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Randbemerkung: Früher war (fast) alles besser

Randbemerkung

Früher war (fast) alles besser

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    Felix Neureuther hat seinem prominenten Vater Christian nun eines voraus: eine WM- Medaille.
    Felix Neureuther hat seinem prominenten Vater Christian nun eines voraus: eine WM- Medaille. Foto: Samuel Kubani, afp

    Weisheit braucht, bis sie sich ihren Weg bahnt. Der Füllkrug an Wissen, den Eltern, Schule und das Leben reichen, wird niemals leer. Ungefähr mit dem Vollenden des 30. Lebensjahres setzt aber die Ahnung ein, dass früher alles besser war. Die Röcke kürzer, der Winter weißer, der Sommer heißer und die Sportler erfolgreicher. Ein 20-Jähriger kann sich schwerlich an den WM-Gewinn 1990 erinnern. Er tut sich ja schon schwer damit, sich an Hannawalds Rekordserie bei der Vierschanzentournee 2002 zu erinnern. Saß damals träge vor der Playstation anstatt aktiv die Nachmittage vor dem Fernseher wegzufiebern, das faule Pack.

    Mit der zum Wissen gereiften Ahnung, dass früher alles besser war, setzt die schmerzhafte Erkenntnis ein, dass Papas erfolgreicher als ihre Söhne sind.

    Als prominente Belege der These seien Stefan Beckenbauer und Jordi Cruyff aufgeführt. Der Sohn des Kaisers gehörte auf dem Schlachtfeld des Fußballs lediglich zum Fußvolk. Den FC Bayern verließ er, weil er seinen Vater „nicht mehr sehen konnte“. Der Sprössling des niederländischen Nationalhelden hingegen schaffte es immerhin zu einigen Einsätzen im Nationaltrikot, wurde später dann aber Co-Trainer des maltesischen Fußballverbandes. Der Sohn der Barca-Legende als Hilfskraft bei einem Zwergstaat.

    Folgt man dieser Vererbungstheorie, führt das dazu, dass wir in einigen Generationen eine Gesellschaft von Versagern sind, denen das morgendliche Schnürsenkelbinden zur Tagesaufgabe wird. Bevor wir uns nun aber in Enthaltsamkeit üben und Gefahr verhüten, gemach, gemach. Zwei deutsche Wintersportler lassen hoffen. Felix Neureuther hat mit seiner in Schladming erwedelten Silbermedaille exakt eine Plakette mehr gewonnen als sein Vater Christian bei internationalen Großereignissen.

    Der Skispringer Richard Freitag schließlich hat mit seinem Sieg in Oberstdorf bereits den zweiten Triumph seiner Karriere gefeiert – und damit einen mehr als sein Vater Holger.

    Zu alt, um sich Hänge und Schanzen herunterzustürzen

    Wie schaurig für die Väter müssen nun künftige Weihnachtsfeiertage und Geburtstage verlaufen? Wenn die Söhne im Familienkreis von ihren Heldentaten erzählen und Papa stumm in der Ecke sitzen muss. Zum Zuhören verdammt, weil es das Alter verbietet, sich noch Hänge und Schanzen herunterzustürzen, um die enteilten Söhne einzuholen.

    Von einer Trendwende lässt sich freilich noch nicht sprechen. Dafür müssten Beckers Sprösslinge viermal Wimbledon gewinnen, die Nachkommen Matthäus’ zweimal Weltmeister werden und der Erbfolger von Michael Groß viermal olympisches Gold aus dem Becken angeln. Unwahrscheinlich. Früher war eben doch alles besser.

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