Fernsehern wird das Mithören aber nicht möglich gemacht. Sie können nun aber immerhin genau jene Szenen sehen, die dem Schiedsrichter in der sogenannten Review-Area gezeigt werden. Also an jenem Bildschirm, an dem sich der Schiedsrichter kritische Situationen anschauen kann.

    In den Stadien werden zudem Grafiken auf den Videoleinwänden eingeblendet, die deutlich machen sollen, weshalb das Spiel gerade unterbrochen ist. Für weitere Akzeptanz würde eine noch schnellere Entscheidungsfindung sorgen. Maßgeblich dafür ist die Kommunikation zwischen dem Schiedsrichter auf dem Feld und seinen beiden Assistenten vor dem Bildschirm. Im besten Fall sei der Austausch „kurz, präzise und geistreich“, fasst es Bibiana Steinhaus zusammen.

    Die Schiedsrichterin hat während eines Journalisten-Workshops in Köln demonstriert, wie sich die Arbeit am Fernseher gestaltet. Bei kritischen Szenen schlägt sie auf einen Buzzer und markiert so den Zeitpunkt, der bei einer Überprüfung wichtig ist.

    Besonders knifflig dürfte es wieder rund um die Frage gehen: Handspiel oder kein Handspiel? Hierzu haben die Regelhüter des „International Football Association Board“ (Ifab) eine mehrseitige Leitlinie veröffentlicht. Jede Eventualität kann darin aber nicht aufgenommen sein. In diesen Fällen, so Fröhlich, „müssen die Schiedsrichter dem Wesen des Fußballs folgen“. Sprich: dem gesunden Menschenverstand vertrauen. Keine leichte Aufgabe in einem Unterhaltungsformat wie der Bundesliga.

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