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Olympia 2021
18.07.2021

Rekord-Olympionikin Birgit Fischer: "Medaillen sind mir unwichtig"

An sechs Olympischen Spielen hat Birgit Fischer teilgenommen und dabei acht Goldmedaillen gewonnen. Inzwischen ist es ruhig geworden zum die ehemalige Rennkanutin.
Foto: Soe

Birgit Fischer ist achtfache Olympiasiegerin. Warum ihre zwölf Medaillen ein Freund von ihr aufbewahrt und sie ihren Einsatz als Fahnenträgerin "schrecklich" fand.

Frau Fischer, Sie waren als Kanutin bei sechs Olympischen Sommerspielen am Start, haben acht Goldmedaillen gewonnen. Wie sehr sind diese Erfolge noch in Ihrem Alltag präsent?

Birgit Fischer: Ich gehe ja nicht so viel unter Menschen und bin jetzt nicht der Typ, der ständig auf irgendwelchen Partys ist. Aber durch meine Paddelschule kommen die Leute nicht nur zu mir, weil sie ihre Technik verbessern oder das Paddeln überhaupt mal lernen wollen. Einige kommen natürlich auch, um mich da als die erfolgreiche Sportlerin kennen zu lernen. Und dann gibt es immer wieder mal Anfragen für Interviews oder Charity-Aktionen – in einem Olympiajahr ein bisschen häufiger. Es nimmt aber ab, was ich auch selbst forciere. Ich ziehe mich aus vielen Sachen zurück. Ich habe ganz gern meine Ruhe.

Das Bestreben nach Ruhe und Abstand zieht sich auch durch Ihre sportliche Karriere. Diese umfasst drei Comebacks, das letzte im Alter von 42 Jahren bei den Olympischen Spielen von 2004 in Athen. Beinahe hätten Sie es mit 50 auch nochmal zu Olympia geschafft. Was hat Sie angetrieben?

Fischer: Einmal hatte ich ja nur ein Jahr für die Geburt meines Sohnes ausgesetzt. Die beiden andere Mal jeweils drei Jahre. Aber im Inneren hat es immer geschlummert, einfach der Spaß am Wettkampf. Ich liebe es, mit anderen Leuten zu wettstreiten. Das war schon als Kind so, sei es beim Rollerfahren, Eierlaufen oder Sackhüpfen. Ich wollte auch immer als erste auf dem Baum sein.

Und konnten vermutlich nicht so gut verlieren?

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Fischer: Naja, ich bin niemand, der in der Niederlage unsachlich wird oder dem Gegner nicht gratuliert. Überhaupt nicht. Ich habe schon auch des öfteren verloren, aber meine Niederlagen werden von den vielen Siege überschattet. Ich kann gut verlieren. Ich bin dann einen kurzen Augenblick auf mich sauer und ärgerlich. Aber ohne Niederlagen kommt man ja auch nicht weiter, weil man weniger an sich arbeitet, wenn man immer nur gewinnt.

Sie werden nächstes Jahr 60 und die Zeit der Comebacks dürfte selbst für Sie endgültig vorbei sein. Wie kanalisieren Sie Ihre Lust auf Wettkämpfe?

Fischer: Also ich kucke mir nicht jeden Tag meine Goldmedaillen an und trauere der Zeit nach. Im Prinzip sind mir die Medaillen relativ unwichtig. Wenn ich sie nicht gekriegt hätte, wäre ich trotzdem zu den nächsten Olympischen Spielen gefahren und hätte mitgemacht. Immer schon gab es neben dem Sport auch viele andere Projekte – denen ich nun mehr Zeit geben kann. Ich bin Teil einer großen Familie, da liegt immer etwas an – meistens irgendwelche Umzüge, wo ich mich körperlich abarbeiten kann. Gerade zieht meine Tochter wieder mal um. Und ich baue momentan auch wieder an einem Objekt herum. Heute muss ich noch vier Stunden Beton von Eisenträgern schleifen. Ich bin ausgelastet. Außerdem werden die Pausen immer wichtiger zwischen den sehr aktiven Zeiten. Das ereilt vermutlich jeden Menschen zwischen 50 und 60, dass man nicht mehr so leistungsfähig ist und sich auch mal längere Pausen gönnen sollte.

Erfolgreichste deutsche Sportlerin bei Olympischen Spielen: Birgit Fischer.
Foto: Ralf Hirschberger, dpa

Birgit Fischers Medaillen liegen bei einem Freund im Safe

Sie haben Ihre Medaillen angesprochen. Wo haben Sie die eingelagert?

Fischer: Die liegen bei einem Freund in Safe. Da sind sie sicher. Und immer wenn die irgendwo für ein Foto angefragt sind, hole ich sie eben ab.

Sie fahren also nicht ab und zu hin, um sie sich anzuschauen?

Fischer: Um Gottes Willen, nein. Für mich war immer das Überfahren der Ziellinie der größte Augenblick. Nicht das Stehen auf dem Siegerpodest, nicht die Medaille zu bekommen. Für mich war ein Rennen beim Überfahren der Ziellinie abgeschlossen.

Welche Ihrer sechs Olympischen Spiele waren die einprägsamsten?

Fischer: Einprägsam sind sie alle, weil sie alle Eindrücke und Erinnerungen hinterlassen haben. Zu allen Olympischen Spielen gibt es Geschichten und Anekdoten zu erzählen. Dinge die gut oder schief gelaufen sind.

Was sind das für Anekdoten?

Fischer: Naja, da gibts viele. Dass wir zum Beispiel 1996 in Atlanta den Busfahrer zur Regattastrecke lotsen mussten. Gott sei Dank hatten sich einige Sportler den Weg gemerkt. Oder als wir 2004 in Athen ins Olympische Dorf gekommen sind, waren die Bäume schon komplett welk. Die hatten sie einfach nur in den Boden gesteckt, nie gegossen und gehofft, dass sie bis zum Ende der Spiele grün bleiben. In Sydney hatten wir einen Sturm vor dem letzten Rennen. Die Bojen sind weggeflogen und wir haben sehr darum gekämpft, dass das Rennen noch vor dem Erlöschen der Olympischen Flamme stattfindet. Zum Glück hat das geklappt.

Mit der Kanutin Birgit Fischer als Fahnenträgerin an der Spitze lief die deutsche Olympia-Mannschaft im September 2000 im Olympiastadion in Sydney ein.
Foto: Oliver Multhaup, dpa (Archivbild)

Fahnenträgerin zu sein war für Fischer Ehre und Schrecken zugleich

Sie waren 2000 auf der Eröffnungsfeier die Fahnenträgerin und haben danach einmal gesagt, dass sei ganz furchtbar gewesen. Wieso denn das?

Fischer: Es war natürlich eine riesige Ehre, aber die Umsetzung war schrecklich. Ich konnte nicht an der Generalprobe teilnehmen und wusste nicht, wo ich überhaupt hin muss. Man sagte mir, ich solle einfach dem georgischen Fahnenträger folgen. Diesen konnte ich aber nicht mehr sehen, da ja seine Mannschaft zwischen ihm und mir lief. Die Mannschaften wurden nach 100 Metern in den Innenraum des Stadion umgeleitet und vor mir war plötzlich niemand mehr, dem ich hätte folgen können. Ich stand also irgendwann in diesem Riesenstadion und wusste nicht wohin. Die Ehre war riesig, aber vor Ort war es dann skurriler, als man denken möchte. Außerdem habe ich mich in den damaligen mausgrauen Kostümchen nicht besonder wohlgefühlt.

Wie hat sich denn Olympia im Laufe der Zeit verändert?

Fischer: Die Olympischen Spiele haben sich natürlich enorm verändert und weiter entwickelt. Entwicklung heißt Veränderung. Entwicklung muss aber nicht immer gut sein, sondern kann auch mal nach hinten los gehen. Bei den Olympischen Spielen wünschte ich mir manchmal, dass das Drumherum nicht so aufgebauscht wird. Es soll ja um die Sportler gehen. Klar, Sport kostet Geld, also braucht es Sponsoren. Das fing 1996 mit den Coca-Cola-Spielen in Atlanta so richtig an. Geld regiert die Welt, also haben die Sponsoren das Sagen. Da ist dann auch das IOC manchmal außen vor. Wir Sportler sind die allerletzten, die noch was mitbestimmen dürfen. Es geht um unglaublich viel Geld, aber die Spiele sollten auch für Städte, die sie austragen, wieder finanzierbarer werden.

Angesichts dieser Mahnung: Was werden das für Spiele in Tokio?

Fischer: Durch die Verschiebung wird das alles so viel kosten, wer auch immer zahlen muss. Wir werden Spiele sehen, die für die Sportler sehr anstrengend sind mit den ganzen Sicherheitsvorkehrungen. Es werden wohl keine Zuschauer in den Stadien sein. Es werden Spiele, die man wahrscheinlich gar nicht in vollen Zügen genießen kann. Denn die Spiele sind ja nicht nur der Wettkampf, sondern auch die Begegnung der Nationen und unterschiedlichen Disziplinen. Olympia sind die Zuschauer. Olympia ist abends in die Stadt gegen und die Menschen aus der ganzen Welt zu sehen, die feiern. Das wird in Japan alles sehr anders sein, sehr viel reduzierter.

Wäre es für Sie überhaupt noch erstrebenswert, ein bekannter Sportler zu sein? In einer Zeit, in der über die sozialen Medien auch sehr viel sehr Privates nach außen getragen wird...

Fischer: Das wäre für mich sehr schwierig. Natürlich braucht man Sponsoren und die wollen auch partizipieren. Heute wird da viel über Instagram gemacht. Das steht sicherlich auch in den Verträgen. Meine Tochter hat mich dazu gedrängt, dass ich inzwischen auch auf Instagram bin. Wenn ich sehe, wie schwer mir das alles fällt mit der ganzen Technik und und der Zeit, die man dafür investieren muss – für mich wäre Sporttreiben heute aus vielerlei Gründen noch schwieriger. Zum Glück stellt sich mir diese Frage nicht mehr, denn ich kann sagen, dass es kein Comeback mehr geben wird.

Sicher?

Fischer: (lacht) Ja, ganz sicher.

Nach der Wende standen Sie auf dem Siegerpodest und hörten plötzlich eine andere Hymne. Wie sind Sie damit umgegangen?

Fischer: Ich hatte eine sehr lange Laufbahn in der DDR und habe mir zehn Jahre die DDR-Hymne angehört, zuletzt 1988. Und dann war die Zeit plötzlich vorbei und 1992 gab es eine andere Hymne zu hören. Wenn kein Wind war, war zumindest die Fahne ja sehr ähnlich anzuschauen. Wer mir aber sagt, er konnte da einfach von einem Pferd aufs andere steigen, der hatte dazu wahrscheinlich eine andere Beziehung als ich. Für mich war es schon komisch, eine andere Hymne zu hören. Ich musste mich erst daran gewöhnen.

Klingt so, als hätten Sie der Hymne immer sehr aufmerksam gelauscht?

Fischer: Naja, oft ist es schon auch so, dass man nicht ganz so genau hinhört. Wir Mädels haben ab und zu auch mal ein bisschen gequatscht da oben auf dem Podest. Manchmal ist man auch wo ganz anders mit den Gedanken, träumt sich weg oder lässt das Rennen nochmal passieren. Ich bin ohnehin am liebsten mit dem Team auf dem Podest gestanden. Das gibt ein bisschen Sicherheit, weil man ja doch ziemlich ausgesetzt da oben steht, alle auf einen kucken und dann auch noch die Kameras draufhalten. Ich bin immer wirklich sehr ungern vor einer Kamera gestanden.

Im Vierer saßen Sie in den großen olympischen Rennen vorne im Boot, zuletzt bei Ihrer achten Goldmedaille 2004 in Athen. Hatten Sie also das Kommando und die anderen Drei mussten sich nach Ihnen richten?

Fischer: Nicht wirklich. Ich habe schon ins Boot zurück gehorcht und habe meine Frequenz und den Rhythmus mitunter angepasst. Man merkt ja, was von hinten kommt – wenn man das richtige Gefühl im Arsch hat für das Boot oder sagen wir mal im Körper. Ich hatte das immer und denke, dass ich meiner Mannschaft den richtigen Schlag vorgegeben habe.

2004 waren sie 42 Jahre alt, eine Ihrer Kolleginnen im Boot war 19. Wie war das für Sie mit jemandem zu fahren, der Ihre Tochter hätte sein können?

Fischer: Ich hatte mit dem Alter meiner Teamkolleginnen nie ein Problem. Wichtig war das gemeinsame Ziel. Klar war es in meiner späteren Karriere dann etwas schwierig, mit den Jüngeren die gleiche Freizeitgestaltung zu haben. Ich wollte dann einfach meine Ruhe und die sind zur nächsten Party gegangen – was ich ja in den früheren Jahren auch gemacht habe.

Man sagt, sie hätten es dann lieber nach den Erfolgen krachen lassen, auch wenn man sich das schwer vorstellen kann. Denn nach außen haben Sie immer sehr zurückhaltend nach Ihren Siegen gewirkt...

Fischer: Ich kann genauso gut feiern wie ich siegen kann. Wir haben es immer krachen lassen – aber eben nicht nach außen für die Medien. Ein kühles Bier gleich bei der Dopingkontrolle, das ist doch fantastisch. Wobei ich glaube, dass das heute nicht mehr geht. Schade eigentlich.

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