Hatte Bayer Leverkusen 2017 noch gegen den Abstieg gekämpft, so fehlten in der vergangenen Saison lediglich vier Treffer zum Erreichen der Champions League. Dass die Qualifikation für die europäische Königsklasse das Ziel für 2019 ist, daraus macht Team-Manager Jonas Boldt keinen Hehl. „Unser Kader war ja bereits gut. Durch die Zugänge wird er nun auch in der Breite besser aufgestellt sein“, sagt der 36-Jährige und fügt hinzu: „Wir sind in der vergangenen Saison Fünfter geworden. Diese Saison wollen wir besser platziert sein.“
Kann Trainer Heiko Herrlich seinen Kader moderieren?
Leverkusens Kader ist auf jeder Position doppelt gut besetzt – auch wenn noch Abgänge (Bailey, Wendell, Dragovic, Henrichs) drohen könnten. Eine Kunst von Herrlich wird darin bestehen müssen, den Kader zu moderieren. Im defensiven Mittelfeld stehen mit Lars Bender, Aránguiz, Baumgartlinger und Kohr vier Spieler für zwei Plätze zur Verfügung. Rechts heißt es Bailey oder Bellarabi, in der Mitte Volland oder Havertz, links Brandt oder Paulinho und vorne Alario oder Kiese Thelin. Herrlich kann bei drei Wettbewerben die Rotation als Beruhigungspille einsetzen.
Bleibt Leon Bailey und findet er wieder zur Form der vergangenen Hinrunde?
Der Stiefvater und Berater von Leon Bailey hatte bereits in der vergangenen Rückrunde losgepoltert, als sein Junge von Herrlich auf die Ersatzbank gesetzt worden war. Dabei war die Maßnahme nachvollziehbar. Bailey – im Januar 2017 für 13,5 Millionen Euro vom belgischen Erstligisten KRC Genk unters Bayer-Kreuz gewechselt – legte in der Hinrunde mit acht Treffern sowie fünf Tor-Vorlagen zwar einen Senkrechtstart hin, fiel in der Rückrunde allerdings in ein Loch. Nicht ungewöhnlich für einen 20-Jährigen, der dann die kolportierten Wechsel-Absichten zunächst dementierte. Nun kursieren erneut viele Spekulationen. Lanciert vom offenbar nur an finanziellen Dingen interessierten Butler. Bleibt Bailey jedoch bei der „Werkself“, muss ihn Herrlich mental auf Kurs und sich selbst den Berater vom Hals halten.
Welche Auswirkungen hat die Veränderung im Tor?
Bernd Leno ist für die festgeschriebene Ablöse von 25 Millionen Euro zu Arsenal London gewechselt. Sein Nachfolger kommt von Eintracht Frankfurt, heißt Lukas Hradecky und nicht wenige meinen, dass sich Leverkusen sogar verstärkt hat. Schließlich landete Leno in der Rangliste des Kicker nur auf dem neunten Platz und war zudem bei Bundestrainer Joachim Löw auch durch das WM-Sieb gefallen.
Gelingt der Start in die Saison besser als 2017?
Vor einem Jahr holte Leverkusen in den ersten fünf Runden lediglich vier Punkte. Eine Hypothek, welche die „Werkself“ stets als Jäger und damit nie frei von Druck durch die Saison ziehen ließ. Um diesmal sofort Auftrieb unter die Flügel zu bekommen, ist ein guter Auftakt von Bedeutung.
Kann Bayer in die Champions League einziehen?
Wenn von Anfang an in der Spitzengruppe mitgemischt werden kann, dann ist Leverkusen ein heißer Kandidat für die ersten drei Plätze. Der Kader ist qualitativ wie quantitativ stark besetzt und er ist ein Jahr erfahrener. Damit sollten auch gegen die nur auf das Verhindern von Fußball bedachten Mannschaften Lösungen gefunden werden können, gegen die es in der vergangenen Saison noch zu oft unnötige Punktverluste gab.
Prognose der Sportredaktion
Trotz - oder gerade wegen seiner Luxus-Probleme - kommt Bayer wieder nicht über den fünften Rang heraus.
Abgänge: Leno (Arsenal London/25 Mio.), Lomb (SV Sandhausen/ausgeliehen), Frey (ev. FC Ingolstadt 04), Yurchenko (Ziel unbekannt), Kießling (Karriere-Ende)
Zugänge: Hradecky (Eintracht Frankfurt), Kirschbaum (Torwart, 1. FC Nürnberg), Kucz (Torwart, eigene U19), Weiser (Hertha BSC Berlin/12 Mio.), Dragovic (Leicester City/war ausgeliehen), Bednarczyk (eig. U19), Schreck (Mittelfeld, eig. U19), Paulinho (Vasco da Gama, Brasilien/18,5 Mio.), Kiese Thelin (RSC Anderlecht/Leihgebühr 1 Million Euro)