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Speerwurf-Weltmeister: Johannes Vetter über seine Motivation: "Da bin ich gnadenlos"

Speerwurf-Weltmeister

Johannes Vetter über seine Motivation: "Da bin ich gnadenlos"

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    Deutsches Sperrwurf-Ass: Johannes Vetter.
    Deutsches Sperrwurf-Ass: Johannes Vetter. Foto: Bernd Thissen/dpa

    Johannes Vetter kennt keine Grenzen. Zumindest nicht im Speerwerfen. 91,49 Meter weit flog sein Speer vor zwei Wochen im finnischen Turku – Weltjahresbestleistung. Am Dienstag warf er in Chorzów (Polen) gleich zweimal über die 90-Meter-Marke. Ein Jahr vor der Neuauflage von Olympia steht der Weltmeister von 2017 international an der Spitze der Speerwerfer.

    Während andere Athleten nach der Verschiebung der Spiele 2020 ihr Training auf das Nötigste begrenzten, gab der 27-Jährige weiterhin alles. "Durch die Olympiaabsage und ohne EM stehen viele Sportler vor dem Problem, kein großes Ziel mehr zu haben. Ich kann mich aber auch an kleinen Zielen aufreiben und da meine Motivation rausnehmen", sagt Vetter. Zu seinen "kleinen Zielen" gehöre auch, Weltjahresbester und Deutscher Meister werden. Beides hat er schon erreicht. Nun versuche er noch "Stabilität in die Wettkämpfe zu bekommen". Erfahrung sei entscheidend, um sich zu verbessern.

    Sein Trainer schlug Vetter eine Pause vor - er sah das anders

    Dieses Wochenende geht es für den Weltmeister in seiner Heimat weiter: beim Speerwurf-Meeting in Offenburg will Vetter wieder Höchstleistung zeigen. Bei dem ISTAF im September in Berlin will er seine Siegesserie der letzten Jahre fortsetzen.

    Pause kennt Vetter nicht. Sein Trainer habe ihm zu Beginn des Lockdowns vorgeschlagen, erst mal zwei Wochen Urlaub zu machen und abzuschalten. Der Sportler hatte andere Pläne: "Das kam für mich nicht in Frage. Ich habe gesagt, ich hoffe auf Wettkämpfe." Also stand monatelanges Techniktraining ohne Leistungsüberprüfung in Form von Wettkämpfen auf dem Trainingsplan. Für Vetter kein Problem: "Ich kann auch über einen längeren Zeitraum stupide arbeiten, ohne dass ich an Motivation verliere. Da bin ich gnadenlos."

    2020 ist für den Speerwerfer die vierte Saison in Folge mit Würfen über 90 Meter. Das haben vor ihm erst drei andere Speerwerfer geschafft. Seine Topform führt er auf sein akribisches Training der letzten Monate zurück. "Das trägt jetzt Früchte. Und ich bin sicher, dass das auch nächstes Jahr Früchte tragen wird", ist Vetter überzeugt. Nächstes Jahr, zum verschobenen Höhepunkt Olympia 2021, will der Sportler seinen Trainingsvorsprung ausnutzen. Olympisches Edelmetall fehlt ihm noch. Vetter: "Ich habe ein ziemlich hohes Niveau und wenn ich verletzungsfrei bin, kann ich dieses Niveau relativ schnell wieder abrufen. Egal wann Olympia gewesen wäre, ich hätte auf jeden Fall eine Top-Performance abliefern können."

    Ob mit oder ohne Zuschauer, spielt für Vetter keine Rolle

    Ebenso überzeugt wie von seiner Leistung ist Vetter davon, dass die Spiele veranstaltet werden: "Ich glaube, dass Olympia auf alle Fälle statt finden wird." Zu viel Geld sei bisher in das Sportereignis gesteckt worden, als dass die Veranstaltung ein weiteres Mal abgesagt werden würde. "Vor allem die Verantwortlichen, die auch nicht wenig verdienen, müssen sich bemühen, in einem Jahr ein ordentliches Hygienekonzept auf die Beine zu stellen", verlangt der 27-Jährige. Es spiele für ihn keine große Rolle, ob die Veranstaltung ohne oder nur mit japanischen Zuschauern stattfinde. "Natürlich ist es immer schöner, wenn du die Leute direkt vor Ort begeistern kannst. Aber ich nehme das so wie es kommt. Das sind dann immer noch die Olympischen Spiele."

    Für Vetter ist es nicht selbstverständlich, dass er in diesem Jahr frei von Verletzungen auf Weltklasseniveau wirft. Nach dem Gewinn der Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft in Doha im vergangenen Jahr unterzog sich der Speerwerfer einer OP. Der Stemmfuß war lädiert. Durch das abrupte Umlenken der Kräfte wirke bei jedem Wurf eine Last von einer Tonne auf dem Fuß. "Das fühlt sich das an, als würde man mit einem LKW gegen eine Wand fahren." Jetzt gehe es dem Fuß wieder gut. "Es ist normal, dass mal die Hüfte, die Schulter oder der Ellbogen wehtut" so Vetter. Das sei aber nichts Ungewöhnliches: "Manchmal muss man die Zähne zusammenbeißen, aber das ist im Leistungssport normal."

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