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Interview: Präsident des Deutschen Kanu-Verbands: Gold von Funk schürt Hoffnung

Interview

Präsident des Deutschen Kanu-Verbands: Gold von Funk schürt Hoffnung

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    Der Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes lobt die Sportlerin Ricarda Funk, die in Tokio Gold holte, und das Team.
    Der Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes lobt die Sportlerin Ricarda Funk, die in Tokio Gold holte, und das Team. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Herr Konietzko, was hat heute den Ausschlag zugunsten von Ricarda Funk gegeben?

    Thomas Konietzko: Das beste Gesamtpaket aus technischen Fähigkeiten und Nervenstärke hat heute gewonnen. Man hat gesehen, dass der kleine technische Vorsprung von Jessica Fox am Ende dann doch nicht gereicht hat. Weil das Komplettpaket nicht stimmte. Olympische Spiele sind nun einmal ganz besondere Veranstaltungen. Großes Lob an Ricarda und das gesamte Team, das Ricarda so gut vorbereitet hat.

    Sie ist also am besten mit dem Druck zurechtgekommen?

    Konietzko: Natürlich. Wenn Ricarda als Drittletzte einen guten Lauf runter bringt, dann merken die das oben – und das erhöht noch mal den Druck. Wir hatten vor fünf Jahren in Rio zweimal die Halbfinals gewonnen und sind dann auf den vierten Plätzen gelandet. Diesmal haben wir versucht, es etwas anders zu machen. Und es scheint sich auszuzahlen.

    Was heißt, Sie haben versucht, es anders zu machen?

    Konietzko: Wir haben gesagt, es muss im Halbfinale nicht unbedingt das letzte Risiko gegangen werden. Die Ricarda allerdings wollte im Halbfinale volles Risiko gehen, weil sie wusste, sie kann auch mit ein oder zwei Fehlern noch locker ins Finale fahren. Gut, sie stand dann mitten drin im Feld und das ist dann schon etwas einfacher, als am Ende vielleicht einer Fabelzeit hinterjagen zu müssen.

    Schieben die Kanuten mit einmal Bronze und einmal Gold jetzt die ganze deutsche Mannschaft an?

    Konietzko: Na ja, das ist ja für den Deutschen Kanu-Verband (DKV) nichts Neues. Das ist Teil unserer DNA, dass wir immer Medaillen holen und gewinnen wollen. Es klappt nicht immer, aber meistens haben wir das Erlebnis, dass wir mit die ersten Medaillen für Deutschland holen. Diesmal ist es die erste Goldmedaille. Und ich hoffe, das gibt dem gesamten Team

    Für die Kanuten könnten es aber ganz besonders erfolgreiche Spiele werden?

    Konietzko: In London war es mit Silber und Bronze nicht ganz so gut. In Rio hat es zum ersten Mal seit 1972 nicht zu einer Medaille gereicht. Diese Scharte wollten wir tatsächlich auswetzen, das haben wir geschafft. Jetzt können wir eigentlich nach Hause fahren. Die zwei Medaillen, die wir wollten, haben wir.

    Das dürften Andrea Herzog und Hannes Aigner anders sehen. Beide starten noch in dieser Woche. Was ist ihnen zuzutrauen?

    Konietzko: Viel. Andrea ist eine starke junge Athletin und Hannes ist ein nervenstarker Typ, der immer dann einen raushaut, wenn es drauf ankommt. Wir werden jetzt auf jeden Fall nicht absichtlich langsam fahren.

    Ricarda Funk hat davon gesprochen, dass die Strecke in ihrer Heimat durch das Hochwasser fast komplett zerstört wurde. Was bedeuten diese Schäden für den DKV?

    Konietzko: Das ist natürlich verheerend. Der Kanuverband hat auf seiner Homepage eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Wir wollen den Vereinen helfen, die vom Hochwasser betroffen sind. Nach jetzigem Stand sind das mindestens 25 bis 30 Klubs.

    Zur Person: Thomas Konietzko (57, aus Wolfen in Sachsen-Anhalt) leitet seit 2010 als Präsident den Deutschen Kanu-Verband.

    Um den Kanusport geht es auch in einer Folge unseres Podcasts "Augsburg, meine Stadt". Hier können Sie das Gespräch mit Sideris Tasiadis und Hannes Aigner anhören.

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