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Fußball-WM 2018: Wie Olivier Giroud den Fußball auf den Kopf stellt

Fußball-WM 2018

Wie Olivier Giroud den Fußball auf den Kopf stellt

Florian Eisele
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    Olivier Giroud ist Weltmeister – und das ganz ohne Torschuss.
    Olivier Giroud ist Weltmeister – und das ganz ohne Torschuss. Foto: Gabriel Bouys, afp

    Früher waren die Aufgaben im Fußball klar: Wer am besten mit dem Ball umgehen konnte, durfte vorne stehen und darauf warten, von seinen krummfüßigen Mitspielern den Ball serviert zu bekommen. Je mehr man im Spielfeld nach hinten schaute, desto mehr nahmen die fußballerischen Fähigkeiten der einzelnen Akteure ab. Wer im Tor stand, betrachtete den Ball oft als seinen erklärten Feind und beschränkte sich darauf, das Spielgerät abzuwehren.

    Früher galt: halb Mensch, halb Tier – die Nummer vier!

    Das ist längst vorbei. Manuel Neuer und viele seiner Torwart-Kollegen behandeln den Ball mit einer ähnlichen Sorgfalt wie ein Sternekoch seine marinierten Froschschenkel. Heute muss jeder alles können. Auch die ehemals an der Grenze zum Gewaltverbrecher wandelnde Kategorie des Abwehrspielers (Alter Leitsatz: Halb Mensch, halb Tier – die Nummer vier!) muss nun in der Lage sein, einen geraden Ball zu spielen. Selbst die schöngeistigen Angreifer müssen nach hinten arbeiten.

    Ein Grundsatz schien aber zu bestehen: Ein Stürmer wird an seinen Toren gemessen. Oder zumindest an seinen Versuchen, einen Treffer zu erzielen. Eben dafür scheint die eben zu Ende gegangene Weltmeisterschaft den Gegenbeweis zu liefern. Im Detail geht es um Olivier Giroud. Der 31-jährige Franzose lief in allen sieben WM-Spielen als Mittelstürmer auf und gewann bekanntermaßen den WM-Titel.

    Belgiens Torwart Thibault Courtois maulte in Richtung Giroud: "Antifußball"

    Nur eine Sache wollte Giroud bei dem Turnier schlichtweg nicht gelingen: ein Torschuss. In knapp 600 Minuten Spielzeit gab der Stürmer von Chelsea London neun Schüsse ab, auf das gegnerische Tor kam aber kein einziger. Ärger hat Giroud deshalb aber nicht bekommen – im Gegenteil: Trainer Didier Deschamps lobte die Qualitäten des 1,92 Meter großen Angreifers mit dem Körper eines Türstehers. Im taktischen Konzept der defensiven Franzosen war Giroud der Prellbock, der die Räume für seine treffsicheren Mitspieler freiräumte. Belgiens Keeper Courtois warf nach der 0:1-Niederlage den Franzosen vor, „Anti-Fußball“ zu spielen - und führte als Beweis Giroud an, der viel Defensivarbeit verrichtete.

    „Anti-Fußball“ aus des Gegners Mund – das wiederum ist ein Kompliment aus der guten alten Zeit des Fußballs.

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