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Glosse: Keine Korruption mehr - das ist wegweisend von der FIFA

Glosse

Keine Korruption mehr - das ist wegweisend von der FIFA

Florian Eisele
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    FIFA-Chef Gianni Infantino hat ein wegweisendes Ethik-Papier verabschiedet.
    FIFA-Chef Gianni Infantino hat ein wegweisendes Ethik-Papier verabschiedet. Foto: Alexander Zemlianichenko/AP, dpa

    Der Fußball-Weltverband FIFA hat es nicht leicht. Immer wieder setzen Schergen der Justiz den honorigen Vertretern des gemeinnützigen Vereins übel zu, der jährlich auch noch eine schier unmenschliche Gewinnsteuer in Höhe von vier Prozent entrichten muss. In schlimmer Erinnerung dürfte einigen noch der Mai 2015 sein, als einige Funktionäre auf unwürdige Weise aus der bescheidenen Fünf-Sterne-Unterkunft Baur au Lac am Zürichsee verhaftet wurden. Die hundsgemeinen Vorwürfe, die damals wie heute an die FIFA herangetragen werden, lassen sich unter einem Schlagwort zusammenfassen: Korruption. Pfui, bäh.

    Korruption? Welche Korruption? Wladimir Putin (links)und Gianni Infantino.
    Korruption? Welche Korruption? Wladimir Putin (links)und Gianni Infantino. Foto: Alexei Nikolsky/POOL SPUTNIK KREMLIN/AP (dpa)

    Kein Wunder, dass dem Verband dieses Wort nicht gefällt. Gianni Infantino, der aktuelle Vereinsvorsitzende, hatte dazu eine ebenso einfache wie geniale Idee: Künftig gibt es einfach keine Korruption mehr bei der Fifa. Mit einem Pinselstrich entfernte der verschmitzte Gianni diese Vokabel aus dem selbst erlassenen Ethik-Code und somit auch aus dem Wortschatz der FIFA. Eine Maßnahme, wie es dem Verein gefällt: kostenlos und effizient.

    Das Beispiel der FIFA wird Schule machen - so viel ist sicher

    Wem hier mal wieder nichts Besseres einfällt als zu maulen, der hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden. Das Vorbild der FIFA ist eine Fortführung des Orwellschen Neusprech und wird auch Schule in anderen Bereichen machen. Die darbenden Autokonzerne etwa, denen wegen einer lächerlichen Diesel-Problematik gerade übel mitgespielt wird, könnten in einem selbst auferlegten Ethik-Code einfach das Wort „Umweltverschmutzung“ streichen – und alles wäre wieder knorke. Wer Gefahr läuft, in der Schule sitzen zu bleiben, legt einfach einen eigenen Ethik-Code auf, in dem es keine 5 und keine 6 mehr gibt – und folglich auch keine Möglichkeit, durchzufallen. Die Option, sich gegen jegliche Missgunst von Außen zu wehren, könnte sich bei konsequenter Auslegung auch bis in die kleinsten Bereiche auswirken: Wer seit Jahren vergeblich versucht, den Bierbauch loszuwerden, klebt in Konformität zum familieninternen Ethik-Code einfach den ungeliebten Bereich der Waage ab – und das war’s mit der Plauze!

    Passend dazu gibt es im neuen Papier des Weltverbandes auch einen neuen Straftatbestand: Wer schlecht über die Onkels der FIFA redet, kann nun wegen Verleumdung belangt werden. Das würde uns aber wirklich nicht einfallen.

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