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Gandhi und Profis: Keiner kann es sich aussuchen, Vorbild zu sein

Gandhi und Profis

Keiner kann es sich aussuchen, Vorbild zu sein

Tilmann Mehl
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    Wäre als Kind möglicherweise lieber Agent geworden: M. Gandhi.
    Wäre als Kind möglicherweise lieber Agent geworden: M. Gandhi. Foto: dpa

    Edel sei der Mensch, hilfreich und gut – oder wenigstens ein abgezockter Stürmer ohne moralische Hemmungen. Von Geburt an eifert der Mensch nach. Erste Silben, aufrechter Gang, Wutausbrüche. Mama und Papa sind gerne Vorbilder, manchmal nimmt auch der heimische Hund eine vergleichbare Rolle ein. Die ersten Rollen-Modelle lassen sich nicht aussuchen.

    Einige Sommer später dreht sich das Verhältnis um. Buben und Mädchen eifern Persönlichkeiten nach, die Vater und Mutter eher nicht ausgewählt hätten. Der eigene Wille ist nicht immer ein Segen. Von Vergewaltigungsfantasien rappende Kleinsthirnkünstler oder Blattgold verzehrende Fußballer stellen nicht zwingend dar, was Eltern und Gesellschaft als nachahmenswert erachten. Auf der anderen Seite haben sich die Stars ihre Vorbildrolle auch nicht ausgesucht. Niemand hat als Kind den Traum, Vorbild zu sein. Gandhi träumte als Sechsjähriger möglicherweise eher von einer Karriere als Agent denn vom gewaltlosen Widerstand.

    Der Ansatz der Schiedsrichter ist richtig

    Niemand kann sich dagegen wehren, Vorbild zu sein. Manch einer versucht sich zu verweigern (Paul Breitner verfasste einst ein Buch mit dem Titel „Ich will kein Vorbild sein“), andere nehmen die Rolle gerne an. Profi-Fußballer stehen meist nicht aufgrund ethisch-moralischer Verhaltensweisen im Fokus. Kinder eifern ihnen nach, weil sie zumeist ganz passabel mit Ball und Füßen umgehen können. Dass sie von den Schiedsrichtern zuletzt unter Strafandrohung dazu angehalten wurden ihr Verhalten auf dem Feld zu überdenken, ist richtig und nachvollziehbar. In den vergangenen Jahren häuften sich die Unsportlichkeiten bei Jugendspielen.

    Eine Verbindung zu ziehen zwischen dem teilweise respektlosen Verhalten in der Bundesliga und Gewaltexzessen auf den Amateurplätzen, ist allerdings falsch. Kein meckernder Thomas Müller hat einen zuschlagenden Kreisliga-Stürmer zur Folge. Hier sind nicht die Profis aus dem Fernsehen das Problem. Wenn das Umfeld nicht edel ist, hilfreich und gut, sind die Vorbilder egal.

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