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Kommentar: DHB-Vize Bob Hanning ist der Verlierer beim Prokop-Rausschmiss

Kommentar

DHB-Vize Bob Hanning ist der Verlierer beim Prokop-Rausschmiss

Andrea Bogenreuther
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    Steht in der Kritik: DHB-Vizepräsident Bob Hanning.
    Steht in der Kritik: DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa

    Selbst denjenigen, die mit Handball wenig am Hut haben, dürfte Bob Hanning bereits ins Auge gestochen sein. Ja genau, jener Handball-Funktionär, der große Klappe und schrille Outfits auf unnachahmliche Weise zu einem Gesamtkunstwerk zusammenfügt.

    Es ist nicht überliefert, ob ihm seine quietschbunten Oberteile – wahlweise mit Miss-Piggy-Konterfei, goldenen Schriftzeichen oder rosaroten Herzen – wirklich gefallen oder ob sie seiner Exzentrik nur den letzten Schliff geben sollen. Dabei könnte sich der Vizepräsident des Deutschen Handballbunds das mitunter sündhaft teure Textil-Desaster getrost sparen, denn für hitzige Diskussionen sorgt er auch ohne Dolce&Gabbana-Design.

    Sein neuester Coup: Hanning und Co. haben am Donnerstag Bundestrainer Christian Prokop entlassen. Genau jenen Prokop, dem der DHB am Ende der Europameisterschaft vor genau elf Tagen noch eine Job-Garantie ausgesprochen hatte. Klar, im Fußball läuten grundsätzlich alle Alarmglocken, wenn ein Präsident salbungsvolle Worte über einen Trainer verliert, der die Ziele nicht erreicht hat. Im grundsoliden Handballsport war das bisher nicht die gängige Praxis.

    Bei der Handball-EM hatte Hanning noch den Medien vorgeworfen, am Stuhl Prokops zu sägen

    Zumal Hanning bei der EM den Journalisten noch wortgewandt vorgeworfen hatte, sie allein würden an Prokops Ast sägen. Nicht zu Unrecht sieht sich der DHB-Vize deshalb nun heftiger Kritik ausgesetzt. Knapp zwei Wochen hatten er und sein Präsidium geschwiegen. Sie hatten Trainer und Nationalmannschaft in dem Glauben gelassen, man würde das stark gefährdete Projekt Olympia-Qualifikation doch noch gemeinsam schultern. In Wirklichkeit aber wurde im Hintergrund mit Prokop-Nachfolger Alfred Gislason verhandelt. Mit Blick auf dessen sportliche Verdienste eine durchaus vielversprechende Alternative, die die Vorgehensweise des Verbands aber nicht besser macht.

    Ist nicht mehr Handball-Bundestrainer: Christian Prokop.
    Ist nicht mehr Handball-Bundestrainer: Christian Prokop. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa

    Eine halbe Million Euro ließ sich der DHB die Dienste von Prokop kosten

    Denn Prokop galt ja lange Zeit als lieb gewonnener Zögling von Hanning. Für eine halbe Million Euro hatte der DHB auf Hannings Bemühen hin den erst 38-jährigen Prokop 2017 von dessen Bundesligaverein aus Leipzig freigekauft. Doch der bisher teuerste Handball-Bundestrainer der Geschichte verpasste die von ihm geforderten Erfolge allesamt.

    Als jetzt noch Hannings größter Traum in Gefahr geriet – seit er 2013 als Vizepräsident beim DHB anheuerte, spricht er vom olympischen Gold 2020 –, wollte auch er auf nichts und niemanden mehr Rücksicht nehmen. Was in der Handball-Szene für deutlich größere Entrüstung sorgt als Schweinchen-Pullover und rosa Sakkos.

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