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Kommentar: Der perfekte Joker: Nils Petersen hat den besten Job in der Bundesliga

Kommentar

Der perfekte Joker: Nils Petersen hat den besten Job in der Bundesliga

Tilmann Mehl
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    Nils Petersen freut sich über seinen 30. Treffer als Joker.
    Nils Petersen freut sich über seinen 30. Treffer als Joker. Foto: dpa

    Es gibt keinen besseren Joker als Nils Petersen. Zum einen ist er schlicht der erfolgreichste Einwechselspieler der Bundesligageschichte. Gegen die Berliner Hertha erzielte er nun schon seinen 30. Treffer in einer Partie, deren Anfang er noch auf der Bank verfolgt hatte. Zum anderen passt der Freiburger Angreifer auch so hervorragend zum lateinischen Wortstamm des „Joker“. Iocus bedeutet nichts anderes als Scherz oder Spaß. Kaum jemand, der im Breisgau so viel Spaß verbreitet wie Petersen.

    Der 32-Jährige hat eine Marktlücke entdeckt und für sich genutzt. In der deutschen Eliteliga gibt es etliche Stürmer, die technisch besser sind, schneller oder kopfballstärker – einige auch alles zusammen. Niemand aber sah es für sich als ehrenvolle und gewinnbringende Aufgabe an, der Mannschaft erst nach seiner Einwechslung zu helfen.

    Petersen ist auf den müde gelaufenen Gegner spezialisiert

    Der Joker im Sport hat einen ähnlich zwielichtigen Leumund wie im Kartenspiel. Wer die Rommé-Partie mit einem Joker beendet, muss sich gegenüber Vorhaltungen rechtfertigen, dass es ja die glückliche Fügung dieser Sonderkarte gebraucht habe, um zu gewinnen. Dabei ist diese Karte integraler Bestandteil des Spiels.

    Genauso kämpfen sämtliche Spieler eines Kaders unter der Woche um die raren Plätze in der Startelf. Wer draußen sitzt, hat verloren. Dabei gehören auch die Einwechslungen zum Spiel. Niemand, der die Rolle so angenommen hätte wie Petersen. Der Spezialisierungsgrad im Profifußball hat in den vergangenen Jahren extrem zugenommen. Ernährungswissenschaftler, Standardtrainer, abkippende Neuner – bis auf Petersen aber nutzte noch keiner die Nische des dankbaren Einwechselstürmers. Über eine Halbzeit lang lässt sich die Partie von einem meist gut gepolsterten Sitz mit bester Sicht verfolgen. Wenn die gegnerischen Verteidiger schon kräftezehrende Zweikämpfe hinter sich haben und der eigene Akku auf Notstromzufuhr zurückgreifen muss, fängt der Arbeitstag des Nils Petersen erst an. Sollen sich doch die Lewandowskis und Haalands an den fitten Innenverteidigern reiben, der Freiburger ist gerne Nutznießer der vorangegangenen Treibjagd und erlegt den müde gelaufenen Gegner. Andere erledigen die Arbeit, Petersen ist für das Vergnügen zuständig. Der perfekte Joker.

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