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Skispringen: Svenja Würth ist das Stehauf-Mädchen des deutschen Teams

Skispringen

Svenja Würth ist das Stehauf-Mädchen des deutschen Teams

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    Svenja Würth kämpft sich nach mehreren schweren Verletzung wieder zurück.
    Svenja Würth kämpft sich nach mehreren schweren Verletzung wieder zurück. Foto: Ralf Lienert

    Den 1. Februar 2019 hatte sich Svenja Würth im Kalender dick angestrichen. Die besten Skispringerinnen der Welt machten Station in Hinzenbach, einem 2000-Seelen-Dorf in der oberösterreichischen Provinz. Für die 25-Jährige aus Baiersbronn war es ein Meilenstein, das zweite Comeback im Weltcup nach langer Leidenszeit. Am Ende springt sie auf die Plätze 19 und 21. Ergebnisse, über die sich die 25-Jährige früher wohl maßlos geärgert hätte. Dieses Mal aber sagt sie: "Ich kann wieder mit den Top 20 der Welt mithalten. Das freut mich." Ein Glücksmoment, von denen es in den vergangenen Jahren nicht viele gab.

    Rückblende: 3. Januar 2014, wenige Wochen vor den Olympischen Spielen in Sotschi. Bei einem Trainingssprung im russischen Chaikovsky erfasst eine Windböe die Skispringerin, sie stürzt schwer und bricht sich dabei den sechsten Halswirbel. Die Ärzte sagen später, nur wenige Millimeter hätten die junge Frau vor der Querschnittslähmung bewahrt. Sotschi ist gelaufen, Würth kämpft sich durch die Reha.

    Kurz vor Olympia 2018 erlitt Würth einen Kreuzbandriss

    Lohn allen Schuftens sollten die Winterspiele vier Jahre später in Pyeongchang sein. "Ich war voll fokussiert, manchmal auch zu ungeduldig", erzählt sie heute. Frohen Mutes ist sie, bis zum 16. Dezember 2017. Bei der Weltcup-Premiere des Team-Wettbewerbs für Frauen in Hinterzarten landet sie bei 97 Metern, strauchelt im stumpfen Neuschnee, stürzt und kracht in die Bande. Diagnose: Kreuzbandriss. Der nächste Rückschlag, wieder kurz vor den Olympischen Spielen.

    Würths Mutter wollte, dass sie aufhört

    "Ich habe mir damals sehr viele Gedanken gemacht. Es gab im Freundeskreis auch Menschen, die mir ein weiteres Comeback ausreden wollten. Und auch meiner Mutter wäre es wohl lieber gewesen, wenn ich die Ski einfach in die Ecke gestellt hätte", erzählt sie. Tat sie aber nicht.

    Würth, deren Bestweite bei 137 Metern liegt, quält sich auf kleinen Mattenschanzen daheim im Schwarzwald, kommt immer wieder an den Stützpunkt nach Oberstdorf und hat "zum Glück die richtigen Leute" um sich. Familie, Trainer, Physiotherapeuten, Teamkolleginnen. "Sie waren meine Mutmacher und haben mich in schweren Momenten immer wieder motiviert", sagt die Bundespolizistin. Und sie denkt in dieser schweren Zeit auch oft an ihren bislang größten Erfolg: die Goldmedaille im Mixed-Team bei der WM in Lahti 2017, zusammen mit Carina Vogt, Andreas Wellinger und Markus Eisenbichler.

    "Ich kam mit meinem Knie nur bis zu 90 Grad Beugung"

    Kurz vor Beginn der Saison 2018/2019 folgt eine weitere Operation, bei der Narbengewebe entfernt werden muss. "Ich kam mit meinem Knie nur bis zu 90 Grad Beugung und hatte schon geahnt, dass da etwas nicht stimmt", sagt Würth. Sie habe in all den Jahren schließlich gelernt, mehr auf ihren Körper zu hören. Der 65. Weltcup-Einsatz muss erneut verschoben werden – bis zum 1. Februar.

    Am kommenden Wochenende ist der Weltcup-Tross zu Gast in Oberstdorf. Nach der Qualifikation am Freitag, folgen am Samstag und Sonntag (jeweils ab 13 Uhr) zwei Einzel-Wettbewerbe auf der Großschanze. Würth freut sich: "In Oberstdorf lief es für mich bislang immer recht gut. Ich habe allerdings seit meiner Verletzung noch keinen Sprung von der Großschanze gemacht. Das ist noch einmal eine ganz andere Dimension."

    Favoriten sind freilich andere. Die beiden Teamkolleginnen Althaus und Juliane Seyfarth sowie die Gesamtweltcup-Führende Maren Lundby (24, Norwegen) zum Beispiel. Für Svenja Würth ist es ein weiterer Schritt zurück in die Normalität. Denn der Traum von den ersten Olympischen Spielen der Karriere lebt nach wie vor. Voller Optimismus meint sie: "Dann halt 2022 in Peking."

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