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Bundesliga: Gelingt Pfuhls Turnern die Sensation?

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Gelingt Pfuhls Turnern die Sensation?

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    Rokas Guscinas ist der erfahrenste Turner des TSV Pfuhl. Dabei zählt er mit seinen 28 Jahren allerdings noch lange nicht zum alten Eisen. Der Verein aus Neu-Ulm setzt allerdings hauptsächlich auf jüngere Sportler – und das mit Erfolg.
    Rokas Guscinas ist der erfahrenste Turner des TSV Pfuhl. Dabei zählt er mit seinen 28 Jahren allerdings noch lange nicht zum alten Eisen. Der Verein aus Neu-Ulm setzt allerdings hauptsächlich auf jüngere Sportler – und das mit Erfolg. Foto: Stefan Kümmritz

    Sollten die Turner des TSV Pfuhl, in einem östlichen Stadtteil von Neu-Ulm beheimatet, am Samstag (18 Uhr) ihren Heimwettkampf gegen Mitaufsteiger StTV Singen gewinnen, stehen die Chancen gut, dass das Turn-Wunder von Pfuhl perfekt wird. Die Verantwortlichen des Vereins, der als einziger bayrischer Klub ganz oben dabei ist, rechnen damit, dass ein Erfolg über die Südbadener den Klassenerhalt sichern müsste. Was die Pfuhler von Beginn an erhofft haben, womit sie aber nicht wirklich rechnen durften.

    2016 kehrte das Team von Trainer Rolandas Zaksauskas, den in Pfuhl alle nur Roland nennen, nach einem Jahr Drittklassigkeit in die zweite Bundesliga zurück. Dort feierte es 2017 auf Anhieb die Vizemeisterschaft und vergangenes Jahr gelang der große Wurf. Zwar mussten die Neu-Ulmer Vorstädter den Titel Singen überlassen, da sich aber der deutsche Meister KTV Obere Lahn und der MTV Stuttgart vorwiegend aus finanziellen Gründen aus der Bundesliga abmeldeten, kamen sie als Nachrücker zum Zuge. Der TSV Pfuhl musste allerdings im Dezember vergangenen Jahres erst in Monheim im Relegationskampf gegen TuS Vinnhorst antreten. Am Ende eines Turn-Krimis hatten die Pfuhler mit 36:35 die Nase überraschend vorne und den erstmaligen Aufstieg ins deutsche Oberhaus in der Tasche.

    Dieser Aufstieg kam schon einer kleinen Sensation gleich. Denn die Mannschaft um Zaksauskas, der bereits seit zwölf Jahren die Turner des TSV mit viel Erfolg vor allem auch im Jugendbereich betreut, besteht bis auf die obligatorischen Ausländer nur aus Eigengewächsen und hat ein Durchschnittsalter von 19 Jahren. Damit sind die Pfuhler das jüngste Team der Bundesliga. Benjamin ist dabei der 16-jährige Alexander Kunz, der im ersten Bundesliga-Wettkampf, in dem gleich Meisterschaftsfavorit KTV Straubenhardt der Gegner war (18:63), sein Debüt in der Eliteliga gab. Auch aus finanziellen Gründen, aber noch mehr der eigenen Philosophie folgend, gemäß der der Verein stets auf den eigenen Nachwuchs setzt, wurden erneut keine deutschen Turner von auswärts verpflichtet, obwohl speziell nach dem Rückzug von Obere Lahn und Stuttgart einige Topsportler auf dem Markt waren. „Andere Vereine haben sich deren Dienste gesichert, wir setzen auf unsere Talente“, erklärte Jochen Scheuerer, der als Vorsitzender des Pfuhler Turnfördervereins Herr der Finanzen – der Hauptverein kann sich die Bundesliga nicht leisten – und generell so etwas wie der Manager ist, schon, als der Aufstieg feststand.

    Das Leistungsvermögen der Pfuhler kommt nicht von ungefähr. Zum einen hat der Verein das Glück, über einige sehr talentierte junge Turner zu verfügen, andererseits haben sie im heimischen Leistungszentrum beste Trainingsbedingungen, um die sie manch anderer Verein beneidet und schließlich gibt es Rolandas Zaksauskas. Der aus Litauen stammende Trainer hat ein besonderes Händchen für Jugendliche, weiß aber auch mit Älteren umzugehen, ist höchst engagiert, kennt sich im Geschäft gut aus und fühlt sich bei den Pfuhlern „sauwohl“. Vor allem hat er gute Kontakte in seine Heimat und so ist es kein Wunder, dass seine Landsleute Rokas Guscinas, mit 28 Jahren absoluter Senior im Team und seit rund zehn Jahren dem Verein treu, und Tomas Kuzmickas, auch schon seit geraumer Zeit, einen Platz im Ausländerkontingent haben. Für diese Saison gelang es den Verantwortlichen sogar, den russischen Weltklasseturner Dimitrij Lankin zu verpflichten. Der in Rostow am Don geborene 22-Jährige wurde beispielsweise 2017 mit dem russischen Team Vizeweltmeister. Er wird auf jeden Fall im wichtigsten Saisonwettkampf gegen Singen zum Einsatz kommen. Natürlich wollen „Roland“ und seine Turner nach den zwei erwarteten Auftaktniederlagen (neben der gegen Straubenhardt noch 20:60 bei der starken TG Saar) gegen Singen gewinnen, aber für den Trainer gilt nach wie vor: „Wir möchten in erster Linie Erfahrung in der Bundesliga sammeln, zeigen, was wir schon draufhaben und das mit viel Spaß. Natürlich ist der Klassenerhalt unser Ziel. Dafür trainieren meine Jungs, die reine Amateure sind, mehrfach in der Woche.“

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