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Fußball-WM 2018: Nach dem Sieg der Kroaten leuchtet Augsburg in Weiß und Rot

Fußball-WM 2018

Nach dem Sieg der Kroaten leuchtet Augsburg in Weiß und Rot

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    Zum ersten Mal steht Kroatien im Finale einer WM - die Augsburger Kroaten feierten das in der Innenstadt.
    Zum ersten Mal steht Kroatien im Finale einer WM - die Augsburger Kroaten feierten das in der Innenstadt. Foto: Florian Eisele

    Mato Bilobrk kann sein Glück kaum fassen. Mit einem Grinsen im Gesicht beobachtet der 33-Jährige das Spektakel, das sich ihm am Augsburger Herkulesbrunnen bietet. Es ist kurz nach 23 Uhr am Mittwoch, kurz nach dem Sieg der Kroaten gegen England im Halbfinale der Fußball-WM. Hunderte Fans feiern nun ausgelassen den Finaleinzug ihres Teams. Die meisten von ihnen tragen das in Weiß und Rot gehaltene Trikot der Nationalmannschaft, das in fast allen Sportgeschäften der Stadt ausverkauft ist.

    Bilobrk kennt einige aus der Jubelmasse und winkt ihnen mit einem Lachen zu. Er selbst hat sich eine Nationalfahne um den Körper gewickelt, auf seinem Kopf trägt er einen weiß-rot karierten Hut. Und er spricht aus, was sich nun jeder seiner Landsleute denkt: „Das ist der Wahnsinn für unser Land. Wir stehen im WM-Finale! Ich hätte nie gedacht, dass das einmal passieren wird. Wir sind ein kleines Land, aber eines mit guten Sportlern.“ Rund 5000 Kroaten leben in Augsburg, fast alle scheinen sie jetzt hier zu sein. Einer der bekanntesten hat sich in Fanmontur unters Feiervolk gemischt: Zdenko Miletic, Torwarttrainer des FCA.

    Die Euphorie in der Augsburger Innenstadt ist schon vor dem Anpfiff riesig: Überall blitzt das Karo-Muster auf Kleidungsstücken, in den Kneipen der Stadt drängten sich die Fans um die Bildschirme. Einer der Orte, der in diesen Tagen zur kroatischen Anlaufstelle wird, ist das „Il Gabbiano“ am Predigerberg. Anita Babic, die das Restaurant mit ihrer aus Dalmatien stammende Familie führt, sagt: „Wir sind eigentlich keine Fußball-Kneipe, aber in diesen Tagen dreht sich alles nur um dieses Thema.“ Auch viele Deutsche sind in der Kneipe und drücken der Mannschaft von Zlatko Dalic die Daumen. Einer der Gäste ist Robert. Der 51-jährige Kroate ist geschäftlich hier und wohnt in Würzburg. „Ich bin mir sicher, dass wir ins Finale kommen“, sagt er vor Anpfiff. „Mein Tipp ist ein 2:1. Modric ist in großartiger Form.“ Ein goldrichtiger Tipp.

    Bislang galt das Turnier 1998 in Frankreich als magisch

    Ob sie so einen Sommer schon einmal erlebt hat? Anita Babic muss nicht lange überlegen: „Ja, klar! Vor 20 Jahren war das. So was wollen wir wieder haben.“ Bei der Weltmeisterschaft in Frankreich 1998 überraschten die Kroaten bei ihrem ersten WM-Auftritt nach dem Ende Jugoslawiens und schlugen die deutsche Nationalmannschaft mit 3:0. Erst im Halbfinale war gegen den späteren Weltmeister Frankreich Schluss. Die jetzige Mannschaft hat sogar noch einen oben drauf gesetzt.

    Danach sieht es zu Beginn nicht unbedingt aus. Die englische Führung von Trippier nach gerade mal fünf Minuten dämpft die Euphorie. Auch im „Cafe In“ im Domviertel wird es erst einmal leise. Hier machen Kroaten ebenfalls den überwiegenden Teil des Publikums aus. Pächter Ivan Ristovski ist Mazedonier und hat als Profi-Fußballer für Erzgebirge Aue gespielt. Der 27–Jährige sagt: „Ich freue mich für unsere Nachbarn. Die Kroaten sollen das packen.“

    Der Meinung ist Helena Andjelovic auch. Die 18-Jährige macht gerade eine Ausbildung zur Krankenschwester. Zusammen mit ihrer Freundin Jana Miller sieht sie sich das Spiel ihrer Mannschaft an, auf ihrem Stuhl prangt eine Kroatien-Fahne. Sie lacht: „Wir haben morgen eine Prüfung, aber das muss jetzt schon mal gehen.“ Am Nebentisch sitzt Mario Krnezic. Der 23-Jährige, der ein Trikot trägt, hat sich den 2:0-Sieg in der Vorrunde gegen Nigeria im Stadion in Kalinigrad angesehen. Der 23-Jährige ist guter Dinge: „Wir packen das. Wenn nicht jetzt – wann dann? Wir haben doch eine tolle Mannschaft.“

    Eine Mannschaft, die es spannend macht. Die erste Halbzeit geht klar an die englische Mannschaft. Lange Zeit ist die Stimmung am Boden. Nach der Pause wird Kroatien stärker. Der Treffer von Perisic ist der Knotenlöser – sowohl für das Spiel der Kroaten als auch für die Stimmung im „Cafe In“. „Jetzt dreht sich das Spiel“, schreit jemand in der Kneipe – und soll Recht behalten. Als Mario Mandzukic in der Verlängerung trifft, brechen alle Dämme. Seine Auswechslung und die des anderen Stars Luka Modric kurz vor Schluss beklatschen die Gäste. Wenig später haben sie erneut Grund zum Jubeln.

    Um 22.45 Uhr ist das Spiel aus. Kroatien steht im WM-Finale, zum ersten Mal in seiner Geschichte. Danach wird die Innenstadt zur großen Partymeile. Der Rest der Nacht leuchtet in Weiß und Rot.

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