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Leichtathletik: Späte Genugtuung

Leichtathletik

Späte Genugtuung

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    Weil die Olympiasiegerin nachträglich des Dopings überführt wurde, verbesserte sich Betty Heidler von damals Bronze zu jetzt Silber.
    Weil die Olympiasiegerin nachträglich des Dopings überführt wurde, verbesserte sich Betty Heidler von damals Bronze zu jetzt Silber. Foto: Andreas Arnold, dpa

    Nach der feierlichen Zeremonie gab’s für Betty Heidler sogar noch ein kleines bisschen Gold. IOC-Präsident Thomas Bach klappte eine Schatulle auf und überreichte der früheren Hammerwerferin ein zierliches Halskettchen mit den fünf Ringen. Die Silbermedaille von den Sommerspielen 2012 in London hing da schon unübersehbar an ihrem Hals. So hatte noch nie eine deutsche Sportlerin Edelmetall bekommen.

    Nicht nur für die Ex-Weltmeisterin und Weltrekordlerin war die nachträgliche Zeremonie beim Deutschen Olympischen Sportbund in Frankfurt am Main etwas Ungewöhnliches. „Es überwiegt tatsächlich die Freude. Ich bin wirklich beeindruckt, wie anders die Farbe ist. Ich glaube, es ist ein Kompletttausch“, sagte die strahlende Heidler. Die 35-Jährige wurde sieben Jahre nach den Sommerspielen von London geehrt, weil die damalige Siegerin Tatjana Lyssenko später wegen Dopings disqualifiziert worden war. Die Russin war im Zuge von Nachkontrollen eingelagerter Proben aufgeflogen und ist als Wiederholungstäterin – ihr waren auch schon mal Weltrekorde wegen Dopings annulliert worden – für acht Jahre bis 2024 gesperrt worden. Damit rückte die drittplatzierte Heidler vor. In London hatte die Berlinerin, die damals für die LG Eintracht Frankfurt startete, nach einem nervenaufreibenden Wettkampf mit einem später korrigierten Messfehler Bronze gewonnen. Daraus ist nun endgültig Silber geworden. Die Polin Anita Wlodarczyk wurde nachträglich Olympiasiegerin. Heidlers frühere Klub-Kollegin Kathrin Klaas rückte vom fünften auf den vierten Platz vor.

    Bach, der damals in London noch als DOSB-Präsident Heidler die Medaille für den dritten Platz übergeben hatte, sagte: „Es sind zwiespältige Gefühle heute. Es tut mir leid für dich, dass diese Ehrung heute stattfindet – und ich freue mich für dich, dass diese Ehrung heute stattfindet.“

    Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat inzwischen die Rahmenbedingungen für nachträgliche Medaillenvergaben festgelegt, um einen würdigen Rahmen zu garantieren. Die sechs Optionen reichen von einer Ehrung bei den nächsten Olympischen Spielen bis hin zu einer Privatfeier. Heidler entschied sich für die Ehrung beim DOSB, mit Familienmitgliedern, Freunden, Wegbegleitern wie ihrem langjährigen Trainer Michael Deyhle und zahlreichen Spitzenfunktionären. Die Olympische Hymne erklang, und ein Spruch von IOC-Begründer Pierre de Coubertin stand als Motto auf einem großen Foto der Hammerwerferin: „Heute muss man Geschichte mit dem Bleistift schreiben. Es lässt sich leichter radieren.“

    „Es war ein sehr schöner und würdiger Rahmen“, sagte Leichtathletik-Bundestrainer Idriss Gonschinska. „Natürlich macht die Situation auch nachdenklich.“

    Heidlers Gemütslage war ähnlich. Sie sagte: „Heute endlich die richtige Medaille in Händen zu halten, ist ein gutes Gefühl. Und sie von IOC-Präsident Thomas Bach persönlich überreicht zu bekommen, ehrt mich außerordentlich. Auf der anderen Seite hoffe ich dringend, dass ein weiter verbesserter Anti-Doping-Kampf dazu führt, dass nachträgliche und späte Korrekturen gar nicht mehr erforderlich werden.“ (dpa)

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