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Sommermärchen-Prozess: Glosse: Lasst die Herren doch endlich in Ruhe

Sommermärchen-Prozess

Glosse: Lasst die Herren doch endlich in Ruhe

Andreas Kornes
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    Deutschland im Sommer 2006: Fans schwenken Fahnen und jubeln einer Nachbildung des WM-Pokals auf der Fanmeile in Berlin zu.
    Deutschland im Sommer 2006: Fans schwenken Fahnen und jubeln einer Nachbildung des WM-Pokals auf der Fanmeile in Berlin zu. Foto: dpa

    Der heutige Montag ist ein guter Tag. Zumindest für die Herren Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Horst R. Schmidt. Das Trio war in der Schweiz wegen dubioser Geldströme rund um das Sommermärchen 2006 angeklagt. Der vierte im Bunde, Franz Beckenbauer, hatte sich mithilfe ärztlicher Atteste schon vor einiger Zeit aus der Runde verabschiedet. Die Vorwürfe sind seit heute verjährt, der Prozess vor dem

    2015 hatte der Spiegel aufgedeckt, dass rund um die Vergabe der Fußball-WM 2006 nach Deutschland 6,7 Millionen Euro zwischen DFB, Fifa und dem katarischen Strippenzieher Mohamed Bin Hammam hin und her flossen. Warum? Wieso? Weshalb? Bleibt ungeklärt. Kann ja mal passieren. Fünf Jahre sind auch wirklich schmal, diese Vorgänge ordentlich zu recherchieren. Vor allem wenn alle Beteiligten verschleiern, taktieren, schlampen oder kein Interesse an Aufklärung haben. Und dann kommt am Ende auch noch diese Pandemie dazu. Ohne die hätte das sicherlich noch geklappt. Ganz bestimmt.

    Mohamed bin Hammam hat den Erhalt von 6,7 Millionen Euro im Zuge der WM-Affäre 2006 bestätigt.
    Mohamed bin Hammam hat den Erhalt von 6,7 Millionen Euro im Zuge der WM-Affäre 2006 bestätigt. Foto: Shamshahrin Shamsudin, dpa

    Kaum eine Vergabe eines Sport-Großereignisses lief ohne dubiose Zahlungen ab

    Was nun bleibt, ist ein schaler Beigeschmack, denn es steht natürlich der Verdacht im Raum, dass auch Deutschland nicht anders als die anderen gehandelt hat. Dass es sich die WM mit ein bisschen Schmiermittel an den richtigen Stellen gekauft hat. Ein ungewöhnlicher Vorgang ist das in der Welt des großen Sports bei Weitem nicht. Kaum ein Großereignis, das nicht unter dem Verdacht des Stimmenkaufs steht. Jüngstes Beispiel sind die auf nächstes Jahr verschobenen Sommerspiele in Tokio. Rund um die Vergabe 2013 sollen 7,5 Millionen Euro geflossen sein. Und auch die nächste Fußball-WM 2022 in Katar soll die Scheichs ein paar Millionen ihrer Öl- und Gas-Dollar gekostet haben.

    Wer mag, kann sich durch die Großveranstaltungen der vergangenen Jahrzehnte googeln. Er wird nur wenige finden, die den Zuschlag allein deshalb erhielten, weil sie das beste Konzept vorgelegt haben. Stattdessen kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ein gut gefüllter Geldkoffer das beste Argument war und ist.

    Fußball-WM 2006: Deutsches Sommermärchen war super, oder?

    Das dürfte auch für die deutschen Funktionäre und Strippenzieher gegolten haben, als es darum ging, die Fußball-WM nach Deutschland zu holen. Sicher wissen werden wir das vermutlich nie.

    Ist ja auch egal, das Sommermärchen war doch super. In Erinnerung bleiben ein wunderbarer Fußballsommer und ein Deutschland, das sich der Welt als offen und freundlich präsentieren durfte. Das sollte uns doch ein paar Millionen Schmiergeld Wert sein. Und die Herren, die das arrangiert haben, sollte man in Ruhe lassen. Sie haben nur getan, was getan werden musste. Der heutige Montag ist also ein guter Tag. Oder sieht das jemand anders?

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